Welche Vorteile hat diese klassische Lenkerform? Ich kenne sie hauptsächlich von Klassikern. Gab es Gründe, Lenker früher vermehrt so zu bauen?
Naja, "die" klassische Lenkerform gab es nicht, auch vor den ersten ergonomischen Knicken in den unteren Bögen gab es schon -zig verschiedene Formen bei Rennlenkern. Weite Bögen, schlanke Bögen, Oberlenker gerade, nach vorn oder nach hinten und/oder nach oben abgewinkelt oder direkt rund zu den Bremsgriffen abfallend (Gimondi, Poulidor), steil zu den Bremsgriffen abfallend oder beinahe gerade (Maes, der wiederum einen Gimondi-artig gebogenen Oberlenker haben konnte), viel oder wenig Überhöhung usw., sprich: Jeder Fahrer ist anders und fand auch früher meistens schon seinen passenden Lenker.
"Neu" waren seit Ende der 80er Jahre eigentlich nur die geraden Griffstücke in den Unterlenkerbögen (3ttt Forma, Modolo, Ritchey), und irgendwann ab ca. den später 2000er Jahren die Shallow/Compact-Lenker mit wenig Überhöhung. Insgesamt ist die Auswahl an Lenkerformen heute aber größer, als früher, vor allem für Leute mit kleinen Händen gibt es mehr.
Wer ohne Spacer und mit steilem Vorbauwinkel noch nicht weit genug nach unten kommt, nimmt gern einen Lenker, der zu den Bremsgriffen abfällt und außerdem vielleicht noch besonders weite Bögen hat.
Andererseits "zwingt" das die Hände dann auch deutlich stärker auf die Bremsgriffe, als es Lenker mit weniger abfallendem Oberteil tun, wo man auch beliebig irgendwo zwischen allen Standardpositionen rumlümmeln kann.
Weite Bögen ohne gerade Abschnitte helfen oft auch bei sehr großen Händen, oder wenn man sich bei der Handposition nicht festlegen will, oder mit den Händen auch am Unterlenker ständig irgendwie rumnestelt und sie alle paar Sekunden ein wenig anders hält (das war mal eine dumme Angewohnheit von mir).