Cyclists in the mist
Ein schöner Abschluss für eine Brevetsaison war das Rheingold am letzten Wochenende, das wir zu viert in Angriff genommen haben. Mit dabei der
@ChaosRandonneur (CR), der die Strecke als Erstbefahrer gut kannte, und H. und F.
tl;dr: Eine wahnsinnig gute Strecke. Ich sage: absolut perfekt, Eins mit Sternchen, Prädikat besonders wertvoll. Warum? Verkehrsarm, landschaftlich wunderschön, fordernd, sehr abwechslungsreich, nie langweilig. Es gab: Crazy Ortsnamen, bekannte Hügel wie Großer Feldberg, Erbeskopf und Hohe Acht, sehr Schönes wie Burg Eltz, Loreley und Gedeonseck und einfach Nettes wie den Nepomuk auf der Brücke und ein absolutes Minimum an Ortsschildern.
Tag 0: Abends Anreise nach Koblenz. Für mich dank des aktuellen RRX-Umbaus zwischen der Landeshauptstadt und Frechen-Ost gut 4h. H. und F. sind mit dem Auto gekommen. Der CR ist morgens an Tag 1 angereist. H. und F. hatten bereits für Bier gesorgt, eine Pizzeria hatte tatsächlich bis 22:30 auf in Koblenz. Ziemlich ödes Kaff was das angeht. Nicht so öde war dann die Fußgängerzone, an der unser Hotel lag, wo die ganze Nacht stündlich Betrunkene durchzogen.
Tag 1: Luxus-Frühstück in einer Bäckerei und dann auf zum Deutschen Eck. CR kam trotz ICE aber wegen der Bahn etwas später, so dass wir 20 Minuten verspätet um 7:20 gestartet sind. Absolut egal. Nach ein paar Metern flach kam direkt ein sehr schöner, gleichmäßiger Anstieg als Einstieg in die Tour, da gab es nix zu Meckern. Ruhigste Straßen, wie praktisch auf der ganzen Tour. Verlieren wir uns hier mal nicht in erzählerisch öden Details und sagen nur: Es war frisch, aber nicht kalt, wir kamen ordentlich voran, die anderen drei natürlich etwas schneller als ich, so dass ich öfter bis zur nächsten Kontrolle allein gefahren bin, wo lieberweise nicht allzu lange gewartet wurde. Auf dem Feldberg haben wir uns oben im Lokal aufgewärmt und etwas gespachelt, dann in die Abfahrt gestürzt und uns dann nach Katzenelnbogen irgendwo endgültig verloren. Da erwischte uns ein prächtiger Landregen und es wurde noch ein bisschen kühler. Durch die Weinberge war es sehr hübsch, die Fähre in Rüdesheim ist mir vor der Nase weggefahren, da waren H. und F. drauf. CR hat in Rüdesheim gepennt. H. und F. haben den Vorsprung genutzt und haben Obst und Chips und Getränke im Supermarkt gekauft, bevor wir uns im NH Hotel getroffen haben. Das ist übrigens ein überteuertes Loch und könnte gerne mal renoviert oder abgerissen werden.
Laut Navi: 211,29 km und 3.915 hm. Ich denke, es waren weniger hm. Am Ende war ich doch noch sehr frisch und zuversichtlich.
Tag 2: Wir wollten uns um 6:30 oder 6:45 (umstritten) in einer Bäckerei zum Frühstücken treffen. Egal, da keine vor 7 Uhr aufmachte. Wieder ein schönes und ausführliches Frühstück und wieder ein Start gegen 7:20 auf den nach den Worten von
@Kaloo längsten Anstieg der Tour. Wieder war es unglaublich schön, mit tollen Blicken auf die Mosel. H. hatte einen Platten, was die einzige Panne auf der Tour bleiben sollte. Danach ging's in eine Baustelle an der Autobahnunterführung, durch die wir auch mit H.'s legendärem Charme und meiner nicht ganz unbeträchtlichen Überzeugungskraft nicht durchgelassen wurde. Nach der Umfahrung waren wir auch schon bald an den nächsten Bäckerei für ein zweites Frühstück. Irgendwann kam dann noch ein Essen in einer Supermarktbäckerei, wo ich als Einziger den Bienenstich aß, der sich dann später in argen Magenkrämpfen äußerte. Da musste ich die anderen wieder ziehen lassen und wir sahen uns dann abends in der Unterkunft in Uedelsheim, nicht weit von der Strecke wieder. In der Pfeffermühle gab es vernünftiges Essen, große, sehr einfache Zimmer und alles für einen vernünftigen Preis.
Laut Navi; 228,75 km und 4.173 hm. Eher so 3.900 hm. Die Etappe wurde als etwas lang empfunden. Aber alle anderen Unterkünfte waren dicht oder voll, also war das die einzige Möglichkeit. Ich war nach der Magengeschichte doch ziemlich im Eimer.
Tag 3: An diesem Tag um 6 Uhr zu starten, stellte sich als genau richtig heraus. Zum Frühstück gab es für mich eine Schale Kartoffeln, die vom Abendessen übrig geblieben waren und einen halben Liter Kakao Recoverydrink. Der frühe Start war aus zwei Gründen richtig:
Zum einen kamen wir in den Genuß eines außerordentlich schönen Sonnenaufgangs über den nebelverhangenen Tälern. Wenn vor einem ein Mitfahrer in der Nebelwand verschwand, war das echt ein Anblick. Entsprechend kalt war es dann in den Bachtälern. Das Navi zeigt -4° C an, was aber natürlich nicht sein kann. Lange Handschuhe wären gut gewesen. Neu an diesem Tag waren Kontrollen, zu denen man nicht hoch- sondern runterfahren musste. Das war zB direkt die erste: Das Radioteleskop. Der Imbiss dort hatte natürlich noch geschlossen und das erste Essen des Tages gab es an einer Tanke, wo wir zu Viert die Bäckereiauslage ratzekahl gefressen haben. Oh, wie war das schön
Dann halt Hohe Acht, eine schnelle Fahrradtrasse mit zwei Tunneln usw. Alles mega! Mir ist aber vor allem der Serpentinenanstieg aus dem Rheintal im Gedächtnis geblieben, der mir so ziemlich den letzten verbliebenen Zahn gezogen hat. Danach kamen nur noch zwei Hügelchen und ein Stück am Rhein, wo man noch mal Gas geben konnte und am Ende sind wir innerhalb von vielleicht 15 Minuten alle oben auf dem kühlen Gedeonseck eingetroffen.
Zum anderen war der frühe Start richtig, weil ich um 18:09 dort eintraf. Habe also nahezu als #fullvalue-Fahrer gefinisht
Nach ein paar Finisherfotos haben wir uns die Radfahrt nach Koblenz gespart und einfach den Zug ab Boppard genommen. Zumindest drei von uns waren ganz gut erledigt. Ende gut, alles gut.
Laut Navi: 189,27 km und 3.246 hm.
Im Nachhinein kann ich sagen: Der Plan ist voll aufgegangen. Fast nur im Tageslicht gefahren. Alles von der schönen Strecke gesehen. Richtig gegessen, richtig geduscht, richtig in einem Bett gepennt. Also eine randonneurs-mäßige Radreise, genau das Richtige für mich, nachdem PBP doch eher Rennatmosphäre atmet.
Pars pro toto für das ganze Gefresse
Dieser junge Mann ist kein Surfer, sondern zeigt in Sägewerk-Manier eine "2" an für die zweite Kontrolle
Steil, na und? Aber die Kehre da am Ende, hihi ...
Warum mir im Regen kein gerades Foto gelungen ist, weiß der Teufel.
Kommste hoch, kannste runter schauen.
Schief wegen Steigung, hoch zur Lauschhütte in Tag 2.
Der Fahrrad-Mob in Aktion.
Bäume auf Hügel. Künstler unbekannt.
Fahrrad mit Loch. Im Vulkankrater.