Würde ich gerne, hab den Rahmen aber noch nicht hier. Und bis ich mit schrauben anfange oder Merckx geantwortet hat, darf gern noch ein bisschen im Nebel gestochert werden …
Das einzige Foto das ich bis jetzt in guter Qualität von einem Stuttgart-Fahrer auf seinem Rad gefunden habe, ist übrigens von Werner Wüller - und ausgerechnet die Gabelkrone ist abgeschnitten:
(Foto von radsportseiten.net, geschossen von Daniel Skrzypczak)
"Außerhalb der Serie" finde ich auch logischer als dass wirklich ein Löter nur Team-Rahmen gelötet hat. Laut der Telekom-Maßzettel bekam jeder Fahrer wohl zwei Räder, wenn eines aus der letzten Saison übrig war, im Zweifel auch mal nur eines. '88/'89 wurden zwar auch schon mehrere Teams von Merckx ausgestattet, aber ob das reichte um einen Menschen das ganze Jahr über zu beschäftigen, bezweifle ich.
Auffällig an den "H"-Rädern ist halt vor Allem, dass sie aus der Art schlagen. Neben den bereits genannten gibt es da noch eins, das als Strada gelabelt, aber wohl eigentlich ein Corsa Extra ist, und ein paar in Team-Lackierung, zu denen keine Besonderheiten vermerkt sind. Und gerade Merckx hat ja einen nicht geringen Teil seiner Räder vom Lack her als Team Replikas unter das Volk gebracht.
Deshalb noch mal zusammengefasst, was für mich bisher recht sicher ist:
Der Rahmen stammt wahrscheinlich aus Ende '88 oder, wahrscheinlicher, Anfang 1989, also aus einer Zeit, als das Team Stuttgart gerade gegründet wurde, bzw. in seine erste Saison (laut radsportseiten.net und Internet 1989) startete.
Im damaligem Katalog war das Corsa Extra aus SLX und das
Grand Prix aus R753, ein späterer Katalog nennt aber auch die Option, das Corsa Extra aus R753 zu bauen.
Die Markierung auf der linken Tretlagerseite schlägt aus der Art und reiht sich damit ein in eine Liste, die entweder aus Team-Rahmen, oder anderen "Querschlägern" besteht.
Auffällig am Rahmen ist außerdem der fehlende Pumpen-Nippel, und die verchromte Gabelkrone, die man zwar auch als Sonderwunsch bestellen konnte, die mir allerdings bei Recherchen bis ans Ende des Internets noch nie so begegnet ist. Der Hinterbau hat genau 126mm, während die meisten mir bekannten Merckx dieser Zeit schon 128mm hatten, und er hat die Professional-Decals auf den Gabelscheiden, die ich so auch nur von Team-Rahmen kenne.
Zu den genauen Maßen kann ich noch nichts sagen, da der Rahmen noch nicht hier ist. Laut
@Chiemgauer könnten sie recht genau 56 und 56 sein.
Daraus schließe ich, dass es eindeutig kein Rahmen von der Stange ist. Rohrsatz, Modell und Ausführung sprechen dagegen. Nimmt man auch die Kennzeichnung unter dem Tretlager als Indiz, stolpert man über die Besonderheit, dass einige dieser Sonderanfertigungen an Teams gingen.
Wer immer den Rahmen damals so hat fertigen lassen, muss mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verdammt tief in die Tasche gegriffen haben - und er muss schon zum ersten Saisonstart das Team Stuttgart gekannt, oder aber das Lackierschema irgendwo gesehen und einfach sexy gefunden haben.
Und: wer auch immer das dann war, er hat den Rahmen wenig oder zumindest artgerecht genutzt. Er hat keine Anlehnspuren am Lack des Hinterbaus, dafür aber ein paar Kettenschläge auf der rechten Strebe. Irgendwann scheint sich auch mal das Hinterrad beim Antritt im Rahmen verzogen zu haben, wie die ausgebesserte Stelle an der Innenseite der linken Kettenstrebe zeigt.
Deshalb gibt es für mich eigentlich nur zwei Optionen: entweder ein recht reicher und exzentrischer Hobby-Fahrer der erstmal "das Beste vom Besten" haben wollte, es dann aber wenig genutzt hat, oder ein Team-Rahmen, der nur bei speziellen Bedingungen gefahren wurde. So wie A. Hampsten das aus dem Team 7-11 beschrieben hat...
