Speichst Du selbst ein, oder suchst Du einen fertigen Radsatz?
Wenn Du selbst einspeichen willst, kann ich für den genannten Anwendungsfall empfehlen (alle tubeless-fähig):
Duke World Runner. Die kann das wirklich alles, ist aber leider sauteuer und nicht für schmale
Reifen gedacht. Tolle Verarbeitung, schöne Oberfläche, optisch nicht zu auffällig.
https://www.duke-racingwheels.com/e..._profile-asymmetric/62-rim_finish-satin_black
Kinlin TL21. Gerade noch fairer Preis, optisch etwas gewöhnungsbedürftig; z.B. hier:
https://shop.ginkgo-veloteile.de/La...2mm.html?force_sid=3j0j02cnnjbu0bum8m256kiduh
DT RR 481 oder GR 531, je nach Reifenbreite, z.B. hier:
https://komponentix.de/felgen/aluminiumfelgen/337/dt-swiss/rr-481-db?c=53
https://komponentix.de/felgen/aluminiumfelgen/451/dt-swiss/gr-531?c=53
Eternity R0014, R0008 und ähnliche.
http://www.ety-rim.com.tw/eng_product_detail.asp?Fkindno=F000003&Pidno=201706060008
Das sind wirklich erstklassige
Felgen, falls man sie mal irgendwo bekommt; die Handelspreise wirken leider etwas unfair, wenn man die Einkaufspreise kennt. Zur Zeit am ehesten noch über DCR/Bitex England zu bekommen, z.B.:
https://bitexhubs.co.uk/product/dcr-24-30-rim-brake/
Wer zwei oder drei Monate warten kann und einige Sätze im Freundeskreis verhökern will, bestellt am besten eine gemischte 12er-Kiste direkt beim Hersteller; das klappte bislang reibungslos und der Preis pro Felge lag inkl. Zoll und Steuer dann um die 22 €. Ich hatte selten so schön gefertigte
Felgen in den Händen, bislang halten auch alle (und einiges aus).
Weil ich das Thema "Gepäck am Rennrad/Randonneur" gut kenne, obwohl ich die 120 Kilo insgesamt nicht erreiche, noch ein paar grundlegende Empfehlungen dazu:
Unterschätze nicht die Rolle des
Vorderrads bei einem Reiserad, das
viel Gewicht auf dem hinteren Gepäckträger hat.
Das gilt besonders bei rennradartigen Rahmen mit relativ kurzem Hinterbau, weil man es dort nicht schafft,
den Schwerpunkt der beladenen Taschen vor die Hinterachse zu bekommen.
In so einem Fall greifen dann schon 10-12 Kilo auf dem hinteren Träger gehörig in die Lenkung und erzeugen bei sehr vielen derartigen Rädern ein konstantes Lenkerpendeln, das zwar auch bei besonderen Belastungen nicht deutlich schlimmer wird, aber die gesamte Reise lang andauernd nervt.
Bei zweien meiner eigenen Räder lässt sich das Pendeln schon im Stand provozieren und man kann gut beobachten, welche Rolle das Vorderrad dabei spielt: Seitensteifigkeit der Felge, Volumen und Druck des Reifens. Mehr Luftdruck im gleich breiten
Reifen hilft nur wenig, sehr viel mehr Luftdruck im schmaleren (!)
Reifen hilft spürbar und ein steiferes Vorderrad hilft ganz deutlich; damit verschwindet das Problem mit etwas Glück sogar ganz.
Vor diesem Hintergrund
rate ich beim Reiserad ab von:
- Einem Vorderrad mit wenig Speichen: 24 reichen nur mit einer gewaltig steifen Felge, 28 sind besser, 32 sind sinnvoll.
- Besonders leichte Felge: 470-500 Gramm dürfen es bei der angegebenen Belastung ruhig sein.
- Radialspeichung oder einfach gekreuzt: Dabei wird die Speichenspannung unnötig hoch und steht in keinem guten Verhältnis zur Verwindungssteifigkeit des ganzen Vorderrads. Zweifach gekreuzt darf es ruhig sein, dreifach natürlich auch.
- Ausgesprochene Leichtbaunaben für Schnellspanner: So eine 70-Gramm-Nabe hat meistens keine besonders steife Achse, keine besonders stabilen Lager und bekommt am voll beladenen Reiserad oft schon nach wenigen tausend Kilometern Lagerspiel, was das Grundproblem noch vergrößert.
- Besonders elastische Speichen: Bei Speichenzahlen unter 28 darf das Mittelteil der Speiche am Reiserad ruhig 1,8 mm dick sein, statt 1,5.
- Allzu schmale Reifen, wenn wirklich mit viel Gewicht und auch mal auf schlechten Straßen gefahren werden soll. 30-35 mm dürfen es am Reiserenner ruhig sein.
Wer wirklich nur auf gutem Teer fährt, kommt natürlich auch mit 25 oder 28 mm aus und hat davon meiner Meinung nach mit leichtem bis mittlerem Gepäck sogar Vorteile, aber das klappt auf langen Reisen mit Navi oder Karten nie durchgehend und wird dann ärgerlich.
Den Radsatz für ein Reiserad würde ich selbst bauen, um einige
Kleinigkeiten beachten zu können, die bei fertigen "Serienrädern" nur selten so sind:
- Unterlegscheiben von ordentlicher Größe (Sapim oval) unter den Nippeln bei ungeösten Felgen, weil niemand auf der großen Urlaubstour ein ausgerissenes Nippelloch erleben will.
- Hohe Speichenspannung am oberen Ende des Erlaubten.
- Besonders dünne Speichen bestenfalls nur dort, wo sie nicht nerven können, nämlich hinten inks.
- Keine Alunippel hinten rechts.
- Hinterradnabe mit möglichst geringem Mittenversatz, den viele "moderne Leichtbaunaben" durch den aufgesteckten Freilauf unnötig vergrößern - Shimano-Kassettennaben haben da oft 3 mm weniger bei ansonsten ähnlichen Abmessungen. Ein höherer Speichenflansch auf der Zahnkranzseite hilft meistens auch, ein breiterer Hinterbau hilft am meisten.
Mit Hinterrädern, auch relativ leichten, hatte ich bislang auch bei 12-15 Kilo auf dem hinteren Träger und auf Feldwegen keine Probleme, erreiche aber wie gesagt auch nicht die 120 Kilo insgesamt. Das ist trotzdem interessant, das hatte ich so nicht erwartet; genervt haben mit Gepäck immer nur die Vorderräder.
Als
Speichenrechner empfehle ich Freespoke, weil dort auch die Kraftverteilung im Rad angezeigt wird:
https://kstoerz.com/freespoke/
Bei Rädern für Scheibenbremsen tauchen einige der genannten Schwachpunkte nicht auf, weil sowieso keine superleichten Speichen in geringer Anzahl ohne Kreuzung verwendet werden können und die Naben/Gabeln/Rahmen meistens für Steckachsen gedacht sind, was die ganze Sache nochmal deutlich stabiler macht.
Am Reiserad würde ich ansonsten noch darauf achten:
- Dass die Belastung durchs Gepäck möglichst gleichmäßig am Rad verteilt ist. Wenn möglich, verwende an der Gabel einen steifen "Lowrider", z.B. Tubus Tara, mit einem Satz kleiner bis mittelgroßer Taschen. Die Lowrider-Taschen sollen ihren Schwerpunkt dann nicht vor der Vorderachse haben, besser darüber oder etwas dahinter.
- Dass sämtliche Taschen sehr gut und wackelfrei am Rad fest sind. Leider geht das mit den meisten bekannten, typischen Packtaschen nur mit etwas Zusatzaufwand, weil an jedem mir bekannten System mindestens eine Halterung pro Tasche nicht wirklich gut greift, oft auch alle drei.
- Dass grundsätzlich nicht zu wenig Gewicht aufs Vorderrad kommt - also lieber nicht deutlich aufrechter sitzen, als auf den Rennrad und auch lieber keinen Rahmen mit allzu langem Vorderteil und allzu flachem Lenkkopfwinkel für die Reise verwenden.