Das Vorderrad muss aber durchaus mal harte Schläge einstecken, bei Schlaglöchern, Bordsteinkanten etc. (auch, wenn man das natürlich prinzipiell zu vermeiden versucht), und in solchen Fällen müssen dann die Komponenten durchaus erhebliche Kräfte übertragen bzw. aushalten. Da bei einem radial eingespeichten Rad außer dem
Reifen nichts nachgeben kann, treten dabei ggf. erhebliche Lastspitzen an den Kontaktstellen auf, die zu Flankenausbrüchen an der Nabe und/oder zu Felgenrissen führen können (und tatsächlich in der Praxis dazu führen, das ist wirklich kein bloß theoretisches Problem). Viele Naben sind auch von vornherein nicht für eine radiale Einspeichung geeignet, oder vom Hersteller aus Sicherheitsgründen dafür nicht zugelassen.
Bei gekreuzter Einspeichung gibt es hingegen immer ein (geringes) elastisches Potential, das bei sehr harten Schlägen den entscheidenden Unterschied ausmachen kann, insofern würde ich jedenfalls gerade am Reiserad keine radiale Speichung wählen - aus guten Gründen wurde das ja früher in der Regel auch eher nur bei Bahn- und Zeitfahrmaschinen so gemacht.
Dass auch radial eingespeichte Vorderräder trotz dieser ungünstigen Ausgangssituation "überleben" können, ist zwar natürlich generell erfreulich, wäre aber für mich kein Argument, diese Einspeichungsart zu wählen - dazu ist mir der daraus folgende "Gewinn" (also die entsprechende Gewichtseinsparung) dann doch zu gering. Zudem finde ich unterschiedlich eingespeichte Laufräder an einem Fahrrad auch in ästhetischer Hinsicht nicht wirklich ansprechend - das sieht dann oft so aus, als wäre "irgend ein anderes" Laufrad verbaut worden.
Klar muss ein Vorderrad auch Schläge einstecken, und auf meiner Tour u.A. durch die tschechische Provinz war der Straßenbelag nicht unbedingt immer "glatt wie ein Kinderpopo" - 'mal vorsichtig ausgedrückt.
Wir haben teilweise (auch in D) auch nicht asphaltierte Streckenabschnitte unter die Räder genommen - alles kein Problem.
Flanschausbrüche sind immer dann ein Thema, wenn dort zu wenig Material steht.
Hier ist der Flansch halbhoch und es sind nur 14 Löcher pro Seite, also steht da schon einmal ziemlich viel Material zwischen den Speichenlöchern.
Oberhalb der Löcher (nach aussen hin) steht auch genug, sowohl in Bezug auf Höhe als auch Dicke.
Der Flansch an sich ist eher nicht elastisch. Sofern man den als "Starr" betrachtet (im Vergleich mit einer Speiche), dann ist es egal ob die Speiche radial oder leicht tangential reinkommt.
Auch ist die Speiche an sich Längselastisch entsprechend dem E-Modul des verwendeten Materials.
Und das ist gleich für radial oder gekreuzte Speichen.
Der kleine Unterschied in der Elastizität der Speiche (radial gegenüber gekreuzt) kommt daher ausschließlich aus der größeren Länge einer gekreuzten Speiche, und das ist mit ~ 300 mm (vierfach gekreuzt) gegenüber ~ 280 mm (Radial) gerade einmal +7%.
Das macht den Braten nicht Fett.
Viel relevanter für die Längs-Elastizität der Speiche ist der Querschnitt, und der ist bei diesen Speichen relativ gering gegenüber einer normalen 2,0 mm oder 1,8 mm DD Speiche; dadurch ist diese Speiche relativ elastisch.
Speichenbrüche und auch Flanschausrisse sind übrigens vor allem dann ein Problem, wenn starke Wechselbelastungen auftreten.
Insofern hilft es, eine steife Felge mit elastischen Speichen seeeehr stramm einzuspeichen (hohe Speichenspannung) da sich die Last damit auf eine größere Anzahl von Speichen verteilt.
Dadurch erhöht sich die (gleichbleibende und unproblematische) Grundspannung in der Speiche, aber es verringert sich die (schädliche) oszillierende Wechselspannungskomponente.
Maschinenbau; Statik, Dynamik & Festigkeitslehre 1 - 4 Semester...
Hierzu:
Zudem finde ich unterschiedlich eingespeichte Laufräder an einem Fahrrad auch in ästhetischer Hinsicht nicht wirklich ansprechend - das sieht dann oft so aus, als wäre "irgend ein anderes" Laufrad verbaut worden.
Du hast Recht, genau so ist es.
An diesem Rad habe ich bereits 4 verschiedene Vorderräder gefahren.
Immer das, was gerade für den momentanen Bedarf am besten passt.
Das Rad ist nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten aufgebaut:
http://www.rennrad-news.de/forum/threads/mein-guylaine-oder-die-„graue-maus“.125097/
Es geht hier rein um Funktion.
Und für diese Tour mit wenig Gepäck wollte ich einen möglichst leicht laufenden Nabendynamo haben um über ein USB-Kabel und den entsprechenden "
Minimal Lader" mein
Garmin Oregon 450 GPS mit Spannung zu versorgen.
Daher habe ich dafür mein Brevet - NaDy Vorderrad eingesetzt; welches mit dem SP SV8 den am leichtesten laufenden NaDy hat der auf dem Markt für < 100 € zu haben ist.
Die durchaus gewünschte Elastizität hole ich mir hier vor allem dadurch ins System, dass die Gabel einen dünnen Rohrquerschnitt hat und Dünnwandig ist. Das federt viel effektiver und mehr als es ein Laufrad je können wird.
Hinzu kommt die Tatsache, dass ein steifes Laufrad leichter läuft als ein "weiches" nachgiebiges Laufrad.
Hierzu noch ein paar Querverweise zum Thema:
Link 1 über die Physik rollender Körper
Link 2 über mehr oder weniger steife Laufräder
Zitat Maro Moskopp: "Zur Vermeidung von Missverständnissen sei übrigens ausdrücklich betont, dass zum effektiven, d.h. schnellen Fahren neben mäßig dämpfenden Rahmen harte Laufräder nötig sind, die sich nicht beim Abrollen eiförmig deformieren. Es macht absolut keinen physikalischen Sinn, harte Rahmen mit nachgiebigen Laufrädern zu kombinieren. Das kostet doppelt Energie!"
Link 3 über Flexibilität von Rahmen (und Gabeln)
Link 4 "Wie starr darf ein leistungsfähiges Rad sein" (nach unten scrollen zu Punkt 8)