Wenn man sich die Stelle mal anschaut, ist es durchaus glaubhaft, was die Frau sagt - es ist durchaus plausibel, dass sie sich vollkommen vorschriftsmäßig verhalten hat, und es dennoch zum Unfall gekommen ist.
Sicht des Radfahrers (auf dem Fahrradweg noch schlechter wg. spitzerem Winkel):
Sicht der Autofahrerin:
Regelgerecht muss ein Fahrzeug hier zunächst an der ersten Haltelinie anhalten, um ggf. vorfahrtsberechtigten Radfahrern (von links und rechts) die Vorfahrt zu gewähren. Danach muss es sich auf die Sichtachse zur kreuzenden Straße vortasten und auf von links kommende vorfahrtsberechtigte KFZ achten. Das erwartete Verhalten ist also: erste Haltelinie - Blick nach links UND rechts - dann vortasten mit Blick nach links.
Das Problem: Weder Auto noch Radfahrer können einander ausreichend sehen.
In der Zeit, in der ein Autofahrer von der ersten Haltelinie losrollt (mit dann vorschriftsmäßigem Linksblick), bis zu dem Zeitpunkt, in dem er die Fahrradüberquerung blockiert, kann ein durchschnittlich schneller Radfahrer hier aus dem Nichts auftauchen.
Ein Fahrradfahrer kommt hier Ende eines längeren Bergabstrecke wohl typischerweise mit einem eher hohen Tempo an. Gleichzeitig kann man als Radfahrer ebenfalls überhaupt nicht erkennen, ob von links ein (haltepflichtiges) Auto kommt.
Das Problem ist also hier (mal wieder) die ziemlich hirnlose und gefährliche Verkehrsführung für Radfahrer. Da kommen einige Dinge zusammen:
- Radverkehr in beide Richtungen auf einer Spur (erfordert beidseitiges "checken" der Autofahrerin, und final linkes checken)
- "Schlenker" im Radweg an den Einmündungen (eine Unsitte, die regelmäßig zu den "Übersehen"-Unfällen führt)
- Schallschutzwand, die beiden Fahrzeugen auch noch das letze bisschen an Sicht nimmt.
Das alles führt dazu, dass ein Radfahrer hier nur sicher fahren kann, wenn er effektiv auf sein Vorfahrtsrecht verzichtet und an der Einmündung aus hoher Geschwindigkeit bis auf Schrittgeschwindigkeit abbremst.
Formal und am Reissbrett mag das planerisch ja akzeptabel erscheinen (wie schon weiter oben im Thread gesagt, muss der Radfahrer ggf. ebenfalls seine Geschwindigkeit vermindern, wenn die Verkehrslage unklar ist). In der Realität führt diese Kombination aus bergab + Vorfahrt + fehlende Sichtachse ziemlich voraussehbar zu kritischen Gefahrensituationen.
Ich würde mich hier auf der (Tempo 50-)Straße sicherer fühlen.