Bolsward
03.06.2107
Bereits am Freitag vor dem Pfingstwochenende reiste ich in Workum/NL an. Der Campingplatz Suderse sollte für einen Großteil meiner Gruppe und mich die Basis für die Teilnahme an der Fietselfstedentocht, einem 235 km Marathon an Pfingstmontag, werden. Dabei handelt es sich um das größte Sportereignis in der niederländischen Provinz Friesland. Da ich als erstes ankam organisierte ich eine Zusammenlegung der einzelnen Parzellen und fing an mein Zelt aufzubauen. Ein Wahnsinn was ich da alles mitgeschleppt hatte. Aber ein bisschen Komfort musste schon sein. Da ich nur ein Rad mitnehmen konnte entschied ich mich für mein 1989er Peugeot Cologne. Das war ausreichend Langstrecken erprobt.
Nach mir kam dann Agathe, die aus Bayern per Rad anreiste und bereits über 1000 km in der letzten Woche gefahren war.
Ihr Zelt nahm sich deutlich kleiner aus.
Schnell setzte ich Kaffeewasser auf und wir machten es uns in meinem Vorzelt gemütlich und warteten auf die Anderen. Köter und seine Familie kamen erst gegen Abend und Andy und Daniel am nächsten Tag. Leider verpassten wir vor lauter Kaffee trinken die Zeit um noch einkaufen zu gehen. So suchten und fanden wir spät Abends noch eine offene Pommes Bude und es gab Frittiertes. Pommes heißen in den Niederlanden übrigens Patat. Dazu gönnte ich mir noch ein Kaassoufle, frittierten Käse. Die ideale Sportlernahrung also.
Am Samstag sollte es dann nach Bolsward gehen. Nach dem Frühstück und ein wenig rumbummeln machten Agathe und ich uns auf den Weg.
Die Strecke kannte ich noch von letztem Jahr. Trotzdem verpasste ich den Einstieg auf den Radweg und wir fanden uns plötzlich auf einer Autostraße wieder. Also ab über die Leitplanke und wir waren wieder auf dem richtigen Weg. Auf dem Weg rein nach Bolsward kamen uns schon die ersten Kinder mit Medaillen entgegen. Pfingstsamstag war die Minifietselfstedentocht. Eine verkürzte Tocht für Kinder. Die Kleinen waren sichtlich stolz auf ihre Medaillen. In zehn Jahren oder so fahren viele von ihnen bestimmt die große Tocht.
In Bolsward herrschte reges Treiben. Wir schauten uns erste einmal um und freuten uns über die Dekorationen.
Mein Peugeot fühlte sich in dieser historischen Kulisse sichtlich wohl. Hier würden wir am Montag an den Start gehen.
Traditioneller Start war am Rathaus, wo jetzt Filme alter Tochten liefen. Auch die Steptocht für die Tretrollerfahrer am Pfingstsonntag wurde entsprechend gewürdigt. 235 km mit dem Tretroller waren schon eine Hausnummer.
Überall hingen weiße Rennräder über den Kanälen. Da verdrückte man als Klassikerliebhaberin schon mal das ein oder andere Tränchen. Meinem Peugeot wird dieses Schicksal natürlich erspart bleiben. Garantiert!
Auf der Bühne am Markt konnte man dann ein technisches Wunderwerk bestaunen. Ein Liegerad mit dem die Marke von 140 km/h geknackt werden soll. Alleine wenn ich mir das Kettenblatt anschaue bekomme ich Knieschmerzen. Keine Ahnung wieviele Zähne es hatte, aber ich schätzte über 80.
Da war das alte Peugeot von Corrie de Groot schon interessanter. Er war der erste der es 1996 mit dem alten Peugeot schaffte 50 mal an der Tocht teilzunehmen. Ein toller Rekord, den ich nicht annähernd erreichen kann.
Überall war Bolsward im Zeichen des Radsportereignisses geschmückt. Selbst Geschäfte die nichts damit zu tun hatten, dekorierten ihre Schaufenster entsprechend. Gleichzeitig erhöhte das natürlich die Vorfreude auf das Ereignis. Wir ließen uns vor einem Straßenimbiss nieder und es gab, na klar, Patat und Kaassoufle. Wie war das noch mal mit dem abnehmen?
Einen Klassiker ganz besonderer Art fuhr diese Kapelle. Ein altes 6er Tandem der Feuerwehr wurde von ihnen bewegt, während sie gleichzeitig den ein oder anderen Marsch oder Dixieland zum Besten gaben. Sie fuhren Runde um Runde durch Bolsward.
Bei einer wohlverdienten Pause konnte ich das Tandem dann mal näher in Augenschein nehmen. Hiermit war die Feuerwehr früher wirklich zu Einsätzen ausgerückt. Ein echter Klassiker.
Schließlich machten wir uns auf den Rückweg, wurden jedoch direkt durch eine Klappbrücke ausgebremst. Das war der Alltag in Friesland. Geduldig warteten alle bis es weiter ging.
Zurück ging es durch malerische kleine Orte wie Arkum.
Auch die Kanäle waren unsere ständigen Begleiter. Boote hatten hier genau so einen hohen Stellenwert wie Fahrräder.
Dann war der Anfang von Workum erreicht. Boote wohin das Auge blickte.
Auch Workum schmückte sich für die Durchfahrt der Fietselfstedentocht. Das rote Kopfsteinpflaster aus Ziegelsteinen war typisch für die friesischen Städte und Orte. Bei Nässe nicht ganz ungefährlich, aber es war zum Glück trocken.
Manches mutete wie aus dem Bilderbuch an. Kein Wunder das hier der Tourismus blühte.
Wir steuerten noch einen niederländischen Supermarkt an, um uns für die nächsten Tage mit allem nötigen zu versorgen. Sogar vegetarisches Grillgut gab es für mich. Zurück auf dem Campingplatz schmiss Köter für uns den Gasgrill an und wir ließen es uns gut gehen.
Andy und Daniel waren in der Zwischenzeit auch da und hatten ebenfalls einen kleinen Ausflug nach Bolsward gemacht.
Bis spät Abends saß unsere Gruppe gemütlich beisammen, bevor ich mich in mein bequemes Zelt zurück zog. Das Wetter war trocken, aber teilweise bewölkt und mit ca. 20 Grad nicht zu kalt.
Insgesamt kamen nur 44 km zusammen die wir mit einem 18er Schnitt fuhren, aber es war ja schließlich Urlaub und der sportliche Teil stand uns noch bevor.