Die Argumentation, die Helmpflicht sei insgesamt schädlich für die Volksgesundheit, weil dann weniger Leute radfahren, und dann dick am Herzinfarkt sterben, fand ich schon immer ein wenig merkwürdig.
Das geht natürlich für einen Gesundheitspolitiker hin, der das betriebswirtschaftlich betrachtet und einfach eine Summe unterm Strich zieht.
Finde ich aber bei einem so individuellen Punkt wie diesem eher menschenverachtend.
Da ist mir der (statistisch nicht ausgewertete) Punkt lieber, daß der
Helm das Gefühl der passiven Sicherheit auf allen Seiten erhöht, und bei Radfahrern zu riskanterer Fahrweise, bei Autofahrern zu weniger Rücksichtnahme und bei Fußgängern zu erhöht wahrgenommener Gefahr (auch durch die Anonymisierung des Fahrers) führt.
Die Gründe, warum jemand (und auch viele) nicht Rad fährt, sind vielfältig, reichen von der mangelnden Sicherheit für das Rad als Eigentum (Abstellmöglichkeiten ohne Klaufgefahr wie auch die mangelnde Aufklärung bei Diebstählen) über die nervende Verkehrsführung, immer noch vorhandene Angst vor Statusschäden bis hin zur gefühlten Gefährlichkeit.
Womit wir wieder beim Urteil wären. Die sicher nicht beabsichtigte, aber nicht zu verhindernde Aussage zwischen den Zeilen, Radfahren sei an sich irgendwie schon gefährlicher Leichtsinn (so daß es ohne
Helm erst recht verantwortungslos ist) führt nach obiger Argumentation sicher zu weit mehr Verzicht aufs radeln (und entsprechenden Schäden für die Volksgesundheit und die Umwelt), als die Kosten für einen
Helm, die Unbequemlichkeit ihn zu benutzen, oder modische Probleme.
Womit ich mich schon wieder im Kreis drehe und bei der Politik lande: angesichts hehrer Ziele bzgl. der Reduktion des CO2 Ausstosses (ja ich weiß, auch Radler müssen CO2 ausatmen), dem drohenden Kollaps des individuellen Nahverkehrs, gesamtwirschaftlich zunehmend signifikanter Schäden durch Bewegungsmangel, eine Komponente in unserem Verkehrssystem (die rein von der STVO erstmal gleichberechtigt neben motorisierter und radloser Fortbewegung steht) zu leichtsinniger Spinnerei zu erklären, die für alle diese Probleme positive Effekte bietet, ist entweder entlarvend oder völlig daneben (oder beides).
Hätten wir, statt das nach Taiwan und das andere China abwandern zu lassen, die Fahrradrahmenindustrie in Deutschland über die letzten Jahrzehnte subventioniert, wie die Autobauer, hingen jetzt vielleicht ausreichend Arbeitsplätze und Wählerstimmen an dem Thema. Aber da ist der finanzielle Hebel wohl zu klein. (ok, der Absatz ist jetzt wirklich abgehoben

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