so viel zu Sonntag:
Treffpunkt 1: "Hab' deine Handy Nummer nicht mehr gefunden - sonst hätte ich heute abgesagt!" Gut. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich sonst noch aufgerafft hätte.
Die Sonne brennt. racegirl, während sie ihre Regenjacke ins Trikot stopft: "soll heute noch Gewitter geben". Sieht aber garnicht danach aus.
Ist wohl noch früh genug. Der Slalom am Rheinufer hält sich erstaunlicherweise in Grenzen.
Treffpunkt 2: "Wären wir nicht verabredet gewesen, wäre ich heute nicht gefahren." hmm, hatten wir das nicht schon?
"wenn wir aus Köln raus sind, muß an jeder Kreuzung jemand anderes bestimmen, wo wir lang müssen." ... mir wird almählich klar, warum ich die Karte mitnehmen sollte.
Wow, das Tempo ist ja wieder richtig klasse. Alle 3 fahren brav GA1. Ist 'ne richtig schön zusamenpassende Gruppe.
"nur noch 55km - dann hab' ich die tausend KM auf dem Rad voll". "Klasse, dann haben wir halbzeit und können Eis essen gehen".
"Wollen wir wirklich dem ausgeschilderten Radweg durch die Ville folgen?" - klar, der Schotter hört ja bestimmt gleich auf. Wir hätten wohl doch auf die Karte schauen sollen ...
MTB'ler machen irgendwie dumme Gesichter, wenn man mit dem Rennrad in ihrem Revier wildert. Oder reagieren die nur auf den leicht verzerrten Gesichtsausdruck, den wir zeigen? Egal. Der Schotter hört bestimmt gleich auf. Ist schon erstaunlich, welche Steigungen man auf Schotter mit dem Rennrad rauf und (lebend) wieder runter kommt.
Jippie - der Schotter ist vorbei. Wir haben die Ville hinter uns gelassen.
"Almählich können wir nach 'ner Eisdiele ausschau halten". Hmm, wir sind mitten auf dem Land - irgendwo Richtung Zülpich. Hier 'ne Eisdile finden?
"Oh, sind doch noch 15km mehr, bis ich die tausend voll habe". Mist, Eis ist noch weiter weg. Und wenn's das erst bei Halbzeit gibt...
Jippie - Eisdiele gefunden! Dank Tip der Einheimischen sitzen wir in Zülpich. "Sie wollen Zahlen?" "ne - wir hätten gerne noch was". Hui, das Gesicht war die Reise wert.
Beim Kartenstudium: "hier den WASB Radweg können wir nehmen". "Da soll's auch einen Asphaltierten weg durch die Ville geben". Aja. schauen wir mal...
nachdem uns 2 unbekannte Rennradler in der Eisdiele ablösen, geht's wieder los. Wir kommen sogar durch die Ortschaften, die wir beim Kartenstudium gefunden haben.
"Hier müssen wir rechts"! Warum das denn? Köln geht doch gerade aus! Hmm, ok, da ist durchfahrt verboten für Radfahrer. Also umfahren - geht auh schief - wir stehen wieder in Liblar.
"Wenn wir durch die Ville wollen, müssen wir uns aber beeilen. Bei Gewitter will ich da nicht durch". Warum das denn? Solange es weit genug weg blitzt, passt das doch.
Die ersten Tropfen fallen vom Himmel. Es wird almählich dunkel. Nach etwas hin und her stehen wir wieder vor der Ville. Racegirl und Clarissa haben ihre Regenjacken angezogen. Ich hab' natürlich keine mit...
Ich höre mich sagen: "Laut Karte ist der weg da nach ein paar Metern asphaltiert". Ok wir fahren wieder durch die Ville. Von Asphalt keine Spur. Die vom Dreck schleifenden
Bremsen legen nahe, warum Crosser andere
Bremsen haben. Nach scheinbar nicht endendem Hin- und Her schaffen wir doch irgendwie, da wieder rauszukommen. Warum steht auf dem Schild da vorne "Liblar"?
Oh, Da vorne geht's doch weiter Richtung Brühl.
Mann, rollt das einfach nach der Cross-Einlage. Warum wird's nur schon wieder dunkler. Das Unwetter hatte doch schon nachgelassen.
"Wir sind zu schnell" - "nein, ich komme mit - aber wir holen das Gewitter wieder ein". Mist. Stimmt.
Oha, ist das ein Wind. Blätter und kleine Äste wirbeln uns ins Gesicht.
Geschafft, wir stehen unter dem Dach einer Tankstelle. Es fängt richtig übel an zu schütten. Man kann kaum "Raus" schauen, soviel Wasser geht da nieder.
"Bis wohin müssen sie denn noch?" "Wir wollen noch zurück nach Porz" Der Blick des Tankwarts wird noch mitleidender als der seiner Kunden. Zum Glück ist die Versorgung klasse: Die von den beiden Mädels erstandene Packung Brot, Salami und Wasser werden verteilt. Komischer Weise sind wir uns trotzdem einig, daß es bisher eine richtig tolle Tour war.
Nach einer ganzen Weile (mir wird almählich kalt) lässt der Regen nach. Die Blitze zucken inzwischen in einiger Entfernung und schon viel seltener. Der Wind hat zum Glück auch nachgelassen.
T'schuldigung - mir war nicht kalt. *jetzt* ist mir kalt! So mit Wasserkühlung von oben und unten und ohne die wärmende Tanke ist's *richtig* Kalt. Wenigstens brauch man sich beim Hinterradlutschen keine Sorgen machen, zu wenig Mineralien und Schwermetalle aufzunehmen. Das macht die Entscheidung, selbstlos die Windarbeit zu übernehmen irgendwie einfacher. Ich kann ja jetzt auch schneller fahren - Der Pulsmesser hat dank verrutschtem Gurt nur noch Märchenwerte und kann mich nicht mehr dran erinnern, daß ich zu schnell bin.
Super, der Telefonjoker wird immer wieder angesprochen, aber noch hat ihn keiner gebraucht.
Die Autofahrer gucken ein bischen Doof, wenn sie uns überholen. Haben die noch nie patschnasse, verdreckte Rennradler gesehen, die in strömendem Regen in kurzen Klamotten unterwegs sind? Oder liegt das vieleicht doch am Slalom um die Äste, die auf der Straße liegen? Radwege nutzen ist unmöglich. Irgendwo steht auch die Feuerwehr und räumt Äste von der Straße. Klasse. Jetzt weiß ich auch, warum wir bei Unwetter nicht durch die Ville sollten...
Clarissa verabschiedet sich irgendwann. Trotz Dreckwetter hat das noch erstaunlich gut gerollt.
Komisch, jetzt ist am Rheinufer keine Sau mehr. Zurück am Start schlägt's 129km in 8:24 Stunden. Der Tacho will mir weiß mache, das war ein 30'er Schnitt. Lügner. Fahrzeit hab' ich nicht. Aber ohne die Wartezeiten dürften wir trotz aller Widrigkeiten noch knapp über 21km/h gewesen ein.
Und ja, das hat saumäßig Spaß gemacht
