Du findest also wünschenswert, dass X darüber entscheidet, was Fakenews sind, was Verschwörungstheorien sind, was "gegen die Demokratie" gerichtet ist? Was ist das anderes, als eine Oberaufsicht darüber, was gesagt werden darf?
Hast Du Dir mal überlegt, was für Interessenkonflikte und Lenkungsmöglichkeiten solche Lösch-Mechanismen bieten? Und wie leicht die missbraucht werden können? Die oben erwähnten Twitter Files zeigen ja, dass sie bereits missbraucht wurden, das ist also weit mehr als eine theoretische Sorge.
Hatte sich hier nicht jemand über Murdoch und Berlusconi aufgeregt, weil sie mit ihrer Marktmacht Politik gemacht haben? Aber bei X soll das wünschenswert sein? Weil das die Guten sind? Wie naiv kann man sein!?
Der Wunsch, X möge mehr löschen, ist verständlich, aber es ist ein struktureller Angriff auf die Mechanismen der Demokratie und nicht der Weg zu ihrer Rettung. Die Demokratie ist ein seit Jahrtausenden entwickelter Mechanismus, ein Meinungs- und Deutungsmonopol gerade zu verhindern. Das mag negative Effekte hervorbringen. Der Schaden, wenn man diesen Pluralismus angreift, ist weit größer. Vor allem ist es dann keine Demokratie mehr.
Du sprichst mit kluger Zunge, doch inhaltlich habe ich Zweifel. Das ist alles so verschwurbelt. Das, was du kritisierst, kritisieren doch auch "woke people/linksgrünversiffte" (wie ich): Dass X willkürlich zensiert und propagiert, wie es dem Boss gefällt, ohne sich um lokale Gesetze und Rahmenbedingungen zu scheren. Und damit Massen aufpeitscht und letztlich den Sturm aufs Kapitol als Sitz der Demokratie an sich begünstigt.
Es geht hier doch nur um Schaffung von Transparenz sowie die technischen Mittel zur Strafverfolgung durch den Staat, bei bspw. Aufrufen zu Gewalt oder verfassungsfeindlichen oder anderweitig gesetzwidrigen Inhalten. Du bist ja Bürger dieses Rechtsstaates, das Interesse des Staats an wirksamer Strafverfolgung und vor allem -Vereitelung muss ja eigentlich auch Deines sein.
Die Nuancen auszulooten, wie viel Sicherheit, wie viel "Zensur", wie viel Staat -- das bestimmt die Politik, also letztlich der Wähler, in der indirekten Demokratie.
Jetzt erklär mir nur mal, wieso du das nicht weißt? Vielleicht aus dem selben Grund, aus dem Du denkst, diese Institution sei bereits seit Jahrtausenden erfolgreich implementiert und würde sich stetig verbessern? Und sei nicht angreifbar?
Ich bin gegenteiliger Meinung: Durch solch ein "false flag"-Geschreie wie deinem wird das Augenmerk der Leute, der Zorn, auf Probleme gelenkt, die eigentlich dort gar nicht zu verorten sind. Scheint also doch noch recht anfällig zu sein, das Konstrukt "Demokratie", nur nicht aus der Richtung, aus der Du den Angriff vermutest.
Und ja, das lässt sich sogar anhand von Beispielen aus Italien ganz gut untermauern. Es ist schon ein Kunststück, dass es eine faschistische Regierung in Europa geschafft hat, durch die ad-hoc Abschaffung aller Sozialleistungen via SMS eine Horde günstiger Zwangsarbeiter für die Industrie aus dem Boden zu stampfen und sich damit bei ihrem Gegenpol, dem Kapital, subito zu revangieren. Und gleichzeitig mit Von der äh Leyen am Strand zu posieren (wo regelmäßig Kinderleichen angespült werden) um den weiteren "Schutz" der europäischen Außengrenzen zu besprechen, damit sich die konservativen Angst-Wählertrottel verstanden fühlen.
Während genau die Leute, die es zumeist dann am Ende betrifft, die dann als erstes über die Klinge springen/sozial absteigen und dann mit nix dastehen, irgendwas von Zensur, hängt die Grünen oder so brüllen und ihre Trecker an ner Autobahnauffahrt parken. Der Aktionär lacht sich kaputt und lässt sich bei Musk die Stange polieren.