AW: Oldtimer-Fahrer und ihr Fahr-Pensum?
ich kann vielleicht nur beitragen, dass meine erfahrung ist,
dass die großen km-umfänge (also die altbackene trainingsmethode)
nicht unbedingt schneller, sondern eher müder machen, da die regeneration
vernachlässigt wird. man kann allerdings punktuell (für ein paar stunden
oder gar nen ganzen tag) sehr schnell werden.
ansonsten bewegt sich die leistungsfähigkeit eh im persönlichen potential
aus alter und genetik.
Meine eigene Einschätzung geht durchaus in eine ähnliche Richtung, trotzdem möchte ich widersprechen.
Zum ersten, war es nicht meine Absicht mit der threaderöffnung eine Diskussion "wer fährt am meisten?" anzustossen. Ich denke das haben die meisten auch nicht so verstanden.
Zum zweiten, aus eigener Erfahrung. Ich war nie ein Spitzenathlet, und werde mit 45 wohl auch keiner mehr werden. Trotzdem gibt es mir was, dass ich 200km an einem Tag fahren kann. Als ich halb so alt war wie heute und täglich mit dem Rad zur Uni fuhr hätte ich das nicht gekonnt. Ich habe vor 3 Jahren mit dem Rennradfahren begonnen, habe dabei nicht nennenswert abgenommen, aber trinke meinen abendlichen Wein und esse meine Chips jetzt mit besserem Gewissen als vorher, weil ich mich wesentlich leistungsfähiger fühle als mit 40 oder sogar 35! Und auch zufriedener!
Obwohl ich sonst keinen Sport betreibe der diesen Namen verdient, fahre ich nicht wirklich primär zu Sportzwecken Rad, sondern eher zur Entspannung und um draußen in der Natur zu sein. Trotzdem fährt man mit dem Rennrad eben "zügiger", weil es, anders als mit einem Altherren-Fitnessrad, nicht wirklich Spaß macht oder komfortabel ist durch die Landschaft zu bummeln.
Letzte Woche habe ich einen wunderschönen asphaltierten Bauernweg entdeckt der mir auf einer meiner liebsten Strecken 5km Straße spart. Meine schönsten Radstrecken, z.B. am Lahnradweg, haben alle das eine oder andere Stück Kies- oder Schotterwege, auf denen ich sogar MTB-Fahrer überhole...
Um hier, wo es ziemlich hügelig ist, auch Spaß am fahren zu haben, und überhaupt etwas weiter herumzukommen, braucht es widerum eine gewisse Grundkondition, wozu eine gewisse Mindestfahrleistung in einem gewissen Beanspruchungslevel erforderlich ist usw.
Mit etwas mehr Ehrgeiz, oder Zeit, bin ich mir sicher dass ich selbst noch fitter werden könnte. Aber vermutlich würde es mir dann weniger Spaß machen. Dann würden meine Knie anfangen wehzutun usw. Radfahren ist nur in gewissen Maßen gesund, da stimme ich Dir völlig zu.
Joggen tun Leute jeden Alters überall. Ohne den Anspruch Supersportler zu sein. Beim Rennradfahren scheint es für viele aber eine Art Leistungszwang zu geben, was wohl auch mit einem Gruppenzwang zu tun hat, den sich viele Rennradler selbst auferlegen. Mich nicht diesem Leistungszwang beugen zu wollen, war übrigens eins meiner Hauptmotive mir zum Wiedereinstieg ins Radfahren einen 30 Jahre alten "Oldtimer" angeschafft zu haben.
Man fängt ja keinen Leistungssport an wenn man sich bewusst mit suboptimalen "Material" ausrüstet...
Und deswegen freut es mich, wenn ich zunehmend Leute sehe die ihre alten Rennräder ohne erkennbare Hetze auf unseren ziemlich hügeligen Straßen bewegen, mit Zeit für einen kurzen Gruß auf die Straßenseite gegenüber, aber ohne Triathlonlenker, schrillfarbene Kluft und Helme in Form von Krokodilköpfen.