Ich finde es interessant, wie ständig konstruktive Argumente, ob hier im Forum oder am politischen Stammtisch, mit "Wo willst du die Grenze ziehen?" abgetan werden. Das ist aus meiner Sicht ein Null-Argument, damit kann man jede Art von Vorschrift, Gesetz (z.B. Steuergesetze Einkommensteuer etc. etc.) verhindern.
Ich sehe hier vor allem sehr viele unsinnige bzw. nicht umsetzbare Vorschläge. Wer z.B. wirklich glaubt, dass schlechtere
Reifen (am besten noch mit Stollen dran) zu mehr Sicherheit führen, der kann ja gerne einen Selbstversuch machen. Danach dürfte man von der Idee geheilt sein.
Natürlich ist es bei Reglementierungen aller Art immer eine Herausforderung allen Interessensgruppen gerecht zu werden, aber deshalb werden solche Fragen eben auch intensiv untersucht, ausgehandelt und diskutiert und i.d.R. dann ein Kompromiss gefunden.
Genau das passiert doch, siehe Verbot von Supertuck etc. - war dann auch vielen hier im Forum wieder nicht recht und wurde als Bevormundung angesehen.
Liebe "Alles bleibt so wie es ist"-Fraktion, strengt euch mal bitte etwas mehr an! Und wenn ihr wollt, dass der moderne Rennradsport immer stärker einem Gladiatorentum gleicht, dann sagt es bitte offen.
Vergesst auch nicht, dass die ständigen, z.T. lebensgefährlichen Stürze, eine äußerst negative Wirkung in der Öffentlichkeit entfalten (können) und den Sport in der Breite sicherlich nicht attraktiver machen.
Ich habe bisher noch niemanden hier danach rufen hören, dass Rennen um des Spektakels willen bitte immer gefährlicher werden sollen. Gelegentlich taucht das Problem bei Veranstaltern (auf höchstem Profiniveau) auf, weil man meint, den Zuschauern etwas Neues bieten zu müssen. Insgesamt ist aber das Gegenteil wahr: Es wird heute deutlich mehr in die Sicherheit investiert als früher, zumindest auf der Worldtour.
Aus meiner Sicht gibt es drei Bereiche/Personengruppen, welche für eine bessere Sicherheit sorgen können:
1. Die Organisatoren (und Behörden) mit der Streckenwahl. Hier gilt es, unnötige Risiken wie abschüssige Zielgeraden oder Haarnadeln auf dem letzten Kilometer einer Flachetappe zu vermeiden bzw. nicht eliminierbare Objekte, die ein deutlich erhöhtes Risiko darstellen, deutlich zu markieren und zu sichern.
2. Die technische Entwicklung. Vielleicht lässt sich ja analog zum
Helm für den Kopf ein Schutz in Form eines Airbags, der nicht groß stört entwickeln, den man dann für alle verpflichtend machen könnte. Viel mehr Möglichkeiten sehe ich momentan nicht, weil sich die Fahrer ja auch noch bewegen können müssen und keinen Hitzschlag bekommen sollten.
3. Die Fahrer und deren Fahrweise. Mein Eindruck ist, dass die Risikobereitschaft generell gestiegen ist - nicht unbedingt in den Sprints, die waren schon immer gefährlich, sondern einfach das übliche Level an Risiko, das eingegangen wird. Ob es schärfere Regeln braucht, weiß ich nicht. Wichtiger wäre m.E., dass gefährliche oder rücksichtslose Fahrweise vor allem konsequenter und härter geahndet wird, also nicht nur mit Bußgeldern, sondern gerne mit Zeitstrafen/Relegationen und auch Rennausschluss. Trotzdem bleibt ein erheblicher Teil hier bei den Fahrern: Wie schnell einer den Berg runterknallt, ob er im letzten oder zweitletzten Moment bremst, ob er sich bei der Linienwahl in der Kurve 10 oder 30cm Marge gibt, das wird immer Eigenverantwortung bleiben.