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Tour de France ARD

Stölitng

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Gestern gab es im NDR einen gut sieben Minütigen Beitrag über die Pläne der ARD wieder live von der Tour de France zu berichten. Hier kann man das ganze sehen http://www.ndr.de/sport/mehr_sport/Das-Erste-will-die-Tour-de-France-zurueck,tourdefrance106.html
Unter der Kommentarfunktion ganz unten können wir Radsportfans zeigen, wie beliebt der Radsport in Deutschland ist. ;)
Ansonsten gibt es noch zwei 15 Minuten lange Interviews, die meiner Meinung nach doch sehr überzogen kritisch sind.
 
Erstmal zu den Interviews: Ich finde nicht, dass die überzogen kritisch sind. Hajo Seppelt, einer der doch eher dafür bekannt ist wirklich kritisch mit der Materie umzugehen, äußert sich für mich doch überraschend positiv. Ralf Meutgens kannte ich bisher noch nicht, sein Statement ist sachlich und rational - wenn man dies jetzt überzogen kritisch findet, OK, kann ich aber nicht nachvollziehen. Beide Kernaussagen, "Es hat sich einiges getan" und "Da kann man viel erzählen", sind schon sehr gegensätzlich. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte, "Es hat sich ein wenig getan, aber nach wie vor wird viel erzählt".

Ich persönlich muss sagen, dass es mir relativ schnuppe ist ob die öffentlich-rechtlichen jetzt wieder in die Live-Berichterstattung einsteigen oder nicht. Wenn es wirklich 51% der Zuschauer sind, die es sehen möchten, bitte. Die ca. 30% auf der anderen Seite geben mir allerdings zu denken, fast ein Drittel ist nicht gerade eine Minderheit. Der Knackpunkt für ARD & Co. liegt wohl darin, nicht die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen und diesmal als kritischer, weitestgehend unabhängiger Begleiter das Geschehen zu verfolgen und darüber zu berichten. Nur so funktioniert seriöser (Sport-)Journalismus. Man sollte dabei natürlich auf jeden Fall ernsthaft und glaubhaft bleiben und den Zuschauer auch über die Verhältnisse aufklären. Wie schon gesagt, es hat sich ein wenig getan, aber nach wie vor wird viel erzählt. Den Radsport heute für sauber zu halten und auch so darzustellen halte ich für problematisch und realitätsfern. Den viel gelobten "Umbruch" hat es nicht wirklich gegeben. Ein paar Köpfe sind gerollt, aber nach wie vor haben wir eben auch Pro-Teams, die in leitenden Positionen mit Sündern aus der Vergangenheit besetzt sind. Und da es im Spitzensport immer um viel Geld - d.h. möglichst vorn dabei sein - gehen wird, denke ich nicht das sich viel an der Methodik geändert hat, wie man als Erster ans Ziel kommt. Alle Beteiligten sind möglicherweise nur vorsichtiger geworden.

Ich denke auch nicht, dass die Beliebtheit des Radsports allein an solchen Events wie die Tour de France festgemacht werden sollte.
 
Hajo Seppelt, einer der doch eher dafür bekannt ist wirklich kritisch mit der Materie umzugehen, äußert sich für mich doch überraschend positiv.

Ohjeh, ganz dünnes Eis. Seppelt ist ob seiner investigativen Tätigkeit in der Dopingberichterstattung eine ganz grosse Projektionsfigur der auch hier vertretenen Radspochtfans der alten Schule und anderer Ewiggestriger.
Und er hat mit allem was er sagt eigentlich völlig recht.
 
Und er hat mit allem was er sagt eigentlich völlig recht.

Dem kann ich auch nur zustimmen, nur habe ich eben nicht den Eindruck, das die UCI wirklich so viel konsequenter in Sachen Dopingbekämpfung geworden ist wie man eigentlich erwarten sollte. Auf der anderen Seite hege ich auch die Befürchtung, dass eben durch die großen Skandale (Fuentes, Armstrong) die Dopingpraktiken weniger eliminiert als weiter professionalisiert wurden, d.h. man ist eben einfach nur noch vorsichtiger geworden und legt noch mehr daran, eben nicht erwischt zu werden.

Ein anderer Punkt sind allerdings auch Grenzen in der Dopingerkennung. Blutdoping beispielsweise ist nach wie vor so gut wie nicht nachweisbar, Indikatoren wie Ethylenglyol sind relativ schnell abgebaut - eigentlich müsste man dem Rennfahrer nach jeder Etappe eine Blutprobe entnehmen um entsprechende Substanzen bzw. unnatürliche Schwankungen im Hämatokrit zu erkennen. Dies ist den Sportlern allerdings nicht zumutbar, da diese so über ein mehrwöchiges Etappenrennen einige 100 ml an Blutverlust hätten und sich dies ja bekanntlich negativ auf die Ausdauerleistung auswirkt. In dem Punkt hat selbst der engagierteste Verband nicht viel entgegenzusetzen.
 
eigentlich müsste man dem Rennfahrer nach jeder Etappe eine Blutprobe entnehmen um entsprechende Substanzen bzw. unnatürliche Schwankungen im Hämatokrit zu erkennen

Das würde auch nicht die letzte Sicherheit bringen, da das Doping im Training einen grossen Vorteil bringt. Die Regenerationsdauer wird verkürzt und es kann härter trainiert werden. Das sah man zuletzt beim positiven Fall von Santambrogio, der aktuell noch gesperrt ist und trotzdem im Training EPO eingeworfen hatte.
 
... Das sah man zuletzt beim positiven Fall von Santambrogio, der aktuell noch gesperrt ist und trotzdem im Training EPO eingeworfen hatte.
Nur eine kleine Berichtigung:
Gesperrt ist Santambrogio wegen EPO, jetzt aufgefallen ist er, weil er im Training Testosteron eingeworfen hat. Und das war eigentlich sogar schon fast mustergültiges Verhalten. So mustergültig, dass ich an Stelle der ARD nochmal ernsthaft darüber nachdenken würde, ob sich in dieser ganzen verkommenen Branche wirklich etwas geändert hat.
EPO und verwandte Substanzen helfen nur, wenn die segensreiche Wirkung im Wettkampf noch spürbar ist. Die Kunst besteht darin, entweder ein EPO-Derivat zu nehmen, das nicht nachweisbar ist, oder die Gratwanderung hin zu bekommen, dass das Zeug zeitlich so rechtzeitig vor dem Wettkampf abgesetzt wird, dass es nicht mehr nachweisbar ist, aber die Wirkung noch spürbar ist.
Testosteron ist ein klassischer Trainingshelfer. Die fettfreie Muskelmasse, die man sich im Training mit Testosteron aufbaut, ist auch noch später im Wettkampf vorhanden, die Hormongabe ist dann aber längst nicht mehr nachweisbar. Das einzige Risiko besteht darin, bei einer Trainingskontrolle aufzufallen, das ist aber überschaubar und wenn doch, ist es halt dumm gelaufen und man muss es mit mehr oder weniger dümmlichen Ausreden à la Henn oder Santambrogio versuchen. Natürlich wirkt Testosteron auch unmittelbar im Wettkampf ganz hervorragend als "Nachbrenner" (siehe Landis), wer damit aber etwas gewinnt, der fällt mit nahezu 100%-prozentiger Sicherheit bei der anschließenden Doping-Kontrolle auf (siehe ebenfalls Landis).
 
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