Die Permanente
17.04.2017
Bevor ich zur eigentlichen Tour komme, eine Erklärung verschiedener Begrifflichkeiten für die, die nicht im Breitensport unterwegs sind. Im Breitenradsport gibt es sogenannte RTF. Übersetzt wird das mit Rad Touren Fahrt oder Rad Touristik Fahrt. Damit soll ausgedrückt werden das es sich nicht um ein Rennen, sondern eher um eine sportliche Radtour auf nicht abgesperrten, aber ausgeschilderten Strecken handelt. Es gibt verschiedene Streckenlängen und je nach Länge und Art der Veranstaltung gibt es Punkte von 1 bis 6 für eine Jahreswertung. Aber man kann auch ohne entsprechende Wertungskarte einfach so als Trimmfahrer teilnehmen. In NRW finden sich bei gutem Wetter mehrere hundert bis über tausend Teilnehmer am Wochenende bei den RTF ein. Die RTF wird von Radsportvereinen in ihrer Region ausgerichtet und organisiert. Es gibt ein bis mehrere Kontroll- und Verpflegungsstellen. Die permanente RTF unterscheidet sich dadurch das sie nicht ausgeschildert ist, sondern mit Navi oder Wegbeschreibung an einem beliebigen Datum, auch in der Woche gefahren wird. Dies kann durch Gruppen, aber auch durch einzelne Fahrer erfolgen, ist also meist nicht so gesellig wie eine normale RTF. Dann gibt es noch eine Sonderform der Permanenten, die geführte Permanente. Hier organisiert der veranstaltende Verein ein oder mehrere Gruppen die unter ortskundiger Führung die Strecke abfährt. Meistens sind das Strecken zwischen 70 und 79 km, für die es zwei Punkte in der Wertungskarte gibt.
Am Ostermontag stand ich vor dem Dilemma das die Sprinter Waltrop die österliche RTF abgesagt hatten. Das Osterwochenende ohne Radsport? Das ging gar nicht. Zum Glück gab es da aber noch den RC Buer/Westerholt. Der sprang mit einer geführten permanenten RTF nach Raesfeld in die Bresche. Montag Morgen traf ich am Sportplatz in Gelsenkirchen-Hassel ein. Die Temperaturen bewegten sich nur wenige Grad über Null und es regnete. So stand ich einsam und alleine auf dem Parkplatz und lud mein 89er Peugeot Cologne aus und zog die Regenklamotten an. Zum Glück hatte ich den Track auf dem Navi und hätte auch alleine fahren können. Aber dann trafen doch noch einige Mitstreiter vom Gelsenkirchener Verein ein. Schließlich waren wir zu zwölft und brachen kurz nach 9 Uhr in zwei Gruppen auf. Die 7 Schnelleren wollten einen Schnitt von über 30 km/h fahren. Ich fuhr mit vier Anderen in der "langsamen" Gruppe. Einige kannte ich bereits von RTF oder CTF (die Geländeversion der RTF). Es begann mit lockerem Tempo und einem Schnitt von 23 km/h, der sich aber nach dem Warmfahren steigerte.
Nach ca. 17 km merkte ich dann das ich nicht mehr ganz mithalten konnte. Anscheinend war ich doch nicht so fit. Wir fuhren jetzt bereits einen Schnitt von 25 km/h. Das Tempo wurde reduziert und ein Teilnehmer fuhr hinter mir. Plötzlich meinte er das mein Schutzblech schleifen würde. Also hielt ich an um das zu richten. Das Hinterrad ließ sich kaum bewegen. Ich tippte auf die Bremse, die ich nachgestellt hatte. Aber die war es auch nicht. Dann stellte ich fest das das Hinterrad am Rahmen schliff. Ich hatte die Schnellspanner ausgetauscht und war offensichtlich beim Hinteren zu zaghaft beim festklemmen gewesen. Im Wiegetritt hatte sich das Hinterrad dann verschoben. Nachdem ich das Problem behoben hatte, konnte ich auch wieder problemlos ein höheres Tempo fahren. Die Welt war wieder in Ordnung und ich war doch fit.
Zunächst führte die Route nach Westen nach Kirchhellen. Hier in der Gegend war ich bereits bei meiner Ostertour am Samstag unterwegs.
Dann ging es über Hardinghausen nach Besten und hinter Gahlen über den Wesel-Datteln-Kanal und die Lippe. Westlich passierten wir Schermbeck und erreichten schließlich den Wendepunkt in Raesfeld. Leider sah man vom dortigen Schloss nichts. Dafür hatte es endlich aufgehört zu regnen. Und die Sonne machte erste zaghafte Annäherungsversuche durch die Wolken.
Erstaunlich fand ich das meine Mitfahrer alle Räder von
Rose fuhren. Ich hielt dafür mit meinem Stahlrenner Peugeot Cologne die Klassikerfahne hoch.
Am Tiergarten des Schlosses gab es dann die Kontrolle und gleichzeitig eine vorzügliche Verpflegung. Hier trafen wir gerade noch die schnelle Gruppe, die dann wieder aufbrach. Kaffee, belegte Brötchen, Ostereier, süße Riegel, Salzstangen und Müsliriegel ließen kaum Wünsche offen. Mir reichte ein Kaffee, ein paar Salzstange und ein Käsebrötchen. Ich konnte mich endlich der Regenklamotten entledigen und das ganze im kleinen Rucksack verstauen. Auch wurde es jetzt wärmer und die Temperaturen bewegten sich Richtung 10 Grad.
Mein Peugeot und ich waren froh als es weiter ging. Wer rastet der rostet. Das gilt auch gerade für alte Stahlrenner.
Die Strecke war mit Wald, Feldern und Wiesen sehr abwechslungsreich. Südwestlich von Raesfeld bogen wir kurz vor Marienthal nach Süden ab. Über kleine Landstraßen und asphaltierte Feldwege erreichten wir Drevenack. Vor Hünxe überquerten wir wieder die Lippe und den Kanal und richteten unsere Route nach Osten. In Kirchhellen erreichten wir wieder die Straße nach Gelsenkirchen. Das Ende unserer Tour war in greifbare Nähe gerückt.
Nach 73 km und 260 Höhenmeter erreichten wir den Sportplatz mit einem Schnitt von 25,5 km/h. Ich war froh mit der Gruppe fahren und auch mithalten zu können. Unterwegs hatten wir sogar noch Luft um uns zu unterhalten. Die Tour war wirklich sehr kurzweilig und der anfängliche Regen hat mich nicht gestört. Gehört im Frühjahr halt einfach dazu und härtet für die längeren Strecken und Brevets ab. Wenn man gerne Rennrad fährt, ist das Wetter eigentlich zweitrangig. Und mein Peugeot hatte mal wieder gezeigt das es keinesfalls zum alten Eisen gehörte, sondern auch noch mit moderneren Rädern mithalten konnte. Noch einmal vielen Dank an meine Mitfahrer und den Radsportverein RC Buer/Westerholt.