Auch wenn es mein erster 400er war, kann ich, glaube ich, ohne Übertreibung behaupten: Das war ein hartes Stück Arbeit, nicht nur für mich!
Nach dem 300er hatte ich massive Sitzbeschwerden, so daß ich mir eine längere Rennradabstinenz verordnete, um den Abheilprozess nicht zu gefährden. Abgesehen davon, daß es sich schon fast wie seelische Grausamkeit anfühlte, nicht Rad fahren zu dürfen, hat es offensichtlich geholfen. Ich bin angekommen!
In diesem Jahr konnte man praktisch zwischen zwei parallelen Brevets wählen: ein 400er im und einer gegen den Uhrzeigersinn. Leider waren beide Strecken nur manchmal identisch, so daß ich nur einmal entgegenkommende Randonneure euphorisch grüßen konnte.
Der überwiegende Teil der Teilnehmer entschied sich für die Variante "im Uhrzeigersinn", da nach ca 75 km mit der ersten Kontrolle auf dem Erbeskopf der vermeintliche Hammer der Tour warten würde und man hoffte, danach das schlimmste geschafft zu haben. Nur wenige wie auch
@Crocodillo und
@sickgirl entschieden sich für die Variante "links herum", die auch noch knapp 30 km länger war.
Herrliches Wetter mit angenehmen Temperaturen und mein Radl am Start um 8:00h:
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Locker pedalierend und auf die steilen Rampen wartend ging es auf den Erbeskopf zu. Dieser enttäuschte was die Steigungsprozente angeht auf der ganzen Linie. Es war mehr ein gemütliches Bergaufrollen.
Dementsprechend gutgelaunt wurde oben beim Hunsrückhaus der erste Kuchen vertigt:
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Weiter gehts:
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Bis hier hoch hatte sich auch eine recht große Gruppe von 10 Teilnehmern herauskristellisiert, die für den Rest der Runde wirklich zusammenhielten und ohne deren Hilfe und Zuspruch ich deutlich größere Probleme gehabt hätte. Wobei wir bei Thema wären:
Die folgenden 120 km bis nach Worms hatte ich "keinen Kopf" für Fotos.
Es ging zuerst in rauschender Fahrt bergab, durch eine wunderbare Hunsrück-Landschaft und dann kamen sie, die Rampen. Im Höhenprofil gegenüber dem Erbeskopf nur kleine Zacken, aber die hatten es in sich. Viele davon mit 2-stelligen Steigungsprozenten und wenn man hoffte, nach der nächsten Kurve alles überstanden zu haben, wurde man meist eines besseren belehrt
Die Sonne tat ihr übriges und viele Radcomputer zeigten Temperaturen jenseits der 35° an. Ich fühlte mich abgekocht und wie ich später erfahren habe, gab es auch Teilnehmer, die der Hitze Tribut zollen und aufgeben mußten....
Mich plagten inzwischen nicht nur die Hitze und ein süßes Verlangen, an den ganz steilen Rampen einfach abzusteigen und zu schieben, sondern auch heftige Schmerzen im rechten Knie. Im Schatten eines Baumes, unter dem die Gruppe auf mich gewartet hatte, erinnerte ich mich an Schilderungen von
@MartinL, wie er ähnliche Probleme durch Verstellen des Sattels in den Griff bekommen hatte. Ich entschied mich für die Variante ein paar (ungemessene) mm hoch und oh Wunder, es wurde langsam, aber stetig besser mit den Schmerzen
Mühsam näherten wir (ich) uns durch eine wunderschöne Landschaft, für die ich aufgrund der Umstände leider viel zu wenig Sinn hatte, dem Rheintal. In einer der letzten rauschenden Abfahrten überkam mich plötzlich ein schwammiges Gefühl... der rechte Bremsgriff war locker....
Das hat mich abgelenkt, bis ich plötzlich merkte, daß mein
Garmin heftig dudelte - Strecke verloren -
Leider ettliche Meter zu spät weiter unten und mit mir die Hälfte der Truppe... Frust...
Wenigstens war am Griff nur eine Schraube locker (sowas hatte ich noch nie!), so daß ich das ohne großen Aufwand reparieren konnte.
Irgendwann erreichten dann alle aus unserer Gruppe endlich die 2. Kontrolle bei REWE in Worms, wo wir wirklich herzlich empfangen und bewirtet wurden. Viele Getränke, Gebäck und auf Wunsch Döner!
waren für die Randonneure gesponsert und vorbereitet vielen Dank nochmal dafür, wir konnten uns unter dem eigens aufgestellten Pavillon und an dem Biertisch im Schatten bestens regenerieren!
Die Stimmung stieg an und die Temperaturen fielen (sie näherten sich langsam von oben der 30° Grenze
), so daß wir gegen 18:00h zu den letzten 210 km aufbrechen konnten.
Durch die Rheinebene entlang der Pfälzer Weinstraße ging es durch malerische Ortschaften:
Anhang anzeigen 454167 Freinsheim
Ein Bier- ääh Weingarten am Straßenrand wurde spontan überfallen
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@Francis Bacon und Bauknecht lassen es sich gut gehen:
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Crosseinlagen wegen Baustelle auf der Strecke gab es auch....
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Und dann wurde es langsam Nacht
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Wir fuhren durch den dunklen Pfälzer Wald, gelegentlich vorbei an wild tobendem Partyvolk, mit hell leuchtendem Lagefeuer. Die Pace wurde zurückhaltender und an den immer wiederkehrenden Anstiegen konnte ich plötzlich wieder ohne Probleme mit der Gruppe mithalten
Letzte Kontrolle in Bitche:
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Irgendwann erreichten wir auch den Saarradweg und so ging es auf den knapp letzten 50 km dem Ziel entgegen. Immer wieder vorbei an Anglern, die sich wahrscheinlich genauso wie wir wunderten: "wie kann man nur um diese Zeit...?!"
Letztlich erreichten wir nach ca. 20:30 Std mit ca. 3900 hm alle wohlbehalten das Ziel, wo Andrea mit Frikadellen, Kartoffelsalat und Getränken auf uns wartete.
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Und jetzt?
Für mich war vorher schon klar, es war mein letzter Brevet für dieses Jahr. Das "andere" Leben will auch gelebt werden...
Aber trotz aller Strapazen und Schmerzen: Es war geil!!
Als Limiter erscheint für mich momentan mein Stizfleisch, welches sich dankenswerterweise zusammengerissen, aber gegen Ende doch heftig geschmerzt hat.
Der Rest des Körpers war zwar auch angezählt, aber ich bin sicher, da wäre noch was gegangen
Vielen Dank nochmal an Andrea und Stefan für diese tolle Veranstaltung!
Für das "schöne" Wetter konntet Ihr ja nix!!