Das Rennen war neutralisiert, letztlich hatte keiner einen Vor- oder Nachteil. Das macht die Dummheit aber nicht besser.
... Auch wenn die UCI Regel zwingend formuliert ist, kann man die nicht so auslegen, dass ein Rennen seinen Renncharakter völlig verliert....
Das ist doch genau der Punkt. Wenn ein erheblicher Teil der Rennfahrer sich nicht an die Regeln hält
und sich der Veranstalter nicht darum schert, dann ist das Zirkus, aber kein ernsthafter sportlicher Wettkampf. Und wo soll denn die Grenze gezogen werden, welche Regelverletzungen sanktioniert werden und welche nicht? Über Regelverletzungen wird hinweg gesehen, wenn eine Disqualifikation der Spannung abträglich wäre, weil es einen besonders Prominenten erwischen würde? Oder einen, der größere Beträge für nützliche Zwecke spendet? Oder über Regelverletzungen wird hinweg gesehen, wenn es alle tun? Faustschläge werden nicht sanktioniert, weil der Schläger prominent ist oder ein Publikumsliebling? Für alles das gibt es genug Beispiele aus der Vergengenheit, gut getan hat es dem Radsport nicht. Und das Problem begriffen haben scheinbar die meisten Beteiligten immer noch nicht, weder Veranstalter noch Fahrer und auch manche Kommentatoren in diesem Forum nicht.
...Wenn man bei einem Monument 80% des Fahrerfelds disqualifiziert, wäre genau das der Fall....
Mal davon abgesehen, dass es wohl eher 50 als 80% gewesen wären, na und? Das würde weder das "Monument" noch den Radsport nachhaltig schädigen. Es wäre vielleicht sogar mit Respekt aufgenommen worden, nach dem Motto, die meinen es ja wirklich ernst mit der Erneuerung und der Einhaltung von Regeln. Und gerade bei Paris - Roubaix war schon oft genug nur eine Minderheit der Teilnehmer auch im Ziel. Die meisten von denen blieben durch Ungerechtigkeiten wie widrige Umstände oder persönliches Pech auf der Strecke, also warum soll es nicht ausnahmsweise auch mal die treffen, die sich einen feuchten Kehricht um zwingende Regeln kümmern, weil sie davon ausgehen, dass das keine Konsequenzen haben wird, wenn es nur genügend andere genauso machen.
Und noch ein Aspekt. Gerade weil es ein "Monument" ist, geht es auch um viel Geld. Direkt (Prämien) und indirekt (Vermarktungsfähigkeit). Wenn da ein Mitfavorit regelgerecht an der Schranke hält, muss er davon ausgehen können, dass andere, die einfach durchfahren, dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden und keinen Vorteil aus dem Regelverstoß ziehen können. Derjenige der die Regeln beachtet, muss davon ausgehen können, dass er nicht dadurch am Ende selbst der Gekniffene sein wird. Und wenn das nicht der Fall ist, geht gerade dadurch der "Renncharakter" verloren, jedenfalls der Charakter eines fairen Rennens.