Die Ausfahrt – Fahrt ins Aus
27.02.2019
Das Wetter Ende Februar war hervorragend. Sonne pur und ungewöhnlich warme Temperaturen sorgten dafür das ich mir den Mittwoch frei nahm. Für den Nachmittag waren bis zu 22 Grad angesagt, und das im Februar. So traf ich mich gegen 12 Uhr mit Tom in der Nähe des Preußenhafens in Lünen. Ich fuhr mein Raleigh 653 Race von 1988, Tom sein Rickert Spezial aus Ende der 90er Jahre. Entlang des Datteln-Hamm-Kanals ging es zunächst nach Osten. Dann überquerten wir den Kanal und die Lippe und erreichten weiter nördlich den Rand von Wethmar. Angesichts des tollen Wetters fuhr ich mit kurzer Radhose und kurzärmligem Trikot. Nur eine Windweste schützte etwas zusätzlich vor dem Fahrtwind.
Wir sammelten einen weiteren Mitfahrer auf, allerdings mit modernem Gerät, und fuhren nun Richtung Werne.
Wären die Bäume nicht so kahl, fühlte man sich fast wie im Frühsommer. Einfach herrlich.
Das Tempo war schon recht flott. Ab und zu kamen leichte Anstiege. Ganz flach war es nicht.
Hinter Werne gab ich dann mal etwas Gas und fuhr auf einer längeren Straße noch etwas flotter. Das gab mir dann die Möglichkeit mit einem Vorsprung die beiden Anderen mal von vorne in Aktion zu fotografieren. Mit meiner Frühform war ich jedenfalls sehr zufrieden. Die Frühjahrssaison konnte kommen, ich war vorbereitet.
Wie immer wählte Tom sehr einsame und ruhige Straßen und Sträßchen aus. So konnten wir völlig ungestört fahren. Wir passierten Capelle weiter östlich.
Nächster Ort war dann Ascheberg. Dazwischen feinste münsterländer Landschaft. Mein Raleigh machte mir richtig Spaß.
Die Sonne gab ihr Bestes und wärmte schon recht ordentlich.
An meinem Raleigh 653 Race von 1988 hatte ich kurz vor der Fahrt erst die schicke Gipiemme White Laser Sattelstütze montiert. Für mich zusammen mit dem weißen Ledersattel das I-Tüpfelchen an dem Rad.
In Rinkerode wurden wir dann erst einmal von einem Bahnübergang gestoppt. Auch im Münsterland gab es geschlossene Bahnschranken. Und das konnte immer etwas dauern. Also Zeit für ein paar Fotos und dann kam auch schon der Zug. Kurze Zeit später ging es weiter. Nächste Station war dann Albersloh, wo wir nach knapp 50 km Pause in einer Bäckerei machten.
Nachdem wir uns gut gestärkt hatten ging es wieder ein Stück auf dem Werseradweg zurück. Der feine Schotterweg war für unsere Rennradreifen kein Problem.
Entlang der Bahnlinie ging es nun nach Süden bis wir Drensteinfurt erreichten. Die Nachmittagssonne wärmte noch immer gut, aber gegen Abend würde es wohl kühler werden. Das Tempo hatte sich bei einem 24er Schnitt eingependelt. Das war für eine eher gemütliche Kaffeefahrt gar nicht so schlecht.
Ich genoß die Fahrt auf meinem Raleigh und die Landschaft und die Sonne. Und das Ganze mitten in der Woche.
Unterwegs kam uns auf dem Weg nach Hövel noch ein Zug entgegen. Doch dieses Mal mussten wir nicht warten. Kurz vor Hövel schlugen wir einen Bogen nach Westen und fuhren gen Werne.
Leider gab dann der Akku von meinem digitalen Fotoapparat auf und ich musste auf die Handykamera umsteigen. Die war deutlich umständlicher zu bedienen. Aber für ein Foto von meinem Raleigh reichte es noch. In Langern bogen wir links ab. Da noch ein Auto kam, wartete ich und verlor etwas den Anschluss an meine Mitfahrer. Um das wieder aufzuholen ging ich nach dem Abbiegen in den Wiegetritt. Im gleichen Augenblick merkte ich wie der Lenker unter mir nachgab (sich verdrehte) und schon stürzte ich kopfüber über den Lenker. Zum Glück war ich noch nicht ganz so schnell, aber der Aufprall war trotzdem hart und schmerzhaft. Benommen lag ich auf der Straße. Ein Autofahrer hinter mir konnte zum Glück noch ausweichen. Nur langsam rappelte ich mich hoch und entfernte mich und das Raleigh von der Straße. Ich merkte wie der Kreislauf absackte und setzte mich auf den Bürgersteig. Autofahrer hielten netterweise an und wollten helfen. Aber ich musste mich erst einmal sammeln. Meine Mitfahrer waren mittlerweile auch wieder da. Der Lenker war etwas verzogen und locker, obwohl alle Schrauben fest angezogen waren. Das
Lenkerband war aufgerissen und der linke Hood leicht abgeschrabbelt. Ich hatte Schürfwunden an Ellbogen und Knie der linken Seite. Die Schulter tat mir weh. Das würde noch einige schmerzhafte Prellungen geben, blutete aber kaum. Den Kopf hatte zum Glück mein
Helm abgefangen. Ich hatte den Aufprall auf die Straße gespürt, aber ohne Folgen für meinen Kopf. Nachdem der erste Schock verflogen war, kamen auch die Schmerzen. Aber ich fühlte mich in der Lage weiter zu fahren. Wir richteten den Lenker und nach eingier Zeit und einigen Schlucken aus der Trinkflasche fuhren wir vorsichtig weiter.
Über Werne ging es zurück nach Wethmar, wo wir uns vom Mitfahrer verabschiedeten. Am Stauwehr Westfalia gab es dann noch ein Foto. Mein Lächeln wirkte angesichts der Schmerzen und der nun zunehmenden Kälte (die Sonne ging gerade unter) doch etwas gequält. Die lädierte Körper und Radseite drehte ich geschickt von der Kamera weg. Kurz darauf erreichten wir dann den Preußenhafen in Lünen. Ich versorgte meine Wunden mit Pflaster und fuhr mit dem Auto nach Hause. 112 km mit einem Schnitt von noch 23,3 km/h verzeichnete der Tacho.
P.S.: Am nächsten Tag waren das Knie und der Ellbogen ziemlich dick. Den linken Arm konnte ich kaum bewegen, mir tat die ganze linke Körperseite weh. An Rad fahren war in nächster Zeit nicht zu denken. Es dauerte mehrere Wochen bis die Wunden verheilten Die Beule am Knie ist immer noch nicht ganz weg. Dazu kam dann noch eine Erkältung mit Bronchitis die ich mir eine Woche später einfing. So verpasste ich den Beginn meiner Rennradsaison an den ersten drei Märzwochenenden. Aber wieder gesund werden war mir wichtiger. Mit etwas Glück steige ich dann Ende März endlich in die Saison ein. Mal sehen wo meine Frühform dann geblieben ist.
Lenker und Vorbau an dem Raleigh tauschte ich nach dem Sturz natürlich aus. Neues
Lenkerband gab es auch. Ansonsten wies das Rad keine Schäden auf.