Hinweis: Dieser Test ist bereits in der ersten Version im April 2024 erschienen. Den ersten Eindruck findet ihr im Test-Teil zum Ausklappen.
Video: Propain Terrel CF im Test
Propain Terrel CF: Infos und Preise
Das Propain Terrel ist auf den ersten Blick ein klassisches Gravel Bike. Es kommt ausschließlich als Carbonvariante, verfügt über eine nicht allzu extreme Geometrie und doch ist bei diesem Rad vieles anders. Erstens: Es wurde von Mountainbikern entwickelt und das merkt man allein daran, dass es als Gravel Bike in der ASTM Kategorie 2 gelistet und entsprechend von Propain für den Trail-Einsatz freigegeben ist. Zweitens: Der Konfigurator auf der Website der Marke. Während man bei vielen anderen Herstellern ausschließlich komplette Bikes in verschiedenen Modellvarianten oder Framesets kaufen kann, ermöglicht Propain, nahezu alles so zusammenzustellen, wie man es braucht.
Wer jetzt gedacht hat, dass dieser Extraservice auch einen entsprechenden Aufpreis wert ist, hat sich getäuscht: Die kompletten Bikes starten ohne Federgabel und Variostütze bei knapp 2.599 €, das Topmodell landet bei unter 6.000 €. Aber schauen wir uns doch einmal die Details an.
- Erstes Gravel-Bike von Propain
- Neu entwickeltes Carbon-Rahmenset
- Staufach im Unterrohr
- ASTM Kategorie 2, auch für Trail-Einsatz geeignet
- Bikepacking-tauglich mit zahlreichen Montage-Punkten
- Reifenfreiheit bis 50 mm in 700C
- Ausstattung vier Varianten plus Konfigurator – ab Shimano GRX 1×12
- Gewicht Rahmen 1.090 g (Größe M)
- Gewicht Komplettrad ab 8,05 kg (Ausstattung „Competition“)
- www.propain-bikes.com
- Verfügbar sofort
Preise
- Propain Terrel CF Base 2.599 €
- Propain Terrel CF Adventure 3.199 €
- Propain Terrel CF Trail 4.079 €
- Propain Terrel CF Competition 4.999 €
Alle Bikes sind wie bei Propain üblich im Konfigurator anpassbar.
Die Innovationen
Der Rahmen
Auch wenn Propain mit dem Terrel das erste Gravel-Bike der Firmengeschichte präsentiert, gibt es doch einige interne Anknüpfpunkte an das Thema. Firmengründer David Assfalg kommt ehemals selbst aus dem Cyclocross-Bereich und nicht zuletzt sind viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst schon lange auf Gravel-Bikes unterwegs – höchste Zeit also, dass man auch als Dropbar-Fan die eigene Firma repräsentiert statt die Konkurrenz.
Das Rad kommt ausschließlich mit Carbon-Rahmen. Dabei wird das auch aus dem MTB-Bereich bekannte „Blend Carbon Layup“ verwendet, welches über einen hohen Anteil hochmodularer Fasern an kritischen Stellen verfügt und so besonders im Tretlagerbereich äußerst steif sein soll. Anders im Bereich des Sitzrohres: Durch die niedrige Positionierung der Sitzstreben und den entsprechenden Faseraufbau soll der Sitzstrebenbereich angenehm flexen und so auf längeren Strecken für Komfort sorgen. Obwohl der Rahmen auf ASTM 2-Level getestet ist und ein Staufach besitzt (dazu später mehr), liegt das Gewicht bei nur 1090 g in Größe M.
Weil wir es können.
Propain gibt sich die Antwort, warum es jetzt ein Gravel-Bike gibt, selbst
Wichtig war für Propain zu erwähnen, dass zwar Mountainbike-Anleihen vorhanden seien, das Terrel jedoch nicht als geschrumpftes MTB wahrgenommen werden soll. Stattdessen soll es als goldene Mitte aller möglichen Aufbauten dienen: mit Aero-Felgen und ungefedert für schnelle Gravel-Rennen, als traillastige Variante mit Federgabel oder als Adventure Bike mit allerlei Gepäck an Bord. So findet man keine allzu extremen Geometriewerte vor, stattdessen positioniert sich das Terrel mit einem 70,5° Lenkwinkel und einem 73,5° Sitzwinkel im moderaten Bereich. Auch auf der klassischen Road-Runde soll das Terrel durchaus mithalten können.
Aber natürlich steckt doch ein Stück Mountainbike drin. So wurde die Geometrie des Rahmens auf eine 40 mm Hub bietende Federgabel ausgelegt – auch wenn das nicht bedeutet, dass man diese zwingend fahren muss: In den Konfigurationen ist auch die hauseigene Carbon-Forke anwählbar. Die Gabelhöhe dieses Modells ist entsprechend korrigiert, damit die gleiche Geometrie beibehalten wird.
Damit auch Bikepacking-Fans auf ihre Kosten kommen, bieten Gabel sowie der Rahmen Platz für Reifen bis 700 × 50 C. Außerdem verfügt das Bike über einen Kettenstreben-Schutz aus weichem TPR, der dank der dicken Noppen – auch das kennt man primär aus dem Mountainbikebereich – Kettengeräusche verhindern soll. Der integrierte Unterrohrprotektor schützt das Carbon des Unterrohrs vor Steinschlägen und kann unter anderem eine dritte Trinkflaschenhalterung aufnehmen.
Was die technische Seite angeht, so verfügt das Bike statt Press-Fit über ein geschraubtes T47-Innenlager sowie ein UDH-Schaltauge. Dazu kommen Flat-Mount-Bremsaufnahmen für bis zu 180 mm große Scheiben. Wie auch bei den meisten modernen Gravel-Bikes werden die Brems- und Schaltkabel unter dem Vorbau verlegt und laufen unauffällig durch das Steuerrohr.
Storage-Traum als Kofferraum
Eines unserer persönlichen Highlights: Der Rahmen verfügt über ein Staufach im Unterrohr. Zwei mitgelieferte Taschen, „Tube Bag“ und „Tool Bag“ genannt, sind im Lieferumfang des Bikes mit dabei und können für allerlei Habseligkeiten genutzt werden.
Volle Bikepacking-Tauglichkeit
Nun sprachen wir bereits von Straßeneinsatz sowie Trail-Tauglichkeit – es gibt aber auch noch einen weiteren wichtigen Bereich, den Propain im Lastenheft hatte. Der Bikepacking-Einsatz soll mit dem Terrel problemlos möglich sein. An vielen Stellen finden sich entsprechende Montagepunkte: üppig an der Gabel, aber auch am Unterrohr, Oberrohr oder an den Ausfallenden zur Montage von Schutzblechen oder Gepäckträgern. Und wer auf eng gestufte Gänge und ein breites Gangspektrum wert legt (etwa für den Road-Einsatz), kann im Konfigurator auch eine 2x Schaltoption anwählen – die Anschraubpunkte sind vorhanden.
Sollte das Unterrohrfach übrigens nicht genügen, man aber trotzdem keine Lust hat, eine zusätzliche Tasche am Sattel zu befestigen, kommt die optional erhältliche Rahmentasche zum Einsatz. Die Rahmentasche ist von Propain selbst entwickelt und passt perfekt in das Rahmendreieck des Terrel. Sie ist werkzeuglos montiert und kann dank umlaufendem Reißverschluss im Volumen erweitert werden.
Passend dazu: Sixpack Gravel-Komponenten
Es ist kein Geheimnis, dass die Firma Sixpack schon lange eng mit Propain zusammenarbeitet. Und so ergriff man die Chance, mit den Komponentenspezialisten eine eigene Gravel-Serie zu produzieren: Genau genommen gibt es zwei Lenkervarianten aus Aluminium und Carbon sowie einen Aluminiumvorbau und eine Carbon-Sattelstütze direkt von Sixpack, die ideal zum neuen Terrel passen.
- Innenlager-Bauart T47
- Steuerlager IS52 / IS52
- Bremsaufnahme Flat Mount 160 / 180
- Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach, Umwerfer abnehmbar, UDH
- Garantie k.A.
- Gewichtszulassung k.A.
Geometrie
Das Terrel ist in fünf Größen von XS bis XL erhältlich, was verglichen mit dem Größenangebot einiger großer Hersteller eher grob gestuft ist. Aber laut Propain wurde darauf Wert gelegt, dass der entsprechende Größenbereich von der Geometrie her breit ausgelegt ist und für kurze wie lange Vorbauten nutzbar ist. Möchte man einen eher langen Radstand, sollte man Propain zufolge eine Größe größer nehmen, die mit einem kurzen Vorbau harmoniert, wenn man das Rad eher verspielt möchte, nimmt man die kleinere Variante.
Dennoch liegt die Geometrie des neuen Propain Terrel insgesamt eher auf der stark offroad-inspirierten Seite des Gravel Bike-Spektrums. Der Reach fällt deutlich länger aus, als etwa bei neueren Race Gravel Bikes oder traditionellen Modellen wie dem Open U.P. – und insofern sind dem „Verlängern“ des Vorbaus gewisse Grenzen gesetzt, wenn der Lenkcharakter erhalten bleiben soll. Passend zum längeren Reach fällt auch der Lenkwinkel vergleichsweise flach aus, auch hier liegt das Terrel eher im Adventure Gravel Bike-Bereich. Annähernd vergleichbar mit dem Terrel ist etwa das Canyon Grizl, was die Grundauslegung des „Fahrwerks“ angeht. Gleichzeitig ist der Stack des Terrel so gering, dass es durchaus auch sportliche Positionen hergibt.
Diese Auslegung bietet sich angesichts der Anforderungen auch an, denn eher kann man ein potentes Gelände-Bike auch sportlich bewegen, als mit einem Rennrad artigen Gefährt ins Gelände gehen.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 382 mm | 396 mm | 405 mm | 412 mm | 430 mm |
Stack | 554 mm | 568 mm | 583 mm | 608 mm | 632 mm |
STR | 1,45 | 1,43 | 1,44 | 1,48 | 1,47 |
Lenkwinkel | 69,5° | 70° | 70,5° | 71° | 71,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 74,3° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Oberrohr (horiz.) | 538 mm | 564 mm | 578 mm | 592 mm | 617 mm |
Steuerrohr | 98 mm | 116 mm | 130 mm | 154 mm | 177 mm |
Sitzrohr | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Überstandshöhe | 470 mm | 510 mm | 525 mm | 545 mm | 570 mm |
Kettenstreben | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1.037 mm | 1.053 mm | 1.063 mm | 1.073 mm | 1.094 mm |
Gabel-Offset | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm |
Ausstattung
Das Propain Terrel CF ist, wie auch alle anderen Propain-Bikes, über den vielseitigen Konfigurator bestellbar. Um bei der Ausstattung je nach Einsatzgebiet etwas behilflich zu sein, bietet Propain direkt vier Basis-Ausstattungsvarianten an: Basic, Adventure, Trail und Competition heißen diese und treffen das Einsatzgebiet der vier Modelle allein mit dem Namen schon nachvollziehbar: Basic ist die günstigste Ausstattungslinie mit Shimano GRX-Schaltung, Sixpack Gravel Line-Cockpit aus Aluminium, DT Swiss G1800-Laufrädern und Carbon-Gabel für 2.599 €.
Weiter geht es mit Adventure (GRX 2x Schaltung, Newmen G34 Fade Laufradsatz und Schwalbe Overland-Bereifung für 3.199 €) und Trail (SRAM Mullet Apex/GX Schaltung, RockShox Reverb Variostütze und Rudy Federgabel, DT Swiss G1800 Laufradsatz für 4.079 €) bis hin zum Topmodell Competition, das mit SRAM Force Schaltung, Carbon-Lenker von Sixpack und DT Swiss GRC 1400 Laufradsatz aufwartet – zum Preis von 4.999 €.
Unser Testbike für den ersten Test in Monterey/Kalifornien ging in einem hochwertigen Konfigurationsmix bestehend aus SRAM Force AXS, DT Swiss G1800, Carbon-Starrgabel und Sixpack Carbonlenker an den Start.
Modellname | BASE | ADVENTURE | TRAIL | COMPETITION |
---|---|---|---|---|
Schaltung | Shimano GRX 1x | Shimano GRX 2x | Mullet Apex / GX | SRAM Force |
Lenker | Sixpack Gravel Line AL | Sixpack Gravel Line AL | Sixpack Gravel Line AL | Sixpack Gravel Line CF |
Sattelstütze | Sixpack Gravel Line CF | Sixpack Gravel Line CF | RockShox Reverb AXS | Sixpack Gravel Line CF |
Reifen | Schwalbe Overland | Schwalbe Overland | Continental Terra Trail | Continental Terra Speed |
Laufräder | DT Swiss G1800 | Newmen G34 Fade | DT Swiss G1800 | DT Swiss GRC 1400 |
Gabel | Terrel CF | Terrel CF | RockShox Rudy | Terrel CF |
Sattel | Selle Italia Model X Superflow | Selle Italia SLR Boost Superflow | Selle Italia Model X Superflow | Selle Italia SLR Boost Superflow |
Gewicht | 9.5 kg | 8.8 kg | 10.15 kg | 8.3 kg (gewogen, M) |
Preis | 2,599.00 € | 3,199.00 € | 4,079.00 € | 4,999.00 € |
Die beiden Test-Ausstattungen im Vergleich
Für den aktuellen Vergleichstest sind wir mit zwei Modellen ausgestattet gewesen, die sich sehr stark an die Propain-Ausstattungen Trail und Competition anlehnen. Die genauen Ausstattungen findet ihr auf der Propain-Website – wir zeigen euch die Unterschiede in Bilderform.
Propain Terrel CF Competition
Das Propain Terrel CF Competition kommt in maximaler Speed-Ausstattung. Unser Race-Ready Testbike kommt mit SRAM Force AXS-Schaltung, dem Sixpack Gravel Line CF-Lenker mit Rise samt Zipp Service Course SL-Vorbau und Carbon-Sattelstütze, die ebenfalls von Sixpack stammt. Gesessen wird auf einem Selle Italia SLR Boost Superflow Sattel, auf die Newmen Advancend G.34 Laufräder (die originale Competition-Ausstattung kommt mit DT Swiss GRC 1400 Spline) sind schnelle Continental Terra Speed-Reifen in 40 mm Breite aufgezogen.
Propain Terrel CF Trail
Ready for Abfahrt: Das Propain Terrel CF Trail ist mit einer RockShox Rudy Ultimate Federgabel mit 40 mm Hub ausgestattet. Geschaltet wird mit der Mullet-Schaltung SRAM Apex AXS Transmission mit viel Bandbreite, gebremst wird ebenfalls mit einer SRAM Force. Lenker und Vorbau bestehen aus Aluminium und stammen beide aus der Zipp Service Course-Reihe.
Hub gibt es ebenfalls am Sattel: Die RockShox Reverb AXS XPLR fügt sich nahtlos ins SRAM AXS Funk-Netzwerk ein und bietet dank 60 mm Hub viel Bewegungsfreiheit in der Abfahrt, daran montiert ist ein Selle Italia Model X Superflow Sattel. Auf die DT Swiss G1800 Laufräder sind Continental Terra Trail Reifen TR in 45 mm Breite aufgezogen.
Propain Terrel auf dem Kurs
Sitzposition
Jan
„Mhmm, wieder eines dieser Gravel Bikes mit einem richtig breiten Lenker“, ist mein zweiter Gedanke, noch bevor ich im Sattel des Propain Terrel CF sitze. Der erste war: Ganz schön leicht für ein Gravel Bike einer MTB-Marke und dieser Preisklasse. Gewogene 8,3 kg sind für das Testrad in Größe M ein sehr guter Wert.
Doch zurück an den Lenker und in den Sattel – der übrigens förmlich an der Lycra Bib klebt. Der erste Eindruck täuscht hier etwas. An den Hoods greifen die Hände nur 41 cm auseinander, so breit war vor 10 Jahren noch mein Rennradlenker. Weil ich inzwischen dem allgemeinen Aero Trend folgend schmaler fahre, kommt mir der Propain Lenker dennoch eher breit vor. Unten ist er ohnehin sehr breit: massive 52 cm. Dazu passt aber die Sitzposition. Sie fällt ziemlich aufrecht aus: 6,5 cm sind es zum nicht erhöhten Teil des Oberlenkers bei 2 cm Spacern. Mit dem Rise bleiben davon noch 4,5 cm Die MTB-Gene kommen durch, gut für Übersicht auf dem Trail.
Super bequem ist der Griff an den Oberlenker, spontanes Wohlgefühl hier.
Hannes
Wer wie ich zwischen zwei Größen steht, sollte bewusst wählen, was er lieber möchte: Während die kleinere Variante (hier stehe ich mit meiner Größe genau am Limit) aktiv und verspielt gefahren werden kann – und sollte – lässt sich die größere Größe eher für die Langstrecke und höhere Geschwindigkeiten empfehlen. Nicht, dass die kleineren Rahmengrößen nicht auch schnell wären, aber die kompakte Sitzhaltung sorgt eher für das besagte, verspielte Fahrverhalten statt maximaler Spurtreue in ruppigen Highspeed-Abfahrten.
Wie schon im ersten Eindruck in Monterey sitze ich auch auf der Trail-Variante mit Größe L kompakt, aber komfortabel. Der breite Lenker mit ordentlich Flare liegt mir gut in der Hand und kommt mir als Mountainbiker entgegen; insbesondere, da ich technische, rumpelige Passagen gerne im Unterlenker absolviere, um den Lenker nicht zu verlieren. Für ein Road-only Rad säße ich nicht gestreckt genug, für den Allround-Einsatz von wenig Straße und viel Schotter kann ich mich aber angenehm positionieren.
Auf der Straße
Du willst zum ersten Eindruck aus dem April? Hier geht’s lang:
In Monterey hat Propain eine kleine Testflotte des neuen Terrel mit am Start. Auf meine Frage, ob die größte verfügbare Größe L in meinem Fall zu klein sei, entgegnete man mir: „Probier es erst mal aus, die L-Variante mit längerem Vorbau könnte dir genau passen.“ Und so finde ich mich mit 1,93 m auf einem Testbike in Größe L wieder.
Auch wenn das Bike auf den ersten Metern ungewohnt kurz wirkt, fühle ich mich in der Sitzposition keinesfalls zu bedrängt. Auf die richtige Sattelhöhe eingestellt, komme ich vom Fleck weg gut mit dem Rad zurecht. Nach dem ersten Antritt wird schnell klar, was Propain mit einem steifen Tretlagerbereich meint: Dieser liegt tatsächlich auf der sehr steifen Seite, Impulse in die Pedale werden umgehend umgesetzt. Sorgen, dass das gesamte Rad ebenfalls so steif sein könnte, bestätigen sich nicht: Im Sitzen flext die Carbon-Sattelstütze angenehm und sorgt für Komfort auf den sonnigen Gravelwegen von Monterey.
Unsere Teststrecken bestehen aus verschiedenen Wegen und Trails, von sandig über wurzelig bis hin zu Asphalt-Abschnitten. Auf schnellen, kurvenreichen Pfaden mit engen Kurven und einigen Anliegern ist das Rad in der für mich etwas kürzeren Variante voll in seinem Element. Lenkbewegungen werden sofort umgesetzt, und zu keiner Zeit fühle ich mich auf dem spritzigen und gleichzeitig leichten Rad unsicher. Ob es die Mountainbike-Gene sind, die sich beim Terrel doch nicht so verstecken lassen? In jedem Fall trifft man den Gedanken eines trailtauglichen Gravel Bikes hier gut, was sich auch im weiteren Verlauf unserer Teststrecke herausstellt. Die Wege werden ruppiger, es zeichnen sich mehr Wurzeln ab und der eine oder andere Sprung ist ebenfalls mit dabei. Auch wenn die Schläge natürlich weitgehend ungefedert im Rad ankommen, bleibt das Rad stets kontrolliert und hat dank der breiten Schwalbe G-One Reifen jederzeit Grip.
Auf klassisch-schnellen Schotterwegen und auf Asphalt verhält sich das Rad angenehm unauffällig. Auch hier fühle ich mich im Rad nicht zu kompakt, die untere Lenkerposition gefällt und man kann mit dem leichten Rad satt Tempo machen. Der erste Fahreindruck? Vielversprechend.
Jan
Kein Vertun gibt es beim ersten Losrollen auf der Straße: Das Propain Terrel CF fährt schneller, als sein Lenker aussieht. Es wirkt leichtfüßig im Antritt und die Terra Speed Reifen in 40 mm rollen auf der Straße wie der Blitz und gehören meiner Meinung nach überhaupt mit zum Besten, was man seinem auf Speed getrimmten Gravel Bike mitgeben kann. Insgesamt macht sich hier das Laufrad Set-up aus dem Konfigurator sehr nützlich.
Auch der Lenker funktioniert auf der Straße besser als vermutet. Und das liegt am langen Reach des Carbon-Bügels. Wenn man sich windschnittig mit rechtwinkligen Armen an den Hoods positionieren will, ist das bequem und die Arme kommen recht eng, der Oberkörper liegt flach. So fällt Tempohalten überraschend leicht. Noch weniger Spacer, ein schmalerer Lenker und Cockpit mit ein Zentimeter längerem Vorbau und ich wäre auf dem Terrel CF in dieser Ausstattung fast wie auf einem Race Gravel Bike unterwegs.
Auf Schotter
Jan
Auf Schotter- und Waldwegen fällt mir zuerst auf, dass der Komfort am Sattel spürbar unter dem liegt, was Gravel Bikes mit speziellen Klemmungen und langem Auszug der Sattelstütze heute möglich machen. Ansonsten trifft das Terrel auf dem Kiesweg ausnehmend gut die Mitte zwischen ausgewogen und wendig. Es lässt sich sehr sicher durch schnelle Kurven steuern, die Lenkpräzision übertrifft die manch anderer Gravel Bikes, ein guter Begleiter für alle, die sich keine großen Gedanken um ihre Fahrlinienwahl machen wollen, sondern einfach gerne schnell fahren. Freilich kommen die Terra Speed Reifen auf feuchten und weichen Böden schnell an die Grenzen ihrer Traktion.
Hannes
Mit meiner Trail-Ausstattung überlasse ich Jan federführend die Eindrücke auf Straße und Schotter, einige Notizen habe ich aber dennoch: Wer denkt, die Trail-Variante wäre ausschließlich für Singletrails und Waldwege gedacht, täuscht sich: Insbesondere mit geschlossener Federgabel und ausgefahrener Variostütze rauscht das Bike zügig und effizient über Schotterpisten und hinterlässt so einen guten Eindruck als Allrounder, der steife Tretlagerbereich sorgt für kraftvolle Antritte mit wenig Energieverlust.
Auch der Conti Terra Trail Reifen lässt sich hier recht zielgenau einsetzen, er trifft auf Schotter einen guten Mittelweg zwischen Grip und Rollwiderstand – nur für den reinen Asphalt-Einsatz ist mir der Terra Trail nicht spritzig genug und die Federgabel, die das Gewicht hochschraubt und gleichzeitig die Spritzigkeit etwas eindampft, sollte man wirklich nur dann in die Spezifikation mit aufnehmen, wenn man wirklich den Fokus auf robusten Einsatz auf leichten Singletrails legt.
Auf dem Trail
Hannes
Straße und Schotter kenne ich mit dem Propain Terrel schon gut genug – doch wir wollten ja wissen, wie das Bike auf Trails performt. Die Trail-Variante des Terrel zeigt sich auf anspruchsvollen Trails von seiner besten Seite: Die Kombination aus Variostütze (Reduktion der Überhöhung und dadurch mehr Beweglichkeit), RockShox Rudy Federgabel (die 40 mm nehmen sowohl Mikro-Vibrationen als auch Schlaglöchern, Wurzeln und kleinen Sprüngen den Schrecken), und der kompakten Geometrie sorgen für ein agiles, freudebringendes Fahrverhalten.
Insbesondere auf (für Gravelbikes) technischeren Trails und steileren Abfahrten kann das Bike mit Kontrolle und direkter Fahrweise punkten. Enge Kurven oder schwierigere, teils verblockte Passagen lassen sich flüssig durchfahren, sogar etwas fachfremdere Moves wie Bunnyhops oder Manuals sind möglich – das können die meisten Gravel-Bikes nicht so entspannt.
Gerade im Herbst konnten sich die Continental Terra Trail-Reifen, die wir bereits vor drei Jahren im Vergleichstest gefahren sind, beweisen: Grip und Traktion sind für einen Gravel-Reifen allererste Sahne. Egal ob auf staubigen Trails im Sommer oder auf nassen, laubigen Waldwegen im Herbst: Der Reifen ist richtig griffig und lässt sich, sollte er doch mal ausbrechen, behutsam wieder einfangen. Einzig Touren mit längerem Straßenanteil lassen auf Dauer erkennen, dass der Reifen eher Richtung Offroad möchte und nicht unbedingt mit supergeringem Rollwiderstand überzeugt – hier hat ein Pneu wie der Schwalbe G-One RS die Nase vorn. Ein Pluspunkt ist aber auch hier die Möglichkeit zur großzügigen Konfiguration: Nicht nur Lenker oder Sattel lassen sich aussuchen, quasi alle Teile können separat hinzugefügt oder abbestellt werden – so ist es auch möglich, die Reifen nach Gusto und Fahrweise zu wählen.
Jan
Dass das Propain Terrel CF ein echter Allrounder ist, habe ich ja schon erwähnt. Auf nicht zu anspruchsvollen Singletracks zeigt sich, dass es auch der Spaßbringer auf Trails unter den Allroundern ist. Beruhigende Fahrsicherheit bergab trifft auf genug Verspieltheit. Ähnlich gut gefiel mir in letzter Zeit nur das Giant Revolt Advanced, das aber nicht ganz so viel Fahrsicherheit vermittelt.
Wenn es um das Erreichen des Trails geht, also das Bergauffahren, kommt die SRAM Force XPLR AXS-Übersetzung an den steilen Waldwegen der Heimat aber manchmal an ihre Grenzen. Zur durchaus Langestrecken tauglichen Sitzposition des Terrel passt anderes besser. Klares Fazit hier: entweder die Mullet-Variante von Hannes oder ein 2-fach Set-up.
Das ist uns aufgefallen
- Verarbeitung und Schutz Der Rahmen ist absolut hochwertig verarbeitet. Toll und nicht selbstverständlich bei einem Gravelbike: Die Schutzabdeckungen unter dem Unterrohr und der robuste, dicke Kettenstrebenschutz. Hier merkt man die MTB-Vergangenheit.
- Staufach Das im Vergleich zu Varianten in Rennrad-Unterrohren riesige Staufach beherbergt nicht nur Schläuche, Tools und Riegel, man kriegt sogar reguläre, kurze Pumpen unter – perfekt für alle die, die keinen Hipbag oder sonstige Taschen nutzen wollen. Bei Jan schien nach einem satten Regenschauer etwas Wasser eingedrungen zu sein – das Problem trat beim Rad mit Hannes nicht auf.
- Flaschenhalter Je nach Flasche und Halter kam es bei Jans Bike zum Kontakt mit dem Rahmen. Ausprobiert haben wir auch Fidlock-Flaschenhalter, hiermit gibt es keine Probleme.
- Ausstattung und Individualisierung Kennen die Mountainbiker schon von Propain: Der umfangreiche Konfigurator lässt sich prima nutzen, um ein perfekt zugeschnittenes Rad zusammenzubasteln. Obendrein kann man mit manchen Komponenten im Vergleich zur UVP richtig Geld sparen.
- Komfort Im Vergleich zu manch anderen Gravel Bikes fällt der Komfort im Sattel etwas geringer aus. Gerade im Trailbereich allerdings sorgen Variostütze und Rudy-Federgabel für einen sinnvollen Ausgleich.
Fazit – Propain Terrel CF
Das Propain Terrel CF reiht sich ganz vorne bei den Allrounder Gravel-Bikes ein und das mit einem – angesichts der vielfältigen Optionen im Baukasten der Marke – hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis. Die Competition-Variante wartet mit gemäßigt sportlicher Sitzposition, agilem Fahrverhalten und dennoch beeindruckender Souveränität auf dem Trail auf – wer einen Allrounder mit möglichst hohen Offroad-Qualitäten sucht, ist hier goldrichtig. Soll es noch ruppiger werden, glänzt die nur wenig teurere Trail-Ausstattung mit Variostütze und Federgabel auf Singletrails und macht dort richtig Spaß. So ist die Geometrie auch für den Trail gut geeignet und sinnvoll ausbalanciert, ohne zu extrem in die eine oder andere Richtung auszuscheren. Ist die Idee, ein Gravel-Bike für alles zu bauen, also aufgegangen? Wir sagen: Ja!
Propain Terrel CF – Pro / Contra
Stärken
- Hochwertige Verarbeitung
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Vielfältige Konfigurations-Optionen
- Schnell auf der Straße, ausgewogen im Gelände
Schwächen
- Im Vergleich zu manch anderen Gravel Bikes Komfort im Sattel etwas geringer
Wie gefällt euch das Propain Terrel?
- Ich fahre hauptsächlich
- Gravel-Touren, Gran Fondos und viel Mountainbike
- Vorlieben bei der Geometrie
- Nicht zu lang, aber dennoch sportlich
- Fahrvorlieben
- Lieber kurz und schnell als lang und erschöpfend
- Bevorzugtes Terrain
- Mittelgebirge, Flandern, kurvig, gerne auch mit Flatterband auf Wiesen
- Vorlieben bei der Sitzposition
- Kompromiss zwischen Endurance und Race
- Sprinter, Rouleur oder Kletterer?
- Am ehesten wohl Rouleur. Für den Sprinter fehlen die Ellenbogen und die Watt, für den Kletterer zu schwer
36 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumUnd im Video wird auch der Vergleich zum grizl gemacht. Top
Jetzt wäre ein Vergleich zwischen dem Trail und einem Giant Adv.X Pro interessant. 🙂 Da beide fast die gleichen Ausstattungsmerkmale haben.
PS: Habe bei mir die "dünnen" 160ger Schreiben gegen 180ger getauscht. Ist druckstabiler in langen beladenen Abfahrten.
Weiß jemand wo man die verbauten Vorbaulängen findet? In der Geometrietabelle stehen sie leider nicht.
Kann man im Konfigurator finden , da kannst du die Lange auch frei wählen
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