Wind und Steigung
23.04.2017
Nach der langen Strecke am Samstag, war für Sonntag das Pendant in Unna geplant. Das sollten dann aber echte 150 km sein. Die Temperaturen waren ähnlich bei 6 bis 10 Grad, früh Morgens hatte es bereits geregnet und es waren weitere Schauer angesagt. Meine Muskeln fühlten sich vom Vortag noch etwas schwer an und Ralf ging es anscheinend ähnlich. Trotzdem wollten wir die 150er Strecke angehen. Christina war auch wieder da, aber dieses Mal mit einem moderneren Renner. Ralf und ich fuhren wieder Stahlklassiker. Ich hatte das Rad noch vom Vortag im Auto und war einfach zu faul zu wechseln.
Kurz nach 9 Uhr wurde die erste Gruppe auf die Strecke gelassen. Anscheinend gehörte es zu den Auflagen für die Genehmigung das wir nur in kleinen Gruppen auf die Strecke durften. Christina war schon in einer Gruppe vor uns gestartet und die sahen wir auch nicht wieder. Mir reichte das Tempo unserer Gruppe völlig aus. Zunächst ging es schön flach nach Lenningsen. Das Tempo war so das ich einige Fotos machen konnte.
Die Temperaturen waren anfangs noch ziemlich frisch und wir fuhren uns langsam warm. Die Wolken hatten sich aber etwas gelockert und die Sonne schien. Zum Glück waren die Straßen trocken, da ich im grenzenlosen Optimismus die Schutzbleche weggelassen hatte. Nach Lenningsen erreichten wir Flierich, wo es links in eine fiese Steigung ging. Hier musste ich dann abreißen lassen. Die Gruppe zerfiel und Ralf eilte mir davon. Später holte ich ihn dann auf flacher Strecke wieder ein.
Durch schöne Landschaft führte uns die Route. Ein sehr großer Stuhl stand markant in der Landschaft herum und lud zu einer Pause ein, doch wir hatten es eilig Süddinker zu erreichen. Dort gab es die erste Kontrolle. Unser Schnitt lag zu dem Zeitpunkt schon wieder bei über 25 km/h. Bis hierhin war es noch sehr locker.
Mein Peugeot verrichtete klaglos seinen Dienst. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen meine anderen Räder so zu vernachlässigen. Die wollten schließlich auch gefahren werden.
Wir verpflegten uns erst mal und trafen noch auf ein paar bekannte Gesichter.
Weiter ging es nach Recklingsen und Berwicke. Noch war das Streckenprofil flach, aber der Haarstrang war schon in Sicht.
Mittlerweile war eigentlich klar das wir "nur" die 115er Strecke fahren würden. Man sollte es auch nicht übertreiben. Dunkle Wolken am Himmel drohten mit Regen. Aber noch hielt sich das Wetter.
Weitere Station war Hattrop, bevor wir durch Paradiese fuhren. Allerdings hatten wir uns das Paradies anders vorgestellt, nicht als kleines verschlafenes Nest, mit Pferden, Ponys und Ziegen. Hühner gab es wahrscheinlich auch und die sagten sich bestimmt gute Nacht, sobald es dunkel wurde. Irgendwie idyllisch. Also doch vielleicht ein Paradies? Viel Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht, denn jetzt ging es auf den Haarstrang hoch. Der anstrengende Teil der RTF begann. Lange Steigungen, zum Teil auch mal steiler und oben in der Höhe ordentlich Gegenwind ließen die Kräfte schwinden.
Meiningsen und Hewingsen wurden passiert. Der Schnitt sank langsam aber stetig. Die Muskeln meldeten sich kritisch zu Wort, aber für deren Befindlichkeiten hatte ich da gerade überhaupt keinen Sinn. Am Berg half gegen den Wind auch keine Unterlenkerposition mehr. Da half nur noch durchhalten. Was war ich froh nicht doch die 150er Strecke gewählt zu haben. Dort hatte es noch ein paar hundert Höhenmeter mehr. Nach Bittingen erreichte ich die ersehnte zweite Kontrolle in Bremen (nein, nicht die Hansestadt). Etwas Pause und sich stärken tat mir gut.
Nach der Kontrolle ging es ins Ruhrtal bis nach Wickede. Das Profil war sehr wellig, immer wieder mit längeren und manchmal auch steilen Anstiegen. Die meisten schaffte ich gerade so mit vorne 42 und hinten 28 als Übersetzung. Aber zweimal musste ich dann doch vorne aufs dritte Kettenblatt mit 30 Zähnen zurück greifen. Da ging mir einfach die Kraft aus. Ich war jetzt immer öfters alleine unterwegs, da Ralf am Berg deutlich stärker war. In Watringen verabschiedete ich mich von der Ruhr. Noch eine letzte größere Steigung und ich erreichte Ruhne. Ab hier ging es zunächst bergab und ich hatte Ralf nach einiger Zeit wieder in Sichtweite. Aber leider hatten wir auch vollen Gegenwind. Nächste Stationen waren Gerlingen, Mawicke und Westtönnen. Über Flerke und Scheidingen erreichte ich die dritte Kontrolle in Werl. Noch einmal eine kurze Pause und Kraft tanken. Der Himmel war jetzt bedrohlich dunkel geworden und es sah sehr nach Regen aus. An der Kontrolle traf ich auf Ralf, der aber vor mir wieder los fuhr und den ich nicht mehr einholen sollte. Je nach Richtung gab es heftigen Gegenwind oder Seitenwind. Die letzten 18 Kilometer schienen in Zeitlupe zu vergehen. Doch schließlich erreichte ich nach knapp 115 km über Hemmerde, Nordlünern und Mühlhausen trocken das Ziel in Unna.
Ein Schnitt von 24 km/h und 600 Höhenmeter waren die weiteren Daten der RTF. Die 600 Hm zogen sich vor allem auf dem Haarstrang zusammen. Den fiesen Gegenwind gab es als zusätzliche Gabe dazu. Eine anstrengende aber schöne RTF. Insgesamt waren es so wieder über 250 km am Wochenende. Der Formaufbau läuft.