AW: Fahrräder mit Renngeschichte?
Auto Union kann da nicht ganz als Maßstab gelten. Viele der schriftlichen Unterlagen und Baupläne wurden im Krieg verloren, das Werk Zwickau wurde von den Russen mit allem Inventar abgebaut und in die SU verbracht. Es ging vor allem um die Produktionsanlagen, mit den Rennwägen und Teilen wußten sie gar nichts anzufangen; eins der Rennautos landete, glaube ich, als Demonstrationsobjekt in einer Hochschule, die anderen wurden vermutlich verschrottet.
Es blieb nur ein Chassis ohne Karosserie im Westen, im Deutschen Museum München.
Irgendwann in den 80ern entdeckte dann ein US-Bürger russischer Abstammung einen der alten Renner in Teilen in der SU und brachte ihn unter abenteuerlichen Umständen in den Westen. Der Wagen ist mittlerweile neu aufgebaut, aber es gibt Unstimmingkeiten bei den Seriennummern. Ein weiterer aus dem Automuseum in Riga wurde nach dem Mauerfall von Audi gegen eine Replica getauscht und steht jetzt im Ingolstädter Werksmuseum.
Also eher ein Stück jüngere europäische Geschichte als ein Musterbeispiel, andere Rennwägen sind sehr eindeutig identifizierbar. Der Rahmen eines Werkssilberpfeil ist halt anders als der eines Serien-300SL
Die Situation bei den alten Rennrädern ist ungleich komplizierter, weil sich ein Rad, das tatsächlich bei der Tour de France eingesetzt wurde, sich oft nicht von einem Serienrennrad unterschied, nicht im Rahmen, und schon gar nicht bei den Teilen.
Ausnahmen sind einige Rennställe, die sich eine eigene Abteilung für den Profirennstall leisteten, in denen spezielle Rahmen für die Teamfahrer angefertigt wurden, wie zB Peugeot; Oder wenn Mechaniker an einigen Teilen Modifikationen anbrachten. Auch in kleineren Rennställen mag mal ein Mechaniker einen eigenen Rahmen für einen der Fahrer gebrutzelt haben.
Ich habe solche Rahmen schon in den Fingern gehabt, im Nachbarforum läuft ein Patria herum, das sich offensichtlich im Rohrsatz von Serienpatrias unterscheidet, weil er außergewöhnlich leicht ist und auch einen größeren Sattelstützendurchmesser aufweist, oder in Italien einen Atala, dessen Ausfallenden speziell beeilt waren; Das deutet auf eine Teamvergangenheit hin, aber Gewißheit gibt es keine, nur Mutmaßungen.