Grundsätzlich finde ich den Velogical gut, aber nach ausgiebiger Erprobung unter allen denkbaren Verhältnissen nicht mehr sehr gut.
Kurz gesagt, ist das eine tolle und feine Lösung für Sommerräder, die nur gelegentlich mal nachts gefahren werden und nicht lange Zeit im Regen laufen.
Für echte Arbeitstiere ist er aber eher nicht so gut; für Ganzjahresräder, die bei jedem Wetter hart bearbeitet werden, ist er gar nix und würde mir auch leid tun.
Vorteile Velogical:
- Leicht! Wiegt mit Halter wirklich nur ca. 70 g = konkurrenzlos!
- Wenig Widerstand! Bei normaler Tourengeschwindigkeit praktisch nicht wahrnehmbar.
- abschaltbar
- für Seitenläufer vergleichsweise leise (summt etwas, wird aber vom Fahrtwind schnell übertönt)
- schön (persönliche Meinung)
- extravagante Lösung (wenn man sowas mag und braucht)
Nachteile:
- Bei Dauerregen und Bremsabrieb eben NICHT durchrutschsicher! Siehe nachfolgende Erklärung.
- Auslösehaken viel zu kurz und eigentlich ein Scherz, weil während der Fahrt nur mit Konzentration und Hinschauen bedienbar
- Einstellung schwierig wg. deutlichem Spiel in der Führung
- Klemmschraube für Feder unterdimensioniert, nächstgrößeres Gewinde nur bedingt machbar
- Lagerung nicht wirklich wasserdicht
- System braucht viel Aufmerksamkeit und etwas Pflege
Zum Durchrutschen:
Selbst bei maximal möglicher Vorspannung (also bis zum plastischen Verbiegen der Feder, die dadurch den möglichen Anpressdruck begrenzt) rutscht der Dynamo bei Dauerregen und Bremsabrieb nach einiger Zeit weitgehend durch (kaum noch mehr, als Standlicht). Das kann man verhindern, wenn der Reibring alle paar Wochen mal gewissenhaft vom Bremsabrieb gereinigt wird, aber im Dunkeln auf Tour hat man dann leider verloren. Nach ein bis drei Stunden Dauerregen fängt er bei mir jedes Mal damit an; "Trockenbremsen" hilft leider nur sehr kurz und macht die Fahrt ziemlich nervtötend. Ausrichtung und Abstand sind übrigens perfekt.
Zur mutmaßlichen Wasserdichtigkeit:
Nach mehrstündigen Regenfahrten verändert sich das Geräusch des Dynamos im Anschluss an eine längere Ruhezeit bzw. Trocknung. Dreht man das Rad auf den Kopf, zieht den schwarzen Stopfen aus dem Dynamo und lässt einen Tropfen Öl hineinlaufen, wird er nach kurzer Zeit wieder leiser. Das sagt mir, dass offenbar genug Wasser eindringen kann, um die Schmierung auszuwaschen oder sonst irgendwie eine Veränderung zu bewirken. Seltsamerweise ändert sich mit dem Geräusch aber nicht der Leichtlauf! Es klingt dann halt nur anders.
Vielleicht übertreibe ich an dieser Stelle also auch.
Zum Halter:
Die meisten Probleme des ganzen Systems entehen meiner Meinung nach am Halter, der irgendwie nicht recht zu Ende gedacht ist. Die Feder (Drehstab, gleichzeitig der Auslösehaken) hat im Führungsrohr unnötig viel Spiel und macht die Einstellung gemäß Anleitung unnötig kompliziert, weil man nicht weiß, ob mit dem Felgenabstand der Minimal-, Maximal- oder Mittelwert gemeint ist: Das ganze Ding lässt sich in Ruhestellung um ca. 8 mm hin und her schwenken, soll aber 10 mm Abstand zur Felge haben. Erfahrungsgemäß wählt man sowieso bald den größtmöglichen Anpressdruck, also ist das egal.
Der Auslösehaken ist viel zu kurz und verschwindet unter Dynamo und Halter; ein "instinktives" Auslösen während flotter Fahrt ist damit kaum möglich und erfordert etwas Erfahrung und Konzentration. Ich habe den Haken schon nach wenigen Einsätzen mit einer Speiche um mehrere Zentimeter verlängert. Der Haken greift ab Werk nicht immer perfekt in die Aussparungen des Halters, vor allem in Arbeitsstellung nicht (war an beiden Haltern so). Das hält zwar, wirkt aber unnötig und lässt sich ohne allzu großen Aufwand nachbiegen: Mir ist es lieber, wenn der Haken in Arbeisstellung sauber und satt einrastet und die Abweichung stattdessen in Ruhestellung hat, oder gar nicht (auch das geht). Die Vertiefung im Halter zeigt mittlerweile eine gewisse Abnutzung, der Halter wird also bei intensivem Gebrauch nicht ewig leben. Ein "Überschalten" des Halters nach innen (zum Rad hin) ist möglich; ein verlängerter Hebel könnte dabei in die Speichen kommen (aber dafür müsste man sich schon dämlich anstellen).
Die Kunststoffscheibe zwischen Dynamo und Halter könnte besser anliegen und die Führung/"Welle" sogar ein wenig abdichten, wenn der Dynamofuß dort eine kleine Abflachung und der Halter eine passende Schräge gefräst bekäme; in der Praxis funktioniert das aber problemlos und ist erstaunlich unempfindlich.
Abschließendes Urteil zum Halter: Neu ausdenken, sauber fertigen! Der Halter muss jederzeit bedienbar, absolut zuverlässig und sicher einstellbar sein!
Zur Leistung:
Das Sportmodell braucht mit einem Edelux 2 relativ viel Grundgeschwindigkeit, die man beim nächtlichen Touren in wirklich unübersichtlichen oder unbekannten Situationen ohne Umgebungsbeleuchtung nicht immer erreicht - aber das beeinflusst meine Beurteilung nicht, weil Sport eben auch Sport bedeutet. Wer also wirklich rennmäßig fährt, kommt damit klar - wer aber im Unbekannten rumstochern muss, womöglich noch bei Regen und Dreck, wählt lieber die Tourenversion (oder einen besseren Scheinwerfer). Das würde ich jetzt sowieso immer machen und halte vom Edelux nicht viel, weil auch er nässeempfindlich ist (und schwer). Viel zu teuer sowieso. Aber ich will ja nicht abschweifen.
Zum Überspannungsschutz:
Ich habe ihn nach Anleitung verbaut und bemerke keinen Nachteil, fand den Aufwand dafür aber etwas nervig, weil ich das Teil im Gabelschaft verstecken wollte (mein Problem, nicht das der Konstruktion). Ignatz verwendet ihn bei ansonsten sehr ähnlichem Setup gar nicht und hat auch keinen Nachteil. Wichtig ist dabei, dass ggf. der Scheinwerfer einen ordentlichen Überspannungsschutz hat und man ohne die "Zusatzbirne" dann bergab trotzdem nicht gerade 80 oder 100 fährt.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich den Velogical im Rahmen seiner Möglichkeiten für eine gute Lösung halte und bald auch an einem weiteren Rad verwenden werde.
Über die Eigenschaften im echten Regen- und Nachteinsatz habe ich mich aber mittlerweile dermaßen geärgert, dass mein nächstes bzw. eigentliches Winterrad auf jeden Fall einen Nabendynamo bekommt.
Und für ein echtes Renngerät, das nur eine vorbestimmte Distanz auf einer gut geplanten Strecke zurücklegen muss, würde ich jederzeit zu Akkuleuchten greifen, weil die einfach sehr viel heller sind, als jede bislang bekannte Dynamoleuchte. Selbst ein iQ-X erreicht nach Augenmaß kaum die halbe Leuchtstärke eines 25-€-Chinakrachers mit einer einzigen Cree XM-L.