..oben .. sehen ...
Was denkt man sich beim Befahren des Mangart, Slovenien? (Also zumindest einer, heute)
Wenn wir unten sind im Tal etwa, schauen wir rauf auf die Berge, erhaben und fern, glitzernd im Sonnenlicht, und sehnen uns da hinauf, um dann oben hinunterzuschauen auf die da unten. Oft sind wir so tief im Tal, dass man die Berge da oben gar nicht mehr sieht. Dann muss man eigentlich schon mal oben gewesen sein, um überhaupt zu wissen dass es welche gibt.
Es überkommt uns eines Tages die Sehnsucht, oder die Langeweile, oder der Wahnsinn, oder begeisterte MitfahrerInnen, und wir steigen aufs Rad, oder in die Schuhe, und ziehen gegen die Höhe, hinauf in die lichten Fernen. Der Weg ist weit und steil, und die Hitze sengt uns den letzten Rest Hirn aus der Birne. Oida, es zieht sich, doch dann sind wir oben.
Und schauen runter. Zunächst voll geil. Wir sehen die da unten überhaupt nicht mehr. Dafür sehen wir von oben noch weiter in die Ferne! Weitere Berge, höhere Höhen, glitzernderer Glitzer, fernere Ferne, ruhmreicherer Ruhm.
Was nun? Weiter! Runter, rüber, rauf!
RadCore fährt gerade von Ost nach West, aber eigentlich dann auch von West nach Ost, weil wir ja in Klagenfurt begonnen haben, und in Wien enden wollen. Wo ist da das Konzept? Wie immer ist es natürlich die Fahrt, das einzige was zählt. Konstant und ewig.
RadCoristen sind ziemlich oft oben und fahren dann wieder mit kindlicher Freude nach unten. Heut waren wir am Mangart. Leute, einer der edelsten Rennrad-Berge in meiner jahrzehntelangen Rad-Karriere. Wahrscheinlich der edelste. Es gibt hier knackige Steigung gut jenseits der 10%. Es gibt kalkige Felsen, so richtig, mit Sonnenglühen drüber. Es gibt Tunnels, in denen es herrliche Echos gibt, perfekt zum jodeln, wo die eigene Geräuschkulisse fühlbar wird, mit jammern, flehen, jubeln und Gesang. Das startet auf 500m, mit sommerlichem Touristentreiben, und schraubt sich hoch bis auf 2000, wo einsam die Dohle schwebt, über steilen Schründen. Die letzten 15 Höhenmeter geht man über Almwiesen auf den
Sattel, zum Rundblick, ...
Radcore hat alle 7 bis rauf gebracht. Ganz nach oben.
Mitten drin am Prebil Pass, ein Moment der Höhe: Die Gruppe wartet an der Abzweigung vor dem großen Anstieg zusammen, alle gut bei Luft, voller Energie. Um die Ecke nähert sich der Lokalmatador, unspektakulär, mit ruhigem Tritt, kaum ein Tropfen Schweiss, kein Gramm Fett (am 6-Pack, am Rad schon ein wenig). Wir sehen ihn kommen, und schon ist er weg. Weit weg. Einholen ist nicht. Naja, der ist halt weiter oben. Wurscht.
Wenn wir nach oben schauen, sehen wir viele schöne Ziele. Wir sehen nicht ganz rauf, geht ja immer noch höher. Wenn wir von oben runter schauen, schauen die da unten nicht auf uns herauf. Warum auch? Die schauen auf andere Berge.
Irgendwie, kommt man, mittendrin, an guten Tagen, sehr weit "oben" an.
Was soll das alles? Es ist und bleibt die Fahrt. Danke an RadCore.