Rheinorange
26.10.2019
Am letzten Samstag im Oktober gab der Goldene Oktober noch einmal sein Bestes. Viel Sonne und Temperaturen zwischen 12 Grad Morgens und 19 Grad Nachmittags machten eine Radtour zu einem Muss. Und da ich schon länger nicht mehr mit dem Rad in meiner alten Heimat war, sollte es über den Ruhrtalradweg nach Duisburg, bis zur Rheinorange gehen. Zurück plante ich dann einen anderen Weg. Insgesamt sollte die Tour Brevetlänge haben und auch die Zeitkriterien eines Brevets eingehalten werden. Das heißt ich hatte maximal 13,5 Stunden Zeit für die etwas über 200 km. Das sollte eigentlich reichen.
Nach dem Brevet in Wuppertal fuhr ich die zweite Langstrecke mit meinem umgebauten Gazelle Formula Cross von 1990.
Morgens bei Sonnenaufgang machte ich mich auf den Weg von Hörde über Wellinghofen hoch nach Syburg. Bis zum Wannebachtal ging es überwiegend bergauf. Aber die Steigung vom Tal hoch nach Syburg war dann noch mal richtig steil. Ich stürtzte mich danach die Serpentinen zur Ruhr hinunter.
Unten angekommen folgte ich dann dem Ruhrtalradweg entlang des Hengsteysee. Natürlich kam ich auch am Koeppchenwerk von 1930 vorbei.
Was mir zunächst noch etwas Sorgen machte, waren die Wolken am Horizont.
Doch die verzogen sich und ich erreichte kurz nach 10 Uhr den Anleger der Ruhrfähre in Witten. Kurz darauf kam der Fährmann herüber. Die Fähre ist im Prinzip kostenlos, aber es gibt eine Spendenbox, da die Fähre von einem Verein unterhalten wird. Natürlich warf ich Geld in die Box. Hoffe das es die Fähre noch lange gibt.
Es ist einfach schön das kurze Stück über die Ruhr mit der Fähre zurück zu legen. Da kann die Fahrt über eine Brücke nicht mithalten. Ab November geht die Fähre dann allerdings in den Winterschlaf.
Weiter ging es entlang der Ruhr, die immer wieder von Brücken überspannt wird.
Bei Hattingen fuhr ich dann über eine dieser Brücken mit toller Aussicht.
Die Fahrt verlief relativ ruhig, aber nicht zu flott. Bisher war der Verkehr auf der Strecke auch überschaubar. Ab dem Baldeneysee in Essen wurde es allerdings voll. Jetzt waren auch die Spätaufsteher unterwegs.
Hatte ich mich an den Canale Grande nach Venedig verirrt? Nein, natürlich nicht. Hier hatte offensichtlich Jemand den obligatorischen Kajak gegen eine Gondel getauscht. Es sah so aus als wenn der Mann das nicht das erste Mal tat.
Ruckzuck war ich dann schon beim Aquarius, einem alten Wasserturm in Mülheim a.d.R.
Schließlich erreichte ich die Hafeneinfahrt in Duisburg-Meiderich. Da kamen Kindheitserinnerungen hoch, war ich doch als Kind oft mit meinem Großvater am Hafen.
Über das Ruhrwehr ging es dann über den Fluß.
Nach kurzer Zeit hatte ich dann die Rheinorange an der Mündung der Ruhr in den Rhein mit einem Schnitt von 21,7 km/h erreicht. Ich fühlte mich noch richtig fit. Die Rheinorange soll übrigens einen glühenden Stahlrohling darstellen. Hier auf der Ecke hatte ich schon öfters gesessen. In meiner Kindheit in den 60er Jahren gab es die Skulptur natürlich noch nicht. Dafür qualmten da noch richtig die Schlote und Niemand wollte den Niedergang von Kohle und Stahl damals wirklich wahrhaben.
Mit Blick auf den Rhein machte ich dann Pause und genoß die warmen Sonnenstrahlen.
Nach dem Ende meiner Pause machte ich mich auf den Rückweg. Der führte mich zunächst ein ganzes Stück rheinabwärts, teilweise über altes Kopfsteinpflaster.
Kurz hinter ThyssenKrupp verließ ich dann den Rhein und machte mich auf den Weg zum Einstieg in die HOAG-Trasse. Hier handelte es sich um die ehemalige Industriebahntrasse der Hüttenwerke Oberhausen Aktien Gesellschaft (HOAG). Der folgte ich dann bis Oberhausen-Sterkrade. Von dort fuhr ich über Straße nach Bottrop und weiter zum Rhein-Herne-Kanal. Leider wurde ich dann aufgrund immer wieder auftretender Herzrhytmusstörungen langsamer. Ich konnte zwar weiter fahren, aber das ursprüngliche Tempo nicht halten. Zwischendurch wechelte ich auch immer mal wieder zum Emscherweg.
Entlang einer alten Bahntrasse ging es dann weiter. Auch hier fanden sich Reste der industriellen Vergangenheit.
Dann wechselte ich wieder zur Emscher. Hier traf ich auf eine etwas merkwürdige Schafherde. Das waren wohl noch die Reste der Emscherkunst.
Zurück am Kanal dann ein platter Hinterreifen. Ich verband die Pannenbehebung direkt mit einer kleinen Pause. Trotzdem kostete es wieder Zeit und bald würde es dunkel werden. Zum Glück hatte ich ausreichend Beleuchtung dabei. Wie es aussah würde ich noch ein paar Stunden im Dunkeln fahren müssen. Bei Castrop-Rauxel verließ ich den Kanal und fuhr rüber zum Emscherweg. Über Nette, Mengede und Dorstfeld ging es zurück nach Hörde. Nach 203 km kam ich spät Abends genau nach 13,5 Stunden mit einem Gesamtschnitt von 19 km/h zu Hause an. Ich war ziemlich groggy und froh unter die Dusche zu kommen. Am nächsten Morgen ging es mir wieder gut, aber trotzdem verbrachte ich den Sonntag geruhsam. Aus dem goldenem Herbst war zu Beginn der Winterzeit Regen bei 10 Grad geworden. Auch wenn die zweite Hälfte der Fahrt ziemlich hart war, wird das nicht meine letzte Fahrt über 200 km für 2019 gewesen sein. Insgesamt war es eine schöne Tour mit vielen Erinnerungen an die Kindheit, aber auch an die vergangenen Jahre im Ruhrgebiet.