Danke
@Nordisch (aka @N80) für den sehr differenzierten Beitrag.
Sicher habe ich keine standardisierten Tests durchgeführt, meine Aussagen spiegeln nur meine persönlichen Erfahrungen wider. Mein Stichprobenumfang ist im Anbetracht der vielen Kilometer allerdings schon aussagekräftig. Einige der
Reifen, die Du erwähnst, hatte ich aber noch nie am Rad und kann dazu gar nichts sagen. Aber wir vergleichen hier auch ein wenig Äpfel mit Birnen. Die von Dir aufgeführten
Reifen sind Renndecken, meist ganz ohne Profil, nur in max. 25mm erhältlich (bis auf die genannten 28mm Versionen), meist unter 300g schwer. Entsprechend der Urfrage dieses Threads und anknüpfend an unsere Posts vor einem Jahr hatte ich hier nochmals meine Erfahrungen mit einem Tourenreifen berichtet, der von Gewicht und Fahrverhalten immerhin in die Nähe von Rennreifen kommt. Ich fahre ihn ja auch nicht an einem Rennrad (in 32mm geht das ja bei den allermeisten Rennrädern gar nicht) sondern an einem "Alltags-Reise-Crosser".
…Hier im Forum gibt es auch Fahrer aus Berlin, die auf Veloflex (geschmeidiger
Reifen auch mit Aramid/Kevlarpannenschutz) unter allen Wetterbedingungen schwören. Unter herbst-/winterlichen Bedingungen hatte ich hingegen mit dem Veloflex hier an der Ostseeküste viele Pannen. Einem Freund, dem ich geraten habe, die Veloflex nicht bei herbst-/winterlichen Bedingungen zu fahren und dies doch tat, hat nach dem zweiten Platten mit Veloflex auf die GP 4000 S für den Winter zurückgewechselt
Veloflex war mir z.B. noch gar nicht bekannt. Sind aber wohl auch eher Renndecken und nicht mit Tourenreifen vergleichbar: Schmal, leicht, dünn. Da kann man beim Pannenschutz keine Wunder erwarten
Michelin Pro2Race,
Michelin Krylion Carbon/
Michelin Pro4Endurance, GP 4000 S, GP 4 Season hatten dagegen bei mir kaum Pannen.
Bei wie viel km pro Pneu?
Genauso unterschiedlich waren die Erfahrungen bei den besseren Vittoria Trekking
Reifen mit 120 TPI auch mit überwiegend Aramid Pannenschutz. Ein paar Berliner Reiseradler sind damit glücklich und hatten damit erstaunlich hohe Laufleistungen und bei mir haben sie sich schnell abgenutzt und sie führen bei mir unter den Trekkingreifen die Pannenstatistik an.
Den Vittoria Randonneur Pro kenne ich als recht pannensicheren und auch haltbaren
Reifen. Es ist aber einer jener
Reifen, bei denen man die Haltbarkeit mit Haftung bezahlt: Härterer Gummi. Genau das wundert mich bei der Mischung von Panaracer: Gute bis sehr gute Haftung bei hoher Standzeit.
Du findest sowohl bei Conti als auch bei
Schwalbe den Abstufung der gewebebasierten Pannenschutzlagen wie folgt von schwächer nach stärker. Kevlar/Aramid -> Nylon/Poly-X -> Vectran. Standardisierte Test bestätigen zu einem Großteil die Aussage der Hersteller.
Wohlmöglich gibt es Kevlar/Aramid auch in unterschiedlicher Qualität…?
In Praxis entstehen jedoch andere Werte zwischen unterschiedliche Modellen und Fahrern aufgrund diverser Faktoren wie:
Grad der umsichtigen Fahrweise, Gummimischung in Art/Dicke/Profil/Aushärtung(Ablagerungzeit und - weise) nach der Produktion, Art der Fremdkörper, Reifendruck
Ganz genau. Den "Grad der umsichtigen Fahrweise" versucht man natürlich so hoch wie möglich zu halten. Aber wie oft passiert es, dass man unter Fluchen es doch mal wieder nicht geschafft hat, einem ganzen Feld Glasscherben auszuweichen. Einiges lässt sich vermeiden, aber nicht alles.
Bezüglich abgelagerter
Reifen, leuchtet mir ein, dass alte Pneus härter und damit rutschiger sein müssten. Habe am Stadrad gerade einen Pasela aufgezogen, der an die 10 Jahre bei mir rum lag. Entsprechend skeptisch war ich anfangs unterwegs, kann aber bisher zum Glück keine verminderte Haftung beklagen.
2. Sie sind als Renndecken deklariert. Die Grenzen verschwimmen aber, da diese nun auch breiter angeboten werden und z.B. die 28 mm GP 4000 S und die
Michelin Pro4 ... fallen in 28 mm wie 30 mm aus.
Ihre Gewichte weisen sie aber doch als Renndecken aus. Irgendwie kommt Pannenschutz ja auch aus der Masse. Ein hauchdünnes 200g-Häutchen hat es natürlich schwerer, als ein 700g-Monster. Da liegen der Pasela und auch der T-Serv eben gut dazwischen, wenngleich eher als Tourenreifen deklariert.
…Es gibt nicht eine so große Streuung in Sachen Rundlauf des Reifens. (Meinen habe ich wegen spürbaren Gehuppels auf glatten Asphalt irgendwann entnervt entsorgt. In Foren las ich auch von ein paar Rundlaufproblemen)
Das hab ich jetzt schon oft gelesen. Finde ich ganz erstaunlich bei der Marke, die großartig mit "Made in Germany" wirbt. Genauso erstaulich, dass es der Beliebtheit der Contis wohl keinerlei Abbruch tut. In jedem 2.
Reifen-Thread in den einschlägigen Foren werden die Contis genauso gefeiert, wie in den Rennrad-Bravos. Naja - vielleicht schreiben einfach alle voneinander ab…
…Mir erscheint der
Michelin Endurance nicht ganz so hart abrollend wie der GP4Season.
Gefällt mir auch gar nicht. Komfort über weiche Flanke finde ich wichtig. Da verzichte ich gerne auf seitlichen Pannenschutz. Vielleicht auch, weil ich erst mal die Erfahrung machen muss, dass ein
Reifen auch an der Flanke kaputt gehen kann; hatte ich tatsächlich noch nie.
Noch mal hierzu:
Racing Ralph ist wirklich ein sehr guter Crossreifen im Vergleich zu anderen Herstellern/Modellen; Wäre aber für eine Kombination mit überwiegenden Straßenanteil nicht meine erste Wahl, weil:
1. Kurvenverhalten ist auf Asphalt recht undefiniert.
2. Rollwiderstand im Vergleich zu Slicks und Semislicks erhöht
3. hat gar keine Pannenschutzlage, was mit zunehmender Abnutzung der Mittelstollen relevant wird
Volle Zustimmung meinerseits. Hab ihn immerhin mal 2-3 Monate als Universalreifen ausprobiert. Zwar sind 1. (Kurve) und 2 (Widerstand) gar nicht so arg störend, da die kleinen Stollen schon recht pfiffig angeordnet sind. Die schnelle Abnutzung der Mittelstollen auf Asphalt machen den RaRa aber zu einem sehr teuren
Reifen. Und wenn die erst mal weg sind, kommen die Pannen…
Eine Besonderheit des RaRa sei noch erwähnt: Er macht mir auch als Cross-
Reifen nur noch bedingt Spaß, da er sich auf seine Art als pannenanfällig gezeigt hat: Man hat mit ihm nämlich schnell Snakebites. Für einen 35er
Reifen baut er nicht sehr hoch. Wenn man nun mit eher geringem Druck fährt, was im Gelände eigentlich sinnvoll ist, schlägt er leider sehr schnell durch. Diese Erfahrung meinerseits deckt sich übrigens auch mit den Ergebnissen der Tour-Tests aus 2008 und 2011.
Unter anderem deshalb schaue ich mich gerade mal nach Decken um, die breiter sind als 35mm. Da wird es recht überschaubar, da solche wohl bisher kaum nachgefragt werden (ist die Breite bei Cyclocross-Rennen auf 35mm begrenzt?). Da kommt aber von Panaracer (wer hätte das gedacht?;-) bald was sehr Interessantes raus: eine Version des Gravelking in 40-622 namens
"Gravelking SK". Typ keinstolliger Schotter-Universalreifen, also auch etwas im Sinne der Urfrage dieses Threads. WM-Trading, der Deutschland-Vertrieb von Panaracer, bekommt ihn nicht vor Januar 2016. Aber sobald er erhältlich ist, kommt er wohl bei mir ans Rad - ich werde berichten!
Grüße aus der Hauptstadt!