AlexExtreme
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Ich habe gerade ein Thesenpapier für eine Kommilitonin überarbeitet und habe an einer Stelle folgende Anmerkung niedergetippt:
Es geht dabei um die These, dass Spielregeln moralisch indifferent sein, Doping jedoch dem Sport den "Sinn" berauben würde.
Was genau ist das Problem dabei, dass Doping das Spiel "an sich" ad absurdum führt? Und tut es das überhaupt? Ein Spiel erhält seinen "Sinn" zum einen durch die (Spiel-)Regeln, die zumindest teilweise von allen Beteiligten befolgt werden müssen, damit es ein Spiel geben kann. Ausnahmen stellen da offensichtlich kein Problem dar (Regelverstöße werden innerhalb des Spiels nach Ermessen sanktioniert). Spielregeln an sich sind per se moralisch neutral/indifferent. Die zweite Komponente ist der Wettkampf, das Kräftemessen. Auch hier könnte man sagen, dass ein teilweiser Verstoß gegen die externen Regeln, also Dopingtätigkeiten, den Wettkampf nicht beenden. Im Gegensatz zu den (Spiel)Regeln könnten sogar alle Beteiligten dopen, einen Wettkampf würde es dennoch geben. Selbst eine einseitige Dominanz scheint kein Problem zu sein, also angenommen, es dopt nur ein Einzelner oder ein Kollektiv: Der FC Bayern München dominiert die Bundesliga (aus welchen Gründen ist für das Beispiel irrelevant). Das hält aber keinen Fußballclub davon ab, sich weiterhin den Wettkampf zu stellen und die Zuschauerzahl sinkt ebenfalls nicht. Doping existiert in geradezu allen Sportarten, natürlich da besonders, wo man viel (finanziell) viel gewinnen kann, aber auch auf Amateurniveau. Insofern scheint Doping aus pragmatischer Sicht genauso unproblematisch zu sein, wie Regelverstöße.
Sport dient der Unterhaltung und dem Kommerz, daher ist ein Vergleich zu bspw. einer Doktorprüfung nicht angebracht: Sport kann auch mit Betrug funktionieren. Wenn jemand einen medizinischen Doktortitel erhält oder er als Jurist ausgezeichnet wird, er oder sie aber keinerlei wirkliche Profession auf diesem Gebiet besitzen, dann scheint es durchaus problematisch zu sein. Im Profisport wird durch Doping i.d.R. keine Profession ersetzt, Doping ist vielmehr ein Additiv. Es gibt meiner Einsicht nach keinen Grund anzunehmen, dass Dopingverstöße anders gehandhabt werden sollten, als Regelverstöße. Wenn Regelverstöße moralisch neutral einzuschätzen sind, dann muss das für Dopingverstöße auch gelten.
Das bedeutet nicht, dass Doping- und Regelverstöße nicht aus anderen Gründen moralisch problematisch sein könnten. Wenn man die moralisch präskripitive, quasi-externe Regel "du sollst fair sein" über den Sport stülpt, bekommt man leicht eine Problematisierung zu Stande. Es ließe sich dann wiederum fragen, wie man eine präskriptive Regel begründen kann, ohne auf objektive Werte Bezug zu nehmen. Letztere bekommt man nämlich nicht logisch deduziert. Eine mögliche Antwort: Das ließe sich evtl. mit einer Interessensethik erreichen. Es könnte sich z.B. eine hinreichende große Mehrheit von Menschen in einer Gesellschaft finden, die aus egoistischen Motiven eine moralische Regel etablieren wollen, die Chancengleichheit befördern soll. Und diese Regel würde eben nicht vor den Sport halt machen.
Mein Punkt hierbei ist: Doping führt den Sport nicht ad absurdum, also im logischen Sinn. Die Spielregeln sind in dieser Hinsicht viel entscheidender. Wenn man nicht wüsste, wie man überhaupt eine Leistung für ein Spiel erbringen könnte, dann gäbe es ohnehin keinen Wettkampf, keine Vorteilssuche, kein Spiel und kein Sport.
(Moralische Argumente auf Grund von gesundheitlichen Risiken bei Doping habe ich bewusst außen vorgelassen und mich auf die Logik und die Moral beschränkt.)
Wie seht ihr das?
Edit: Sorry, das gehört natürlich ins Unterforum Doping. Könnte das vielleicht ein Mod verschieben?!
Es geht dabei um die These, dass Spielregeln moralisch indifferent sein, Doping jedoch dem Sport den "Sinn" berauben würde.
Was genau ist das Problem dabei, dass Doping das Spiel "an sich" ad absurdum führt? Und tut es das überhaupt? Ein Spiel erhält seinen "Sinn" zum einen durch die (Spiel-)Regeln, die zumindest teilweise von allen Beteiligten befolgt werden müssen, damit es ein Spiel geben kann. Ausnahmen stellen da offensichtlich kein Problem dar (Regelverstöße werden innerhalb des Spiels nach Ermessen sanktioniert). Spielregeln an sich sind per se moralisch neutral/indifferent. Die zweite Komponente ist der Wettkampf, das Kräftemessen. Auch hier könnte man sagen, dass ein teilweiser Verstoß gegen die externen Regeln, also Dopingtätigkeiten, den Wettkampf nicht beenden. Im Gegensatz zu den (Spiel)Regeln könnten sogar alle Beteiligten dopen, einen Wettkampf würde es dennoch geben. Selbst eine einseitige Dominanz scheint kein Problem zu sein, also angenommen, es dopt nur ein Einzelner oder ein Kollektiv: Der FC Bayern München dominiert die Bundesliga (aus welchen Gründen ist für das Beispiel irrelevant). Das hält aber keinen Fußballclub davon ab, sich weiterhin den Wettkampf zu stellen und die Zuschauerzahl sinkt ebenfalls nicht. Doping existiert in geradezu allen Sportarten, natürlich da besonders, wo man viel (finanziell) viel gewinnen kann, aber auch auf Amateurniveau. Insofern scheint Doping aus pragmatischer Sicht genauso unproblematisch zu sein, wie Regelverstöße.
Sport dient der Unterhaltung und dem Kommerz, daher ist ein Vergleich zu bspw. einer Doktorprüfung nicht angebracht: Sport kann auch mit Betrug funktionieren. Wenn jemand einen medizinischen Doktortitel erhält oder er als Jurist ausgezeichnet wird, er oder sie aber keinerlei wirkliche Profession auf diesem Gebiet besitzen, dann scheint es durchaus problematisch zu sein. Im Profisport wird durch Doping i.d.R. keine Profession ersetzt, Doping ist vielmehr ein Additiv. Es gibt meiner Einsicht nach keinen Grund anzunehmen, dass Dopingverstöße anders gehandhabt werden sollten, als Regelverstöße. Wenn Regelverstöße moralisch neutral einzuschätzen sind, dann muss das für Dopingverstöße auch gelten.
Das bedeutet nicht, dass Doping- und Regelverstöße nicht aus anderen Gründen moralisch problematisch sein könnten. Wenn man die moralisch präskripitive, quasi-externe Regel "du sollst fair sein" über den Sport stülpt, bekommt man leicht eine Problematisierung zu Stande. Es ließe sich dann wiederum fragen, wie man eine präskriptive Regel begründen kann, ohne auf objektive Werte Bezug zu nehmen. Letztere bekommt man nämlich nicht logisch deduziert. Eine mögliche Antwort: Das ließe sich evtl. mit einer Interessensethik erreichen. Es könnte sich z.B. eine hinreichende große Mehrheit von Menschen in einer Gesellschaft finden, die aus egoistischen Motiven eine moralische Regel etablieren wollen, die Chancengleichheit befördern soll. Und diese Regel würde eben nicht vor den Sport halt machen.
Mein Punkt hierbei ist: Doping führt den Sport nicht ad absurdum, also im logischen Sinn. Die Spielregeln sind in dieser Hinsicht viel entscheidender. Wenn man nicht wüsste, wie man überhaupt eine Leistung für ein Spiel erbringen könnte, dann gäbe es ohnehin keinen Wettkampf, keine Vorteilssuche, kein Spiel und kein Sport.
(Moralische Argumente auf Grund von gesundheitlichen Risiken bei Doping habe ich bewusst außen vorgelassen und mich auf die Logik und die Moral beschränkt.)
Wie seht ihr das?
Edit: Sorry, das gehört natürlich ins Unterforum Doping. Könnte das vielleicht ein Mod verschieben?!