Wer kennt Stiebert?
Noch zu einer Besonderheit des Rahmens: alle drei Hauptrohre haben den gleichen Durchmesser (28,6 mm)
Mehr Infos hab ich leider auch nicht, vielleicht weiß ja noch jemand bisserl mehr ?
Stiebert-Rahmen sind etwas ganz Besonderes. Seit zwei Tagen ist das Rätsel gelöst. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um den Kontakt zur Familie des inzwischen leider verstorbenen Herrn Stiebert (1938-2012) herzustellen.
Fritz Stiebert — Eine Würdigung
Fritz Stiebert hat von 1979 bis 2001 Fahrradrahmen gebaut. Er war (Kunst-)Handwerker mit Leib und Seele, hatte ursprünglich Schreiner/Tischler gelernt, was seinen Sinn für genaues Arbeiten sehr geschärft hat.
Die Rahmen sind extrem selten, denn obwohl Fritz Stiebert rund 22 Jahre Rahmen für den Rennsport gebaut hat, dürften kaum mehr als 100 Rahmen pro Jahr entstanden sein, gegen Anfang und Ende noch deutlich weniger. Preislich hat sich Fritz Stiebert unterhalb von Colnago angesiedelt (Colnago 1600 DM, Stiebert 1200 DM), was aber für Mitte der 1980er (?) durchaus noch ein stolzer Preis war. [Zum Vergleich: Wilhelm Altinger setzte 1981 für seine Rahmen Materialkosten von 350 DM an und 30 Arbeitsstunden. Ein Komplettrad gab es ab 2500 DM.]
Verbaut wurden bei Fritz Stiebert ausschließlich Rohrsätze von Reynolds und Columbus, lackiert wurde in der eigenen Lackkammer. Die von Reynolds geforderten Zertifikate lagen alle vor. "Master Builder" war drauf zu lesen, berechtigt Rahmen gebaut mit Reynolds 753 an die "general public" zu verkaufen.
Nahezu alle Rahmen waren Auftragsarbeiten, und die Kunden wurden auf einem eigens gebauten Messrahmen vermessen.
Fritz Stiebert legte größten Wert auf saubere Verarbeitung, und das sieht man den Rahmen an: perfekt gefeilte Muffen, super Lackierung, keine Rahmenaufkleber, sondern mit Schablone auflackierte Schriftzüge.
Die Werkstatt lag in Augsburg-Haunstetten. Fritz Stiebert unterhielt eine reine Rahmenproduktion, baute aber auch Räder auf, jedoch nie als Inhaber eines Radladens. Stiebert war überzeugter Rahmenbauer, sonst nichts. Er war immer nur
artisan constructeur de cycles, wie die Franzosen sagen, und nie Händler. Auch das merkt man den Rädern an, die Konzentration auf das Wesentliche.
Mit den örtlichen Radsportlern, allen voran Willi Singer (TdF-Teilnehmer) und Peter Krauß (als Mäzen und Sponsor; u.a. verdankt ihm Augsburg die Radsporthalle/Velodrom), war Fritz Stiebert sehr gut bekannt.
Es ist langsam an der Zeit, Fritz Stiebert die Anerkennung zukommen zu lassen, die er verdient hat. Es steht den anderen Rahmenbauern, die hier zum Teil sehr verehrt werden, in nichts nach. Falls Ihr noch Räder und Rahmen aus dem Hause Stiebert habt, bitte her damit, es gibt nichts Besseres.