AW: Gefängnisstrafe für Doper?
Zitat aus Kaffee-Netz: Espressosaufende Radsportler
Die Sportler (und damit meine ich nicht nur speziell den Radsport, sondern generell den gesamten Leistungssport) sind nicht die Täter, sondern die Opfer - nochmal: die OPFER! - eines Systems, das sie nicht geschaffen haben und auf das sie nicht den geringsten Einfluss haben!
Das ist so nicht richtig. Die allermeisten dieser Sportler hatten irgendwann eine Wahl, und sie haben irgendwann Ihre Einwilligung gegeben. Damit sind sie keine Opfer mehr, sondern sie sind zu Mitläufern geworden. Es gibt tatsächlich nur wenige Opfer in diesem Bereich, und das waren Jugendliche, die ohne ihr Wissen "bedopt" wurden. Erwachsene Sportler sollten eigentlich merken, wann eine herbeigeführte Leistungsexplosion einsetzt.
Die "Kriegstreiber" sind (und zwar genau in dieser Reihenfolge) die Sportindustrie, die Medien und die Pharmaindustrie.
Das sehe ich ganz ähnlich, wobei mir hier noch die nationalpolitische bzw. Funktionärs- und Verbandesebene fehlt.
Systematische Doping-Kontrollen gibt es nur in wenigen Ländern - und selbst da werden sie immer wieder unterlaufen. In allen anderen Ländern wird munter drauflos gedopt, was das Zeug hält. Du kannst also davon ausgehen, dass die Leistungsstandards so hoch bleiben, wie sie sind. Niemand hat die Möglichkeit, das zu ändern. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten: verweigern oder mitmachen. Und da niemand etwas an dem System ändern kann, da es bei dem größten Teil aller Länder gar keine Chance der Einflussnahme gibt, kann es nur eine Konsequenz geben: Freigabe aller Dopingmittel! Das ist eine harte Konsequenz, die jedem übel aufstößt, der den Sport liebt, aber es geht nicht anders. Einen Riesenvorteil hätte es wenigstens: Es würde die Sportler entkriminalisieren, denn zur Zeit zieht einzig und allein der Sportler als Opfer den schwarzen Peter, indem seine aktive Sportkarriere, selbst die Karriere danach und seine Gesundheit auf dem Spiel steht. Und nebenbei wäre auch noch Schluss mit der unglaublichen Verlogenheit aller beteiligten Profiteure, die einem nur noch Übelkeit verursacht.
Hmm, im Sport soll also der gleiche Fehler begangen werden, wie er in der Drogenpolitik ins Haus steht? Legalisierung, weil schwierig zu kontrollieren? Ich bin kein Befürworter davon, dass man vor der "Organisierten Sportkriminalität" klein beigibt. Auch wenn man den Sport vielleicht nicht sauberkriegen kann, man kann einiges dazu beitragen, dass es besser wird und immer schwieriger wird zu bescheissen. So sollten z.B. die erwischten Sportler weitergehend zur Rechenschaft gezogen werden. Wer erwischt wird, sollte sich z.B. finanziell an den Kosten des Antidoping-Kampfes beteiligen müssen, indem er seine eingefahrenen Prämien der Saison einzahlt, oder auch die Geschichte mit dem Jahresgehalt. Hat das schonmal jemand gezahlt?
Außerdem müssen die illegalen Vertriebskanäle der Medikamente aufgedeckt werden und die Pharmakonzerne sollen zur Rechenschaft gezogen werden. Einige Medikamente wurden tatsächlich nur zum Sportbetrug bzw. der unnatürlichen Leistungssteigerung entwickelt. Dafür müssen die Hersteller mithaften. Und Verkäufer, Großhändler Apotheken etc. sollte der Weg zur Abgabe der Medikamente so schwer wie möglich gemacht werden, natürlich unter Androhung hoher Strafen.
Und finally muss ein Profisportler jeglicher Sportart sich dem Blutpass unterziehen und die Einwilligung geben, seine Proben einfrieren und eine zeitlang für spätere Nachuntersuchungen aufheben zu lassen. Das geht soweit ich weiß für 10 Jahre, ohne das die Blutprobe zerstört wird. Und solange sollte der Sportler auch voll für seine Taten haften. Finanzieren sollen diese Maßnahmen die Vereine, Sportler, Ausrüster, in ihrem eigenen Interesse.
Freigabe muss also sein - alles andere ist unrealistisch, aber unter einer Bedingung: bereits im Jugendsport muss aufgeklärt werden und jedem jugendlichen Talent (einschließlich der Eltern), das Aussichten auf eine Karriere als Leistungssportler hat, muss deutlich gemacht werden, worauf er sich einlässt! (Aber leider ist auch das unrealistisch. Dem Beharrungsgesetz als erstem der Newton'schen Axiome folgend, wird alles so bleiben wie es ist!)
Wie soll das denn überhaupt noch kontrolliert werden, wer was wie nimmt? Willst du wirklich die Freakshow?
Jugendliche Sportler müssen auch jetzt schon aufgeklärt werden, es ist nicht nötig diese auf der Jagd nach Höchstleistungen in den Tod zu schicken. Man sollte mal eine Statistik veröffentlichen, wieviel Sportler schon an Doping und den Folgen gestorben sind und wie die durchschnittliche Lebenserwartung eines dopenden Sportlers ist.
Ich gebe zu, dass dies nur die Wahl zwischen Pest und Cholera ist, aber es gibt leider keine andere Möglichkeit - jedenfalls nicht, solange das System in der Hand von Verbrechern ist, denen unsere Gesundheit in halber Leibeshöhe vorbei geht - Hauptsache, sie machen ihren Profit auf unsere Knochen!
Das ist keine Wahl, sondern eine Kapitulation. Außerdem scheint es mir wirklich daneben zu sein in diesem Falle von "unsere Gesundheit" zu reden, oder bist du ein zwangsbedopter (Ex-) Profisportler?
P.P. S. Wer den Rennalltag nicht kennt, kann das natürlich nicht nachvollziehen, aber fragt mal xxxxx, was es für die menschliche Leistungsfähigkeit heißt, alle zwei bis drei Tage ein Rennen auf Höchstniveau zu fahren! Und welcher Druck dahinter steht: Weichst Du nur einige Prozent von Deiner Leistungsspitze ab, wackelt der Vertrag und damit gerät Deine komplette Lebensperspektive in Gefahr!
Wem geht das in seinem Job denn nicht so? Wer kann es sich denn erlauben großartig Fehler im Berufsleben zu machen, ohne dafür Konsequenzen tragen zu müssen, die genauso die kompette Lebensperspektive in Gefahr bringen können?
Irgendwie kann ich deiner Argumentation nicht so richtig folgen und auch nichts abgewinne. Das ist mir viel zu viel (typische deutsche?) "Dagegen kann man nichts machen"-Mentalität. Hätten sich alle Menschen entlang der Geschichte so verhalten, würden wir immer noch auf Bäumen leben und hoffen, das uns der nächste Blitz ein Feuer gegen die wilden Tiere entfacht, wenn du verstehst, was ich meine...
Ich hab da wirklich noch mehr Hoffnung, dass die Zeiten sich bessern, aber bevor man Ordnung schaffen kann, kommt erstmal ein Riesenchaos zum Vorschein.