Die Fahrt des Grauens – Der Samstag
16.06.2018
Nach einem ausführlichen gemeinsamen Frühstück brachen wir nach 10 Uhr zu einer Ausfahrt zum Glauberg in der Wetterau auf. Unter anderem waren noch Cornelius, Andreas und Marcus dazu gekommen.
Entlang der Usa ging es in sehr flottem Tempo nach Langenhain-Ziegenberg. Ich pilotierte mein Raleigh 653 Race von 1988, eines meiner schnellsten Räder.
Weiter ging es über offenes Land nach Ober-Mörlen.
Danach kam dann Nieder-Mörlen. Was auch sonst. Mein Tacho verriet mir immer noch einen sehr hohen Schnitt der Geschwindigkeit. Das Navi lief zur Aufzeichnung in der Trikottasche mit. Das sollte mich später am Tag noch retten.
Auf den geraden Stücken blieb die Gruppe von 13 Leuten immer gut zusammen. Das Wetter war sonniger wie am Vortag und mit 24 Grad auch etwas wärmer. Ich empfand es als etwas drückend. Leider gab es relativ viel Verkehr auf den Straßen und manche Autofahrer überholten knapp. Kein schönes Gefühl. Aber es gab wohl keine Alternative zu der Route für Rennräder. Wie schön ruhig war es da am Freitag mit dem MTB im Wald gewesen.
An den längeren Steigungen zerfiel die Gruppe dann etwas. Ich konnte mich aber problemlos noch vorne halten. Solange es nicht zu steil wurde, kam ich gut zurecht. Wir durchquerten kleine Ortschaften wie Dorheim und Bauernheim. In Bad Nauheim war ordentlich etwas los. Ich war froh als wir die Stadt hinter uns ließen. Über Florstadt und Lindheim näherten wir uns dem Glauberg.
Durch einen Kreisverkehr ging es direkt in die Steigung. Hier wurde es steiler. Ich beschloss möglichst ruhig zu fahren und Kräfte für den Rückweg zu sparen. So kurbelte ich locker die Kurven zum Keltengrab hinauf.
Immer mehr enteilten die Anderen meinem Blick. Nur Cornelius und Alex waren noch in Reichweite. Das letzte Stück hoch zum Museum wurde dann noch mal steiler. Aber auch das schaffte ich noch problemlos.
Oben stellte ich mein Raleigh dann ab. Es konnte sich dort mal mit dem anderen Raleigh in den Panasonic Teamfarben austauschen. Raleighs unter sich.
Wir sorgten derweil für unser Wohl. Ich gönnte mir einen super leckeren Apfelkuchen und ein alkoholfreies Weizen. Wir nahmen auf der Terrasse vor dem Museum platz, mit Blick auf die Landschaft und das Keltengrab.
Hier war vor sehr langer Zeit ein Keltenfürst beerdigt worden. In dem Museum wurden unter anderem die Grabbeigaben ausgestellt. Ich genoss die Sicht auf die schöne Landschaft.
Der Fuhrpark mit dem wir unterwegs waren, war schon sehr hochwertig. Das Moser gefiel mir auch ausgesprochen gut. Die Farbakzente hatten schon etwas.
Nach über einer Stunde Pause ging es in rasanter Abfahrt den Berg hinab. Auf den Geraden wurde dann weiter Tempo gemacht. Doch an der ersten längeren Steigung ging bei mir auf einmal nichts mehr. Meine Muskeln wollten schlagartig nicht mehr mitmachen. Ich merkte das ich kurz vor einem Krampf stand und kroch mit 8 km/h eine Steigung hoch, die ich von der anderen Seite zuvor noch mit knapp 20 km/h fuhr. Die Anderen waren vorne weg und bemerkten meine Probleme nicht. Oben musste ich anhalten und versuchte die Muskeln etwas zu lockern. Das kostete weitere Zeit. Bei einer größeren Gruppe merkte man nicht immer wenn Jemand fehlte.
Natürlich kannte ich mich überhaupt nicht aus. Ich wusste nur das irgendwo noch Eis gegessen werden sollte. Zum Glück hatte ich den Hinweg ja aufgezeichnet. Wir wollten die gleiche Strecke auch zurück fahren. So nahm ich mein Navi in der Hand und folgte der hellblauen Linie des Hinwegs. Meine Muskeln hatten sich nicht richtig erholt, aber etwas schneller ging es dann doch. Und tatsächlich, in einer Stadt kamen mir Nick und ein weiter Fahrer aus meiner Gruppe entgegen. Kurz darauf kamen wir an der Eisdiele an.
Ich gönnte mir ein Spaghettieis und ruhte mich etwas aus. Nach der Pause ging es weiter.
Auf der Geraden konnte ich einigermaßen dran bleiben, aber an den Steigungen musste ich jedes Mal abreißen lassen. Oft blieben Nick, Klaus und einige Andere bei mir. Ein paar wollten mich sogar den Berg hochschieben. Aber ich hatte auch meinen Stolz. Noch einmal vielen Dank fürs bei mir bleiben.
An einer Feldkapelle gab es eine Fotopause. In jeder Pause versuchte ich meine verhärteten Muskeln zu lockern. Zumindest bekam ich nicht auch noch Krämpfe. Dann wäre es ganz vorbei gewesen. Ich rätselte allerdings woher meine Probleme kamen. Hatte auch das Gefühl schlecht Luft zu bekommen. Nach der Pause ging es locker weiter.
Nur noch wenige Kilometer bis Kransberg und ich hatte mich zumindest wieder etwas erholt und konnte ein erträgliches Tempo fahren. Meine Muskeln spürte ich aber deutlich. Und mir kam auch der Gedanke das ich den 600er Brevet durch die Ardennen eine Woche später absagen musste. Das Risiko irgendwo Nachts in den Bergen mit Muskelproblemen oder gar Krämpfen zu stehen, war mir zu groß. Ich hatte anscheinend eine momentane körperliche Grenze erreicht. Und solange ich nicht wusste woran es lag, würde ich keine längeren Brevets mehr fahren.
Am späten Nachmittag kamen wir in Kransberg an. Ich schaffte sogar noch das steile Stück hoch zum Ferienhaus. 90 km mit einem Schnitt von über 23 km/h und ca. 700 Höhenmeter hatten wir bewältigt. Die Treppe zu meinem Zimmer hoch fühlte ich mich wie eine alte Frau. Abends ging es dann zu Fuß hoch zum Waldgasthof oberhalb des Schlosses. Dort wurde lecker gegessen. Danach saßen wir noch bis in die Nacht rein in der Küche. Am Sonntag war ja leider schon wieder Abreise. Und der Gedanke an den Abschied fiel glaube ich allen schwer. Wir waren schon eine tolle Truppe. Selbst der Küchendienst wurde automatisch erledigt, ohne das wir uns absprechen mussten. Jeder packte mit an. Mit den Leuten könnte ich mir auch gut eine Woche Radurlaub vorstellen.