8. Lauf zur WWBT 2020 in Neuenrade
23.02.2020
Sonntag war der vorletzte Lauf zur Westfalen Winter Bike Trophy. Der Lauf in Neuenrade im Sauerland kann mit Fug und Recht als die Königsetappe der WWBT bezeichnet werden. Von den Höhenmetern her handelte es sich seit Jahren um die anspruchvollste Strecke. Ein hoher Anteil nicht befestigter Wege sorgte ebenfalls, vor allem bei schlechtem Wetter, für einen entsprechenden Schwierigkeitsgrad. Und das Wetter war sehr schlecht. Trotzdem, oder gerade deswegen mag ich diese CTF besonders gerne. Letztes Jahr waren noch frühlingshafte Bedingungen mit viel Sonne und um die 15 Grad. Kalt war es dieses Jahr mit knapp 10 Grad auch nicht, aber nass, sehr nass. Und extrem stürmisch.
Pünktlich fand ich mich zum Start ein, ließ mir aber Zeit, damit die Mehrheit schon weg war. So fuhr es sich leichter. Ich war ja dieses Jahr nicht die Schnellste. Während ich die Strecke letztes Jahr noch fast im Rekordtempo fuhr und extrem fit war, hatte ich dieses Mal eine schlechtere Form und zudem noch einen richtig schlechten Tag erwischt.
Da ich mein Gazelle Formula Cross von 1990 noch im Kofferraum hatte, war ich zu faul zum umladen. Schnell stellte sich aber heraus das mein GT Karakoram Mountainbike von 1994 die bessere Wahl gewesen wäre.
Zunächst ging es über sehr matschige und oft wässrige Pfade bergauf durch den Wald. Schnell merkte ich das mein Herz schwächelte und ich bergauf nicht die volle Leistung zur Verfügung hatte. Da wäre das MTB mit seiner kleineren Übersetzung besser gewesen. Aber egal wie steil es war, ich brauchte nicht schieben. Selbst meine halbe Leistung reichte aus.
Ab und zu wurde ich von einzelnen Fahrern oder kleinen Gruppen überholt. Anscheinend sind Einige doch noch später gestartet. Ich hatte Zeit, da ich nur auf der 35er Strecke war.
Trotz der Nässe und des Matsches hatte ich kaum Traktionsprobleme, nur bei schneller Bergabfahrt kamen die sehr schmalen Crossreifen (28 mm) an die Grenzen. Hier musste ich entsprechend früh abbremsen. Bis auf über 400 Höhenmeter umrundeten wir den Falkenlei.
Die Folgen der Stürme der letzen Wochen wurden bereits wieder beseitigt. Trotz der Ankündigungen gab es dann auch keine Hindernisse auf der Strecke.
Teilweise hingen die Wolken so tief, das man fast hindurch fuhr.
Dann kam wieder freies Feld. Überall stand das Wasser. Die Regenkleidung durchweichte auch langsam, aber zum Glück fehlte die Kälte.
Am Wegesrand fanden sich immer wieder interessante Gebäude, wie diese alte Scheune. Kurz darauf erreichte ich nach knapp 9 km die erste Kontrolle am Rande von Affeln. Nach kurzer Pause ging es weiter.
Natürlich ging es direkt wieder bergauf. Diese Steigung war ich in den letzten Jahren schon öfters hoch gefahren. Sie zog sich.
Kurz vor der zweiten Kontrolle kamen wir an der Luisenhütte in Balve-Wocklum vorbei. Die Eisenhütte existiert seit Mitte des 18. Jahrhunderts und ist bereits seit 1950 technisches Kulturdenkmal. Leider war natürlich keine Zeit für eine Besichtigungstour, aber interessant ist das allemal. Zudem ist die Gegend sehr zum Wandern und Radwandern geeignet. Das könnte man mal gut mit einer Besichtigung verbinden.
Die zweite Kontrolle erreichte ich dann nach 20 km und einer extrem steilen Steigung, wo ich zwischendurch wegen meinem Herz pausieren musste, um den Puls wieder herunter zu fahren. An guten Tagen war so ein Anstieg keine Herausforderung. Zur Belohnung gönnte ich mir dann an der Wanderhütte ein paar Becher heißem Sauerländer Kräutertee nach Spezialrezept. Der war echt lecker und tat gut. Trotz des Regens und des Sturms war die Laune bei den Helfern und auch bei den Fahrern/innen echt gut. Das wir uns alle bei dem Wetter aufgerafft hatten, schweißte zusammen. Die Kontrolle am Schloss Wocklum stand nicht mehr zur Verfügung. Aber ich fand die Wanderhütte hatte etwas gemütliches. Gefiel mir sehr gut.
Die historische Netzstation am Rande von Balve nach der Kontrolle sah wie ein Aussichtsturm aus. Früher hat man selbst Industriebauten eher aufwändig gebaut. Das Auge erfreut es. An der Streckenteilung fuhr ich weiter auf der 35er Strecke Richtung Balve. Einige Steigungen lagen noch vor mir und jetzt ging es überwiegend gegen den Wind. Entsprechend langsam wurde ich.
Als ich den Rand von Garbeck erreichte, waren es „nur“ noch ein paar Kilometer bis ins Ziel. Es waren sehr lange Kilometer. Mittlerweile war die Mittagszeit vorbei und die Windböen wurden immer stärker. Und wir hatten nun fast nur noch Gegenwind mit Böen bis 80 km/h. Da war selbst auf dem kleinen Kettenblatt keine schnelle Fahrt mehr möglich. Patschnass war ich eh schon länger. Zum Glück hatte ich trockene Sachen im Auto. Nach 32,4 km kam ich mit einem lausigen Schnitt von 11,6 km/h ins Ziel. Trotzdem freute ich mich das ich es geschafft hatte. Und ich hatte wieder einiges gesehen und erlebt. Und das ist doch der wahre Sinn des Rad fahrens. Nachdem ich mich getrocknet und vor allem trockene Klamotten angezogen hatte, ging ich zur Abmeldung und ließ mir meine zwei Punkte in die Wertungskarte eintragen. Das waren die am schwersten verdienten Punkte seit langem. Aber der Spaßfaktor war trotz allem hoch. Ich habe es nicht bereut gefahren zu sein. Ohne Neuenrade hätte ich wahrscheinlich nur faul zu Hause auf dem Sofa gelegen. Vielen Dank an den TUS Neuenrade für dieses tolle Erlebnis. 301 Teilnehmer/innen waren auf den drei Strecken unterwegs. Zur Belohnung gönnte ich mir einen heißen Kaffee und zwei Stücke Kuchen. Nächsten Sonntag findet dann der 9. und letzte Lauf der WWBT in Iserlohn statt. Schade, fahre die WWBT schon länger mit, aber so viel Spaß wie dieses Jahr hat es mir selten gemacht. Ab dem 7. März beginnt dann für mich die Straßensaison.