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Brevetberichte

PS: 10.000 Jahreskilometer auf dem Rad - done!
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Jetzt schon, oder seit Mai 2017?
 
:bier: so einen hatte ich auch mal in einer Gruppe:( wenn wir Ihn erfolgreich genötigt hatten doch mal noch Vorne zuführen hat das Aas gleich mal 8Km/h daraufgelegt und sich dann fett grinsend nach hinten fallen lassen, während der Kontrollen hat er auch immer schön auf sein Radel acht gegeben, hm:crash:.

Wenn jemand sagt, "ich kann nicht schneller und bin froh dranbleiben zu können" ist das völlig ok. Wenn jemand aber über fast 200 km lutscht, keine Silbe (auch auf persönliche Ansprache hin) sagt, wird's schwierig. Dass er als Franzose (an K1 festgestellt) nicht so gut deutsch kann, geschenkt. Er hat an selber Stelle (K1) mein fließendes französisch sicher mitbekommen als ich mit dem Patron Witze gemacht habe... :D

Jetzt schon, oder seit Mai 2017?

Seit 01.01.18... :cool::daumen:

Lies mal, wie er nen 600er abspult... ;)

Zügig-gemütlich, vom zweiten hatte es wegen des Rückenwindes am SA auf den ersten 300 km leider zuwenig... :rolleyes:
 
Vor einige Wochen war ich in Bulgarien für ein 1000km Brevet. Natürlich mit mein bestes Brevetrad, mein '97-er Bioracer Stage.

Am Vortag sammelten sich einige Verwegene für die Fahrerbesprechung. Es gab noch viel merh Randonneure im Hotel aber die fuhren 'nur' eine Brevetwoche und wurden erst einen Tag später auf der Strecke einsteigen für die Kurzvariante mit 600km.

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Früh am Morgen sammelten wir uns in der Lobby vom Hotel. Es war noch ruhig dort, in Sunny Beach war die Saison noch nicht angefangen. Beim 1000-er starteten fast nur örtlich bekannte Fahrer, Laurentiu aus Rumänien und ich waren die Ausnahme.

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Vom Hotel aus fuhren wir direkt zum nicht touristischen Teil von Sunny Beach und ab in die Dörfer.

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An der ersten Steigung sprengte sich das Feld. Ich fuhr zusammen mit Laurentiu ganz hinten.

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Oben sahen wir dass einer der Bulgarier geradeaus fuhr wo unser Track linksab bog. Wir folgten den Track über die Hauptstrasse nach Burgas. Es wurde schon schnell heiss und noch bevor wir in Burgas hinein fuhren konnten wir einiges an Kleidung ausziehen.

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In Burgas begegneten wir dann den einzigen Bulgarischen Autofahrer der sich darüber beschwerte dass wir nicht auf den Alibiradweg fuhren. Die restlichen Bulgarier wissen nicht was einen Radweg ist was das Radfahren erleichtert.

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An der ersten Kontrolle waren wir dann überrascht als viele Fahrer nach uns da waren. Es stellte sich heraus dass eine Durchsage gesternabend nicht gut auf Englisch übersetzt war, einen Umweg direkt oben am ersten Hang. Der Veranstalter sah dies nicht als Problem, wir hatten damit die Überdistanz schon ausgeglichen. Zusammen mit einige andere Fahrer ging es dann los.

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An der Kontrolle fuhren wir im Regen weg der aber kurz danach aufhörte. Die schnellere Fahrer überholten uns wieder schnell und ich fuhr wieder zusammen mit Laurentiu durch eine fast Menschenleere Landschaft. Langsam wurde es auch heiss.

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An der Kontrolle in Topolovgrad sahen wir den Veranstalter zuletzt. Hier gabs zum glück ordentliches Essen inklusive vegetarische Varianten. Mitlerweile war es brüllend Heiss.

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An der nächsten Kontrolle in Sliven waren wir dann beim letzten Tageslicht. Ganz pünktlich fing es an zu regnen, also blieben wir etwas länger zum essen. Natürlich gab es diesmal kaum vegetarisches Essen. Im dunkeln fuhren wir weiter über die Hauptstrasse. Zum glück gibt es hier oft 24 Stunden Tankstellen also konnten wir regelmässig anhalten zum essen.
Es war schön flach und kühl also konnten wir gut zusammen fahren.
nach der letzten Kontrolle in Aytos wurde es wieder welliger also sagte ich Laurentiu dass er vorfahren sollte, er war berghoch eindeutig schneller (aber eindeutig langsamer bergrunter) Kurz vor dem Gipfel wurde es langsam licht.

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Es war gerade hell als ich beim Hotel war. Die ersten Fahrer machten sich fertig für die Weiterfahrt, darunter Kyrill der im gleichen Hotelzimmer schief.

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Ich entschied mich erst zu schlafen und etwas später loszufahren. Zum Glück war das Hotelfrühstück sehr üppig, damit kann man lange fahren.
Als ich rund 9 Uhr losfuhr war es schon wieder heiss, kurz nach abfahrt fuhr ich nur noch in Radhose und Sommertrikot, sogar die Socken musste ich ausziehen.

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Ganz schnell wurde es klar dass es so nicht weiterging. Ich fuhr schon auf den Zeitlimit. OK, abends, an der 600km Marke, wurde ich 4 Stunden dazu bekommen wegen die Verschiebung vom Mindestschnitt. Aber bei der Hitze wurde ich sogar dass nicht schaffen. Ich hatte die Wahl aus 2 Probleme:
-Weiterfahren auf Randonneurtempo wobei meinen Magen innerhalb von wenige Stunden ganz aufhören wurde und ich nicht mehr trinken konnte.
-Ruhig weiterfahren und aus dem Zeitfenster fallen.
Ich entschied mich für das letzte, fuhr ruhig weiter und genoss die Landschaft.

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In Prilep genoss ich mein sovieltes Eis und schaute herum. Es war alsob die alte Zeit noch lebte.

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In Lozarevo verliess ich definitiv die Strecke und nam die Abkürzung nach Karnobat. Uber die mitlerweile bekannte Hauptstrasse nach Aytos fuhr ich weiter

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Diesmal fuhr ich im dunkeln die letzte Steigung hoch. Kurz vor dem Gipfel überholten mir die schnellsten 600km Fahrer.
Ich war wieder im Hotel als Kyrill gerade sich fertig machte für die letzte Schleife. Spáter hörte ich dass Laurentiu sogar nicht weitergefahren war nach der ersten Schleife.
Am Abend konnte ich dann in der Lobby vom Hotel die ersten Fahrer beim Zieleinlauf begrüssen.

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Am nächsten morgen wurden dann die Medaillen ausgehándigt

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Nachmittags fuhr ich benachbarten Nessobar und bemerkte dass was schief war. Mit Fieber radelte ich zurück zum Hotel und ging ganz früh ins Bett. Es war also nicht nur die Hitze.
 
Mein kleiner Bericht (Link in der Signatur) zum bergigen 600er, der gemeinschaftlich von den Weserbergland & Mittelhessen Randonneuren veranstaltet wurde.
Nachtstart, Höhenmeter & die zweite Hälfte alleine fahren = interessante Erfahrungen!

Viel Spaß h20
 
Superrandonnee inWestfalen
Am 14.06. war es soweit. Ich traute mich, die Sauerlandrunde von Andreas in der Superrandonnée Version anzugehen. 600Km mit 10000 hm in max. 60 Std. ist die Zielmarke.

54 Std. 23 min sollten am Ende auf der Uhr stehen davon 33 Std. 24min Fahrzeit. Schnitt von 17,8 km/h

Aber die große Frage war, wie gehe ich die Tour an. Sich trauen, hat viel mit sich vertrauen zu tun. Nach den vielen liegenden Erfahrungen auf der Langstrecke, die ich bisher gemacht habe, standen folgende Aspekte fest. Neben ausreichend Schlaf musste es mir gelingen, langsam zu fahren von der ersten Minute an. Weiterhin sollte mein Körper die Pausen vorgeben. Ich war schließlich allein unterwegs und musste nur auf mich und vor allem in mich hören. Würde mir dies gelingen? Bin ich schon bereit für die Strecke?

Aber warum tut man sich eine derartige Tortour an. Auf diese Frage kann es nur eine Antwort geben: die Grenzen verschieben, Neues ausprobieren.

Fünf Jahre „Superrandonneur“ liegend in Serie, 2017 zwei mal 1200 km (SBS, Paris-Hamburg) innerhalb von vier Wochen, Randonneur 5000 in 2017 usw. alles liegend hat bei mir den Sinn nach neuen Herausforderungen hervorgerufen. Die Berge rufen.

Da kam mir die Runde von Andreas genau recht. Der große Vorteil ist die Nähe zur Heimat. Sollte es nicht gelingen, wäre ich fast immer innerhalb von zwei bis drei Stunden wieder zu Hause. Mit dieser Option konnte ich sehr gut leben.

So ging es am Morgen des 14.06. mit dem Zug von Nottulnnach Ennepetal. Dies sollte mein Startpunkt sein. Der kurze Weg bis zur Route war ein lockeres Einfahren auf der Talstrasse. Schnell erreichte ich meinen Routeneinstieg. Eine kurze Bedenkminute und schon galt es, die erste Steigung zu bewältigen. Das Wetter war gut; Sonne abernicht zu warm. Schöne kleine Strassen; viel Wald; die Hochebenen zum Sattsehen und genießen. Und Abfahrten, an die man sich langsam gewöhnen muss. Teilweise ging es im Sturzflug bergab. Immer mit dem Gedanken, wenn esabwärtsgeht, muss auch wieder aufwärtsgehen. So gestalteten sich die folgenden Stunden. Zur Mittagszeit dann der Blick auf die zurückgelegte Strecke. Oh Gott, 50 km erst; wie soll das nur weitergehen.

Aber wie schreiben die Freiburger zu „Belchen Satt“: … „Natürlich wird man „extrem langsam” und auf die Dauer stellt sich ein Fahr- und Landschaftgefühl ein, ruhig und meditativ, das fast schon eher dem Gefühl des Wanderns gleicht als dem des Rennradfahrens. (Randonneur kommt von Wandern!)“.

Genau dieses Gefühl gilt es auf einer derartigen Strecke zu erreichen. Mein Ziel für den ersten Tag waren ca. 225 km. Gerechnet habe ich mit einem Schnitt von ca. 15 km/h.

Viele Ortschaften, die ich durchfuhr, waren mir bekannt, habe ich doch in meiner Jungend und als Motorradfahrer viel Zeit im Sauerland verbracht. Das Gefühl nicht ganz fremd zu sein, trug durchaus zu einer recht positiven Gesamtstimmung bei. Aber auch immer wieder der Dialog mit meinem Körper, ließ mich beruhigt die Kurbel drehen. Das Fahr- und Landschaftsgefühl..., ja das ist es wohl, was notwendig ist. „Genieße es …“! habe ich mir immer wieder vorgesprochen. Schwer gefallen ist mir das Genießen auf den vielen km von Talstrassen im Sauerland. Die Tälersind gespiekt mit Industrieunternehmen aus der Metall-, Holz- und Steinbruchindustrie. Dem entsprechend ist werktags das LKW Aufkommen. Diese 40 Tonner haben in den Tälern keinen Platz und wahrscheinlich auch wenigErfahrung mit Radfahrern auf der Straße. Manchmal war kein Platz für 5 B … Zeitungen zwischen meiner Schulter und den Radgehäusen dieser Brummer. Aber auch die PKW´s standen den Brummern um nichts nach. Abstand halten zum Radfahrer ist ein Fremdwort. Dies gilt auch für die blauen Ortnungshüter, die mich auf Tuchfühlung überholten.

Nach diesen Passagen war ich immer wieder froh, wenn die Route nach links oder rechts in die Wälder abbog. Wenn dies in der Regel auch mit heftigen zweistelligen Anstiegen verbunden war.

Gegen 19 Uhr wurde es Zeit, sich einen Platz zum Abendessen zu suchen. Auch dieses Moment hatte ich mir fest vorgenommen. Es sollte immer ein gepflegtes Abendessen in gepflegter Umgebung stattfinden. Olsberg passte vom Zeitmanagement somit genau. Km 180 und 3200 hm waren genug. Kaum sitze ich beim Italiener, beginnt es an zu regnen. Passt doch. Gegen 20.30 ging es in Regenkleidung verpackt weiter. Im Halbdunkeln durchfuhr ich Willingen. Hier galt es Vorsicht walten zu lassen, denn auf den Straßen bewegten sich doch einige menschliche Objekte, die ihre Bewegungskoordinationnicht mehr so ganz im Griff hatten. Bei der Vorbereitung der Tour hatte ich mirso einige Shelters (Unterstände, Hütten) markiert. Somit war mein Ziel eine dieser Unterstände bei km ca. 225. Gegen 23.30 habe ich mein Nachtlager erreicht. Es war wirklich nur ein Unterstand. Aber ausreichend, um den Schlafsack auszurollen und ein paar Stunden zu schlafen.

Gegen 4 Uhr ging es weiter. Nach der Vorabenderfahrung in Willingen, war der frühe Morgen trotz Bewölkung wieder mal zum Genießen geeignet. Geringe PKW und LKW Frequenz, aber dafürviel Vogelgezwitscher. So liebe ich Radfahren.Nur derSonnenaufgang fehle. Gegen 6 Uhr musste auch wieder die Regenkleidung raus. Es begann zu nieseln. Frühstück gab es gegen 6.30 Uhr in einer Dorfbäckerei. Hier musste ich Rede und Antwort stehen, was mich denn schon so früh bei dem Wetter auf die Strasse bringt. Es war kurz vor Medebach und ich wurde gefragt, wie ich denn weiter fahren wolle. „Wie, nach Winterberg..., da müssen Sie ja über den Schloßberg...“ Mirwar in dem Moment nicht klar, warum dies bei der freundlichen Dame so ein Erstauen hervorrief. Dies sollte sich aber bald ändern.

Der Schloßberg kam. Drei Spuren- zwei bergauf und eine bergab- und leider schon wieder viel LKW Verkehr und lang, lang zog sich der Schloßberg. „Augen zu und durch“. Oh nein, immer einen Blick im Rückspiegel um ggf. schnell die Flucht in den Straßengraben zu wählen. Es war die Hölle. Aber mein Schutzengel war bestens gelaut und top fit. Irgendwann war auch diese Tortour überwunden und im Nieselregen erreichte ich gegen 9.30 bei km 300 den Kahlen Asten. Zu sehen gab es nichts. Aber Zeit für das zweite Frühstück musste sein. Kaffe und Erdbeerkuchen. „Morgens um 10 auf dem Kahlen Asten“

In Regenkleidung ging es dann schnell auf die Abfahrt. Im Tal, in Oberkirchen angekommen, brach dann die Sonne hervor. Schnell die Regenkleidung aus, Sonneschutz aufgetragen und schonfolgte ein langer, langer Anstieg. Wiedermit viel Verkehr.

So ging es über Bad Berleburg, Bad Laaspe ins Siegerland. Die Steigungen waren nicht mehr ganz so heftig. Die Sonne schien, alles war gut. Bei Mörsbach im Siegerland hatte ich den südlichsten Punkt meiner Tour erreicht. Von nun an ging es nur noch Kurz Nord. Dies hatte den Vorteil, dass ich den Wind endlich im Rücken hatte. Denn hatte ich mal eine flache Strecke vor mir, spiele mir Vater Wind in die Karten, der konsequent aus Süden kam. Bei km 420 irgendwo im Nirgendwo des hessischen Norden war dann mal wieder Abendessen angesagt. Wieder war ein freundliches italienisches Restaurant, welches mir den Abend angenehm gestalten ließ.

Bei km 460 und 7000hm in Mohrsbachwar aber die Luft raus. Mein Körper brauchte Erholung. Eine kleine Hütte am Wegesrand wurde mein Nachtquatier. Es war 22Uhr und noch hell. Ich hatte einen schönen Blick ins Tal von meinem Nachtlager. Wecker stellen auf 2 Uhr und Augen zu.

Wach werde ich um 4 Uhr. Ich hatte vergessen, dass es Samstag ist und den Wecker auf 2 Uhr Mo-Fr gestellt. Aber bloß keine Panik. Noch 140km.Ich liebe es, in die Morgendämmerung zu fahren. Angehm, wenn ich allein unterwegs bin. Am frühen Samstagmorgen sind weder PKW´s noch LKW´s unterwegs. Dörfer und Land sind nur mein.

Kurz vor Meinerzhagen wird der Ruf nach Frühstück laut. Die Route biegt nach rechts ab. Ich entscheide mich fürs Frühstück direkt nach Meinerzhagen. Beim Blick auf mein Handy wird klar, da war doch noch was: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. So läßt sich ein Geburtstag beginnen und feiern. Also weiter, noch 80 km. Die werden aber immer mühseliger. Keine Ahnung, warum mir jetzt die Luft ausgeht nach 520km und 8700 hm.

Es läuft so. Noch 50 km. Die werden hart. Wermelskirchen, Remscheid und Wuppertal. Nach sovielen schönen km jetzt dies. Es stinkt, es ist warm und der Verkehr macht mich gar. Ich denke daran, in Wuppertal zum Bf zu fahren. Aber nein, Ziel ist der Ausgangspunkt. Wen schon, wen schon. Ich kämpfe mich durch Wuppertal. Geschafft. Jetzt noch die letzte Steigung nach Remlingrade und dann... dem Ziel entgegen.Um 14.15 rolle ich in Ennepetal ein. Ich habe es geschafft. Ich bin stolz. 607km 10167 hm in 54 Std. 23 min. Respekt. Belohnt wird das Ganze mit einem großen Schokobecher. 14000 kcal müssen wieder aufgefüllt werden.

Resümee:

Mein Konzept ist aufgegangen. 10 Std. Schlafen, Pausen, wenn der Körper dies will und in Ruhe Abendessen.

Rad: die Schaltung sollte um ein 36 Ritzel erweitert werden

Gepäck: hier gilt es, nochmals deutlich einzusparen

Fahrer: alles gut; Po, Hose mit Cream haben sich bewehrt; leichte Taubheit in Ring- und Kleiner Finger

Strecke: gut, wenn sie über kleine Wege in die Höhen führt; schlecht auf den Talstraßen und Bundesstraßen; der Verkehr ist mörderrisch; nie habe ich mich derart nach Radwegen gesehnt

„Belchen Satt“ kann kommen.
 

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Wie angekündigt nun der Bericht auch hier in diesem Unterforum, wo nicht nur die "Klassikerleute" unterwegs sind...

So, für die 1000 km Maastricht habe ich mich jetzt auch gemeldet.
Dabei war meine Saison bisher eher "durchwachsen".
Wegen vieler Auslandsdienstreisen und auch noch Krankheiten bin ich dieses Jahr noch nicht wirklich viel gefahren.
Eigentlich nur den 300-er Brevet (Maastricht) plus Trainingsrunden von ~ 100 km.

Mal sehen.
...

Das sollte zur Vorbereitung auf nächstes Jahr dienen, da will ich von "St. Quentin en Yvelines" nach Brest und zurück...

Die äußeren Umstände...
Tja, was soll ich sagen: Es war Warm... :rolleyes:

Hier steht das vorbereitete Rad startklar am Vorabend der Veranstaltung:
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Ich weiß, 'n richtiger Klassiker ist es nicht, aber die Basis ist ein Bob Jackson von etwa 1984 - 1985.
Dazu ein Komponentenmix aus dem Zeitraum 1986 - 1998 mit neuen Verschleißteilen, mit modernem Licht und selber gemachten leichten Taschen.
Das Rad läuft gut, rollt leicht, ich sitze gut mit einer gemäßigten Position für die lange Strecke, es fängt nicht an mit Gepäckbeladung zu pendeln (gaaanz wichtig) und ich hatte nicht ein einziges technisches Problem. Und bei den Handgriffen schlafen mir die Finger nicht ein...

Dummerweise war mein Auto kaputt, so dass ich die 35 km zum Start auch noch mit dem Rad fahren musste. Aber bei 1000+ km kommt es ja darauf auch nicht mehr so an... :confused:

Nächster morgen, kurz vor'm Start (10:00 Uhr) in Maastricht:

Anhang anzeigen 585488

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Bis Esneux bin ich in einer Gruppe gefahren, aber am ersten richtigen Berg wollte ich nicht mehr folgen um mich nicht schon so früh "kaputt zu fahren" (das war wohl auch richtig).

An der 1. Kontrollstelle in Dinant ging es mir noch sehr gut:

Anhang anzeigen 585490

Bis zum Abendessen war ich dann in Charleville Mezières (~216 km ab Startort)

Zwischenzeitlich habe ich mich überwiegend während der Fahrt mit mitgenommenem Proviant ernährt; insbesondere mit gekochten Salzkartoffeln (mit Schale) und Obst.

Die Pizzeria, welche ich mir ausgeguckt habe war glücklicherweise an einem Platz mit Springbrunnen, in dem ich mich dann (nach der Bestellung und bevor geliefert wurde) erstmal ausgiebig gewaschen & abgekühlt habe...

Nach dem Abendessen noch weiter über Sédan nach Verdun; ab Sonnenuntergang dann mit angenehmen Temperaturen...

Um 0:45 habe ich mich im F1-Hotel dort einquartiert, geduscht, noch 'was gegessen und bis nach 05:00 Uhr geschlafen, weil mein Wecker nicht geklingelt hat (blöde Stummschaltung... :mad:).

Also mit 1 Stunde Verspätung gegenüber "Marschtabelle" aufgebrochen nach Nancy.
Auf dem Teilstück habe ich dann 5 Kollegen überholt, die teilweise keinen guten Eindruck mehr machten - wahrscheinlich weil sie nicht oder kaum geschlafen hatten.
Der Veranstalter hat mir dann später bei Ankunft bestätigt, dass diese Herren aufgegeben hatten.
In Nancy war ich dann gegen 10:00 und damit wieder in meinem Zeitplan.
Ab Nancy wurde es dann "Fies".
Es ging zwar überwiegend am "Rhein-Marne-Kanal" entlang, aber z.T. nicht direkt am Kanal sondern hügelig parallel dazu.
Das wäre jetzt nicht so das Problem gewesen; aber dazu kam, dass jemand den Heißluftfön von Osten her angeschaltet hatte, also richtig Gegenwind bei bis zu 36°C (im Schatten).
Aber viel Schatten war da nicht... o_O

Auch die Verpflegungsmöglichkeiten (zum Nachtanken) waren nicht so üppig.
In Gundrexingen (Gondrexange) dann die nächste Überraschung.
Das Restaurant, wo die Kontrollstelle war hat pünktlich um 14:00 vor meiner Nase zu gemacht.
Im Campingplatz nebenan habe ich dann doch noch einen Stempel bekommen, konnte ein Eis kaufen, etwas Brot mit Käse & Obst hatte ich noch und in den sanitären Anlagen (Open Air) konnte ich mich abkühlen und "Frisch machen".

Weiter ging's am "Canal de la Sarre" nach Sarreguemines.
Ebenfalls mit Gegenwind und großer Hitze.
Abkühlen im Kanal war keine Option, das "Wasser" ist eher eine trübe lauwarme muffige Brühe, die nicht sehr einladend war.

Aber eine Badestelle an einem See war OK:

Anhang anzeigen 585491

In Sarreguemines und dann noch mal in Saarbrücken habe ich 2x zu Abend gegessen.

Es ging wellig weiter nach Norden.
Ich war wegen der großen Hitze schon 3 Stunden hinter meiner Marschtabelle.
Es war also klar, dass ich nicht vor 10:00 Uhr in Mehring (an der Mosel im Hotel) ankommen kann.

Dann ging die Route auch noch in Saarbrücken mitten durch ein großes Volksfest wo man nur schieben konnte (wegen Menschenmassen).

Also greift "Plan B":
Übernachtung im Schlafsack für ein paar Stunden.
Den hatte ich mir an die Paketstation in Wadern geschickt wo ich den dann abholen konnte.
In Mehring bin ich dann erst gegen 01:45 angekommen:

Anhang anzeigen 585492

Die Kontrollstelle, eine Bäckerei hatte zwar nicht offiziell geöffnet, aber es wurde gerade Brot angeliefert:

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Ich habe also meinen Stempel bekommen, dazu noch ein Croissant und ein "Pain au Chocolat".
Ich hätte die Leute knutschen können.

Einen Ort weiter habe ich mich dann im Schlafsack auf den Campingplatz gelegt.
Anmelden konnte ich mich leider nicht und die Waschräume waren zu; nur die Toiletten (mit Waschbecken) waren zugänglich.

Naja, besser als nix.
Und Smartphone aufladen konnte ich auch.

Nach einem kurzen Schlaf ging es dann weiter in die Morgendämmerung an der Mosel.
Es war angenehm kühl und es gab fast keinen Verkehr auf der tagsüber viel befahrenen Bundesstrasse.

In Zell (Mosel) dann ein Frühstück an der Tanke (Kontrollstelle), frisch machen auf der Toilette, Sonnencrème und weiter nach Koblenz.

Da habe ich dann (nach Besuch der Kontrollstelle und eines Supermarktes) eine Pause im Park hinter dem "deutschen Eck" gemacht.

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Natürlich habe ich da auch wieder den Springbrunnen besucht.

Dann ging es den Rhein entlang nach Norden; hier auch wieder mit Heißluftföhn als Gegenwind... :mad:

Allerdings gibt es hier viele Ortschaften die so als Oma-Ausflugsziel dien(t)en; Andernach, Bad Breisig etc...
Alles immer mit Kurpark und: Springbrunnen!

Vom Rheintal aus ging es dann (in der Hitze) den Berg 'rauf in das Obstanbaugebiet um Rheinbach & Meckenheim.
Auch hier habe ich wieder ein paar Springbrunnen besucht bevor es zu der letzten Kontrolle auf dem Weg in Peppenhoven ging.
Da musste man zum "Hintereingang" von einer Autobahn-Raststätte.
Die anderen Gäste staunten nicht schlecht, dass dort ein Radfahrer auftauchte.
("Hamse mich nicht eben gesehen? Ich hab sie doch auf der linken Spur überholt?":p)
Hier habe ich noch kurz einen anderen Teilnehmer getroffen, der aber gerade losfuhr als ich ankam. (~ 17:30 Uhr)

Dann wurde es langweilig, es ging durch die Agrarsteppe um Euskirchen und Düren nach Nordwest - bei kräftigem (aber warmem) Nordwind.

Aaber: Die Gewissheit, dass ich den Brevet in der Zeit beenden würde war da. Und weil ich praktisch an der Strecke wohne habe ich noch 35 km vor den Ziel zu Hause übernachtet.
Die entsprechende Vorfreude darauf und die Euphorie haben für das langweilige Streckenstück entschädigt.
Geduscht, gegessen, fast 8 Stunden geschlafen, gut gefrühstückt, rasiert, Sonnencrème, frische Radklamotten und bin dann am nächsten morgen noch in Ruhe in's Ziel gerollt.
Ankunft 09:30; Zeitlimit war 13:00 Uhr.

Dabei hat mich ~ 10 km vor dem Ziel noch eine Triathlon-Veranstaltung aufgehalten.

Da musste ich einen Umweg fahren und eine Möglichkeit suchen, die Strecke zu kreuzen (ohne die Autobahn benutzen zu können).
Das hat mich nochmal 20 Minuten Zeit gekostet, aber ich hatte ja ausreichend Reserve.

Im Ziel dann:

DSCN3797.JPG DSCN3798.JPG

Abgesehen davon, dass es einige DNS ("did not Start") gegeben hatte, gab es unter den gestarteten Teilnehmern wohl auch noch ~ 30 - 40% DNF (did not finish). Das war sicherlich dem Klima geschuldet.

Man musste tatsächlich sehr darauf aufpassen, nicht zu dehydrieren und genügend abzukühlen um keine Kreislaufprobleme zu bekommen.

Gott sein dank war es Sonntagmorgen nicht sooo heiß, so dass die 35 km vom Ziel bis nach Hause (Bonus-km) auch kein Problem mehr waren.

Fazit:
Ich habe 71,5 Stunden (von 75) für die Strecke benötigt. Wenn ich Samstag abend die letzen 35 km "durchgefahren" wäre (durchaus machbar), dann wären es wohl etwa 62 - 63 Stunden geworden; aber weil ich ja dann noch nach Ankunft (gegen 23:00 - 24:00) zusätzlich etwa 35 Bonus-km nach Hause gehabt hätte und sowieso im Zeitlimit war konnte ich darauf verzichten.
Ich denke P-B-P kann kommen...
 
Superrandonnee inWestfalen
Am 14.06. war es soweit. Ich traute mich, die Sauerlandrunde von Andreas in der Superrandonnée Version anzugehen. 600Km mit 10000 hm in max. 60 Std. ist die Zielmarke.

54 Std. 23 min sollten am Ende auf der Uhr stehen davon 33 Std. 24min Fahrzeit. Schnitt von 17,8 km/h

Aber die große Frage war, wie gehe ich die Tour an. Sich trauen, hat viel mit sich vertrauen zu tun. Nach den vielen liegenden Erfahrungen auf der Langstrecke, die ich bisher gemacht habe, standen folgende Aspekte fest. Neben ausreichend Schlaf musste es mir gelingen, langsam zu fahren von der ersten Minute an. Weiterhin sollte mein Körper die Pausen vorgeben. Ich war schließlich allein unterwegs und musste nur auf mich und vor allem in mich hören. Würde mir dies gelingen? Bin ich schon bereit für die Strecke?

Aber warum tut man sich eine derartige Tortour an. Auf diese Frage kann es nur eine Antwort geben: die Grenzen verschieben, Neues ausprobieren.

Fünf Jahre „Superrandonneur“ liegend in Serie, 2017 zwei mal 1200 km (SBS, Paris-Hamburg) innerhalb von vier Wochen, Randonneur 5000 in 2017 usw. alles liegend hat bei mir den Sinn nach neuen Herausforderungen hervorgerufen. Die Berge rufen.

Da kam mir die Runde von Andreas genau recht. Der große Vorteil ist die Nähe zur Heimat. Sollte es nicht gelingen, wäre ich fast immer innerhalb von zwei bis drei Stunden wieder zu Hause. Mit dieser Option konnte ich sehr gut leben.

So ging es am Morgen des 14.06. mit dem Zug von Nottulnnach Ennepetal. Dies sollte mein Startpunkt sein. Der kurze Weg bis zur Route war ein lockeres Einfahren auf der Talstrasse. Schnell erreichte ich meinen Routeneinstieg. Eine kurze Bedenkminute und schon galt es, die erste Steigung zu bewältigen. Das Wetter war gut; Sonne abernicht zu warm. Schöne kleine Strassen; viel Wald; die Hochebenen zum Sattsehen und genießen. Und Abfahrten, an die man sich langsam gewöhnen muss. Teilweise ging es im Sturzflug bergab. Immer mit dem Gedanken, wenn esabwärtsgeht, muss auch wieder aufwärtsgehen. So gestalteten sich die folgenden Stunden. Zur Mittagszeit dann der Blick auf die zurückgelegte Strecke. Oh Gott, 50 km erst; wie soll das nur weitergehen.

Aber wie schreiben die Freiburger zu „Belchen Satt“: … „Natürlich wird man „extrem langsam” und auf die Dauer stellt sich ein Fahr- und Landschaftgefühl ein, ruhig und meditativ, das fast schon eher dem Gefühl des Wanderns gleicht als dem des Rennradfahrens. (Randonneur kommt von Wandern!)“.

Genau dieses Gefühl gilt es auf einer derartigen Strecke zu erreichen. Mein Ziel für den ersten Tag waren ca. 225 km. Gerechnet habe ich mit einem Schnitt von ca. 15 km/h.

Viele Ortschaften, die ich durchfuhr, waren mir bekannt, habe ich doch in meiner Jungend und als Motorradfahrer viel Zeit im Sauerland verbracht. Das Gefühl nicht ganz fremd zu sein, trug durchaus zu einer recht positiven Gesamtstimmung bei. Aber auch immer wieder der Dialog mit meinem Körper, ließ mich beruhigt die Kurbel drehen. Das Fahr- und Landschaftsgefühl..., ja das ist es wohl, was notwendig ist. „Genieße es …“! habe ich mir immer wieder vorgesprochen. Schwer gefallen ist mir das Genießen auf den vielen km von Talstrassen im Sauerland. Die Tälersind gespiekt mit Industrieunternehmen aus der Metall-, Holz- und Steinbruchindustrie. Dem entsprechend ist werktags das LKW Aufkommen. Diese 40 Tonner haben in den Tälern keinen Platz und wahrscheinlich auch wenigErfahrung mit Radfahrern auf der Straße. Manchmal war kein Platz für 5 B … Zeitungen zwischen meiner Schulter und den Radgehäusen dieser Brummer. Aber auch die PKW´s standen den Brummern um nichts nach. Abstand halten zum Radfahrer ist ein Fremdwort. Dies gilt auch für die blauen Ortnungshüter, die mich auf Tuchfühlung überholten.

Nach diesen Passagen war ich immer wieder froh, wenn die Route nach links oder rechts in die Wälder abbog. Wenn dies in der Regel auch mit heftigen zweistelligen Anstiegen verbunden war.

Gegen 19 Uhr wurde es Zeit, sich einen Platz zum Abendessen zu suchen. Auch dieses Moment hatte ich mir fest vorgenommen. Es sollte immer ein gepflegtes Abendessen in gepflegter Umgebung stattfinden. Olsberg passte vom Zeitmanagement somit genau. Km 180 und 3200 hm waren genug. Kaum sitze ich beim Italiener, beginnt es an zu regnen. Passt doch. Gegen 20.30 ging es in Regenkleidung verpackt weiter. Im Halbdunkeln durchfuhr ich Willingen. Hier galt es Vorsicht walten zu lassen, denn auf den Straßen bewegten sich doch einige menschliche Objekte, die ihre Bewegungskoordinationnicht mehr so ganz im Griff hatten. Bei der Vorbereitung der Tour hatte ich mirso einige Shelters (Unterstände, Hütten) markiert. Somit war mein Ziel eine dieser Unterstände bei km ca. 225. Gegen 23.30 habe ich mein Nachtlager erreicht. Es war wirklich nur ein Unterstand. Aber ausreichend, um den Schlafsack auszurollen und ein paar Stunden zu schlafen.

Gegen 4 Uhr ging es weiter. Nach der Vorabenderfahrung in Willingen, war der frühe Morgen trotz Bewölkung wieder mal zum Genießen geeignet. Geringe PKW und LKW Frequenz, aber dafürviel Vogelgezwitscher. So liebe ich Radfahren.Nur derSonnenaufgang fehle. Gegen 6 Uhr musste auch wieder die Regenkleidung raus. Es begann zu nieseln. Frühstück gab es gegen 6.30 Uhr in einer Dorfbäckerei. Hier musste ich Rede und Antwort stehen, was mich denn schon so früh bei dem Wetter auf die Strasse bringt. Es war kurz vor Medebach und ich wurde gefragt, wie ich denn weiter fahren wolle. „Wie, nach Winterberg..., da müssen Sie ja über den Schloßberg...“ Mirwar in dem Moment nicht klar, warum dies bei der freundlichen Dame so ein Erstauen hervorrief. Dies sollte sich aber bald ändern.

Der Schloßberg kam. Drei Spuren- zwei bergauf und eine bergab- und leider schon wieder viel LKW Verkehr und lang, lang zog sich der Schloßberg. „Augen zu und durch“. Oh nein, immer einen Blick im Rückspiegel um ggf. schnell die Flucht in den Straßengraben zu wählen. Es war die Hölle. Aber mein Schutzengel war bestens gelaut und top fit. Irgendwann war auch diese Tortour überwunden und im Nieselregen erreichte ich gegen 9.30 bei km 300 den Kahlen Asten. Zu sehen gab es nichts. Aber Zeit für das zweite Frühstück musste sein. Kaffe und Erdbeerkuchen. „Morgens um 10 auf dem Kahlen Asten“

In Regenkleidung ging es dann schnell auf die Abfahrt. Im Tal, in Oberkirchen angekommen, brach dann die Sonne hervor. Schnell die Regenkleidung aus, Sonneschutz aufgetragen und schonfolgte ein langer, langer Anstieg. Wiedermit viel Verkehr.

So ging es über Bad Berleburg, Bad Laaspe ins Siegerland. Die Steigungen waren nicht mehr ganz so heftig. Die Sonne schien, alles war gut. Bei Mörsbach im Siegerland hatte ich den südlichsten Punkt meiner Tour erreicht. Von nun an ging es nur noch Kurz Nord. Dies hatte den Vorteil, dass ich den Wind endlich im Rücken hatte. Denn hatte ich mal eine flache Strecke vor mir, spiele mir Vater Wind in die Karten, der konsequent aus Süden kam. Bei km 420 irgendwo im Nirgendwo des hessischen Norden war dann mal wieder Abendessen angesagt. Wieder war ein freundliches italienisches Restaurant, welches mir den Abend angenehm gestalten ließ.

Bei km 460 und 7000hm in Mohrsbachwar aber die Luft raus. Mein Körper brauchte Erholung. Eine kleine Hütte am Wegesrand wurde mein Nachtquatier. Es war 22Uhr und noch hell. Ich hatte einen schönen Blick ins Tal von meinem Nachtlager. Wecker stellen auf 2 Uhr und Augen zu.

Wach werde ich um 4 Uhr. Ich hatte vergessen, dass es Samstag ist und den Wecker auf 2 Uhr Mo-Fr gestellt. Aber bloß keine Panik. Noch 140km.Ich liebe es, in die Morgendämmerung zu fahren. Angehm, wenn ich allein unterwegs bin. Am frühen Samstagmorgen sind weder PKW´s noch LKW´s unterwegs. Dörfer und Land sind nur mein.

Kurz vor Meinerzhagen wird der Ruf nach Frühstück laut. Die Route biegt nach rechts ab. Ich entscheide mich fürs Frühstück direkt nach Meinerzhagen. Beim Blick auf mein Handy wird klar, da war doch noch was: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. So läßt sich ein Geburtstag beginnen und feiern. Also weiter, noch 80 km. Die werden aber immer mühseliger. Keine Ahnung, warum mir jetzt die Luft ausgeht nach 520km und 8700 hm.

Es läuft so. Noch 50 km. Die werden hart. Wermelskirchen, Remscheid und Wuppertal. Nach sovielen schönen km jetzt dies. Es stinkt, es ist warm und der Verkehr macht mich gar. Ich denke daran, in Wuppertal zum Bf zu fahren. Aber nein, Ziel ist der Ausgangspunkt. Wen schon, wen schon. Ich kämpfe mich durch Wuppertal. Geschafft. Jetzt noch die letzte Steigung nach Remlingrade und dann... dem Ziel entgegen.Um 14.15 rolle ich in Ennepetal ein. Ich habe es geschafft. Ich bin stolz. 607km 10167 hm in 54 Std. 23 min. Respekt. Belohnt wird das Ganze mit einem großen Schokobecher. 14000 kcal müssen wieder aufgefüllt werden.

Resümee:

Mein Konzept ist aufgegangen. 10 Std. Schlafen, Pausen, wenn der Körper dies will und in Ruhe Abendessen.

Rad: die Schaltung sollte um ein 36 Ritzel erweitert werden

Gepäck: hier gilt es, nochmals deutlich einzusparen

Fahrer: alles gut; Po, Hose mit Cream haben sich bewehrt; leichte Taubheit in Ring- und Kleiner Finger

Strecke: gut, wenn sie über kleine Wege in die Höhen führt; schlecht auf den Talstraßen und Bundesstraßen; der Verkehr ist mörderrisch; nie habe ich mich derart nach Radwegen gesehnt

„Belchen Satt“ kann kommen.
Ist diese Super-Randonee schon offiziell verfügbar oder war das nur ein Streckentest der für die Zukunft geplanten Permanente?
 
Wie angekündigt nun der Bericht auch hier in diesem Unterforum, wo nicht nur die "Klassikerleute" unterwegs sind...



Das sollte zur Vorbereitung auf nächstes Jahr dienen, da will ich von "St. Quentin en Yvelines" nach Brest und zurück...

Die äußeren Umstände...
Tja, was soll ich sagen: Es war Warm... :rolleyes:

Hier steht das vorbereitete Rad startklar am Vorabend der Veranstaltung:
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Ich weiß, 'n richtiger Klassiker ist es nicht, aber die Basis ist ein Bob Jackson von etwa 1984 - 1985.
Dazu ein Komponentenmix aus dem Zeitraum 1986 - 1998 mit neuen Verschleißteilen, mit modernem Licht und selber gemachten leichten Taschen.
Das Rad läuft gut, rollt leicht, ich sitze gut mit einer gemäßigten Position für die lange Strecke, es fängt nicht an mit Gepäckbeladung zu pendeln (gaaanz wichtig) und ich hatte nicht ein einziges technisches Problem. Und bei den Handgriffen schlafen mir die Finger nicht ein...

Dummerweise war mein Auto kaputt, so dass ich die 35 km zum Start auch noch mit dem Rad fahren musste. Aber bei 1000+ km kommt es ja darauf auch nicht mehr so an... :confused:

Nächster morgen, kurz vor'm Start (10:00 Uhr) in Maastricht:

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Bis Esneux bin ich in einer Gruppe gefahren, aber am ersten richtigen Berg wollte ich nicht mehr folgen um mich nicht schon so früh "kaputt zu fahren" (das war wohl auch richtig).

An der 1. Kontrollstelle in Dinant ging es mir noch sehr gut:

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Bis zum Abendessen war ich dann in Charleville Mezières (~216 km ab Startort)

Zwischenzeitlich habe ich mich überwiegend während der Fahrt mit mitgenommenem Proviant ernährt; insbesondere mit gekochten Salzkartoffeln (mit Schale) und Obst.

Die Pizzeria, welche ich mir ausgeguckt habe war glücklicherweise an einem Platz mit Springbrunnen, in dem ich mich dann (nach der Bestellung und bevor geliefert wurde) erstmal ausgiebig gewaschen & abgekühlt habe...

Nach dem Abendessen noch weiter über Sédan nach Verdun; ab Sonnenuntergang dann mit angenehmen Temperaturen...

Um 0:45 habe ich mich im F1-Hotel dort einquartiert, geduscht, noch 'was gegessen und bis nach 05:00 Uhr geschlafen, weil mein Wecker nicht geklingelt hat (blöde Stummschaltung... :mad:).

Also mit 1 Stunde Verspätung gegenüber "Marschtabelle" aufgebrochen nach Nancy.
Auf dem Teilstück habe ich dann 5 Kollegen überholt, die teilweise keinen guten Eindruck mehr machten - wahrscheinlich weil sie nicht oder kaum geschlafen hatten.
Der Veranstalter hat mir dann später bei Ankunft bestätigt, dass diese Herren aufgegeben hatten.
In Nancy war ich dann gegen 10:00 und damit wieder in meinem Zeitplan.
Ab Nancy wurde es dann "Fies".
Es ging zwar überwiegend am "Rhein-Marne-Kanal" entlang, aber z.T. nicht direkt am Kanal sondern hügelig parallel dazu.
Das wäre jetzt nicht so das Problem gewesen; aber dazu kam, dass jemand den Heißluftfön von Osten her angeschaltet hatte, also richtig Gegenwind bei bis zu 36°C (im Schatten).
Aber viel Schatten war da nicht... o_O

Auch die Verpflegungsmöglichkeiten (zum Nachtanken) waren nicht so üppig.
In Gundrexingen (Gondrexange) dann die nächste Überraschung.
Das Restaurant, wo die Kontrollstelle war hat pünktlich um 14:00 vor meiner Nase zu gemacht.
Im Campingplatz nebenan habe ich dann doch noch einen Stempel bekommen, konnte ein Eis kaufen, etwas Brot mit Käse & Obst hatte ich noch und in den sanitären Anlagen (Open Air) konnte ich mich abkühlen und "Frisch machen".

Weiter ging's am "Canal de la Sarre" nach Sarreguemines.
Ebenfalls mit Gegenwind und großer Hitze.
Abkühlen im Kanal war keine Option, das "Wasser" ist eher eine trübe lauwarme muffige Brühe, die nicht sehr einladend war.

Aber eine Badestelle an einem See war OK:

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In Sarreguemines und dann noch mal in Saarbrücken habe ich 2x zu Abend gegessen.

Es ging wellig weiter nach Norden.
Ich war wegen der großen Hitze schon 3 Stunden hinter meiner Marschtabelle.
Es war also klar, dass ich nicht vor 10:00 Uhr in Mehring (an der Mosel im Hotel) ankommen kann.

Dann ging die Route auch noch in Saarbrücken mitten durch ein großes Volksfest wo man nur schieben konnte (wegen Menschenmassen).

Also greift "Plan B":
Übernachtung im Schlafsack für ein paar Stunden.
Den hatte ich mir an die Paketstation in Wadern geschickt wo ich den dann abholen konnte.
In Mehring bin ich dann erst gegen 01:45 angekommen:

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Die Kontrollstelle, eine Bäckerei hatte zwar nicht offiziell geöffnet, aber es wurde gerade Brot angeliefert:

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Ich habe also meinen Stempel bekommen, dazu noch ein Croissant und ein "Pain au Chocolat".
Ich hätte die Leute knutschen können.

Einen Ort weiter habe ich mich dann im Schlafsack auf den Campingplatz gelegt.
Anmelden konnte ich mich leider nicht und die Waschräume waren zu; nur die Toiletten (mit Waschbecken) waren zugänglich.

Naja, besser als nix.
Und Smartphone aufladen konnte ich auch.

Nach einem kurzen Schlaf ging es dann weiter in die Morgendämmerung an der Mosel.
Es war angenehm kühl und es gab fast keinen Verkehr auf der tagsüber viel befahrenen Bundesstrasse.

In Zell (Mosel) dann ein Frühstück an der Tanke (Kontrollstelle), frisch machen auf der Toilette, Sonnencrème und weiter nach Koblenz.

Da habe ich dann (nach Besuch der Kontrollstelle und eines Supermarktes) eine Pause im Park hinter dem "deutschen Eck" gemacht.

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Natürlich habe ich da auch wieder den Springbrunnen besucht.

Dann ging es den Rhein entlang nach Norden; hier auch wieder mit Heißluftföhn als Gegenwind... :mad:

Allerdings gibt es hier viele Ortschaften die so als Oma-Ausflugsziel dien(t)en; Andernach, Bad Breisig etc...
Alles immer mit Kurpark und: Springbrunnen!

Vom Rheintal aus ging es dann (in der Hitze) den Berg 'rauf in das Obstanbaugebiet um Rheinbach & Meckenheim.
Auch hier habe ich wieder ein paar Springbrunnen besucht bevor es zu der letzten Kontrolle auf dem Weg in Peppenhoven ging.
Da musste man zum "Hintereingang" von einer Autobahn-Raststätte.
Die anderen Gäste staunten nicht schlecht, dass dort ein Radfahrer auftauchte.
("Hamse mich nicht eben gesehen? Ich hab sie doch auf der linken Spur überholt?":p)
Hier habe ich noch kurz einen anderen Teilnehmer getroffen, der aber gerade losfuhr als ich ankam. (~ 17:30 Uhr)

Dann wurde es langweilig, es ging durch die Agrarsteppe um Euskirchen und Düren nach Nordwest - bei kräftigem (aber warmem) Nordwind.

Aaber: Die Gewissheit, dass ich den Brevet in der Zeit beenden würde war da. Und weil ich praktisch an der Strecke wohne habe ich noch 35 km vor den Ziel zu Hause übernachtet.
Die entsprechende Vorfreude darauf und die Euphorie haben für das langweilige Streckenstück entschädigt.
Geduscht, gegessen, fast 8 Stunden geschlafen, gut gefrühstückt, rasiert, Sonnencrème, frische Radklamotten und bin dann am nächsten morgen noch in Ruhe in's Ziel gerollt.
Ankunft 09:30; Zeitlimit war 13:00 Uhr.

Dabei hat mich ~ 10 km vor dem Ziel noch eine Triathlon-Veranstaltung aufgehalten.

Da musste ich einen Umweg fahren und eine Möglichkeit suchen, die Strecke zu kreuzen (ohne die Autobahn benutzen zu können).
Das hat mich nochmal 20 Minuten Zeit gekostet, aber ich hatte ja ausreichend Reserve.

Im Ziel dann:

Anhang anzeigen 585521 Anhang anzeigen 585522

Abgesehen davon, dass es einige DNS ("did not Start") gegeben hatte, gab es unter den gestarteten Teilnehmern wohl auch noch ~ 30 - 40% DNF (did not finish). Das war sicherlich dem Klima geschuldet.

Man musste tatsächlich sehr darauf aufpassen, nicht zu dehydrieren und genügend abzukühlen um keine Kreislaufprobleme zu bekommen.

Gott sein dank war es Sonntagmorgen nicht sooo heiß, so dass die 35 km vom Ziel bis nach Hause (Bonus-km) auch kein Problem mehr waren.

Fazit:
Ich habe 71,5 Stunden (von 75) für die Strecke benötigt. Wenn ich Samstag abend die letzen 35 km "durchgefahren" wäre (durchaus machbar), dann wären es wohl etwa 62 - 63 Stunden geworden; aber weil ich ja dann noch nach Ankunft (gegen 23:00 - 24:00) zusätzlich etwa 35 Bonus-km nach Hause gehabt hätte und sowieso im Zeitlimit war konnte ich darauf verzichten.
Ich denke P-B-P kann kommen...
Jetzt bin ich doch etwas irritiert aufgrund der nachfolgenden Textpassage: "Und weil ich praktisch an der Strecke wohne habe ich noch 35 km vor den Ziel zu Hause übernachtet." Ist eine nicht allen Teilnehmern zur Verfügung stehende Übernachtung Zuhause noch durch die BRM-Regeln abgedeckt? Ein frei zugängliches Hotel oder eine Übernachtung an einer Kontrollstelle sind ja ok aber ansonsten ist ja grundsätzlich keine externe Hilfestellung erlaubt. Das ist ja schon fast wie eine Fahrt mit Begleitfahrzeug. ;-)
 
Abgesehen davon, dass es einige DNS ("did not Start") gegeben hatte, gab es unter den gestarteten Teilnehmern wohl auch noch ~ 30 - 40% DNF (did not finish). Das war sicherlich dem Klima geschuldet.

Man musste tatsächlich sehr darauf aufpassen, nicht zu dehydrieren und genügend abzukühlen um keine Kreislaufprobleme zu bekommen.

Gott sein dank war es Sonntagmorgen nicht sooo heiß, so dass die 35 km vom Ziel bis nach Hause (Bonus-km) auch kein Problem mehr waren
Klasse! Bei Hitze kann ich leider relatov schnell einpacken, denn soviel Wasser, wie ich dann in mich reinkippen will, kann ich nicht ranschleppen.
 
Jetzt bin ich doch etwas irritiert aufgrund der nachfolgenden Textpassage: "Und weil ich praktisch an der Strecke wohne habe ich noch 35 km vor den Ziel zu Hause übernachtet." Ist eine nicht allen Teilnehmern zur Verfügung stehende Übernachtung Zuhause noch durch die BRM-Regeln abgedeckt? Ein frei zugängliches Hotel oder eine Übernachtung an einer Kontrollstelle sind ja ok aber ansonsten ist ja grundsätzlich keine externe Hilfestellung erlaubt. Das ist ja schon fast wie eine Fahrt mit Begleitfahrzeug. ;-)

Dies ist nur bei Ultra-Rennen ein Problem, so wie beim TCR. Bei Brevets ist dies kein einziges Problem.
 
Bericht Alpi 4000, Superbrevet, 1500km, 21.000 Höhenmeter , Juli 2018

Allein schon die Namen der beiden höchsten zu bewältigenden Pässe Col de l'Iseran und Stilfser Joch, jeweils bei knapp 2.800 Meter über dem Meer, dieses Brevets ließen mich im Vorfeld ehrfürchtig werden. Ich stellte mir die Frage, ob ich als nicht gerade leichter Bergfloh diese Strecke mit diesen enormen Höhenmetern innerhalb von 6 Tagen im Zeitlimit schaffen kann?
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Beim winterlichen Randonneurs-Treffen im November 2017 in Heidelberg stellte ich mein Vorhaben und die Strecke als Saisonhöhepunkt für 2018 vor. Und siehe da: nicht nur ich konnte den alpinen Verlockungen nicht wiederstehen, auch Aynur, Rudi und Marcus, alle drei sind treue ARA Saarland-Fahrerin und -Fahrer, bewarben sich im Januar um einen der 500 Startplätze.

Neben der Vorfreude auf so ein Event hieß es dann natürlich, ab Januar zielgerichtet auf den Startzeitpunkt am 22.07.18 zu trainieren, möglichst Verletzungen zu vermeiden und nicht zu früh die Formspitze zu erreichen. Ich fuhr das ganze Jahr mit vollem Brevetgepäck und Licht, um mich an das höhere Gewicht des Fahrrads beim Alpi 4000 zu gewöhnen. Da die Berge physikalisch einfach nicht meine Freunde sind, bin ich im Frühjahr so oft es ging nach Feierabend den steilen Königstuhl hochgeradelt, häufig in Schlangenlinien, um in den Steilstücken noch etwas Luft zu bekommen. In dieser ersten Phase kam mir auch die Idee, einen sognannten „Rettungsring“ einbauen zu lassen. Der früher in Rennradfahrer-Kreisen belächelte Rettungsring ist ein 30er Ritzel hinten (vorne 50/34 Zähne) und hat mir später nicht nur einmal das Brevet gerettet.

Der erste harte Test war im Mai eine Brevetserienwoche mit insgesamt 1.500 km, aber nur 13.000 Höhenmetern in Mallorca (hierfür gibt es bereits einen Bericht: https://www.rennrad-news.de/forum/threads/brevetberichte.107165/page-26#post-4290129 ).

Im Juni waren meine Frau und ich zum Wandern eine Woche auf der Seiseralm in Südtirol. Dort bin ich dann mit einem geliehenen Mountainbike das erste Mal einen 1000 Höhenmeter-Pass auf 2.300 Meter als Formtest hochgeradelt. Danach war mir klar: um eine Chance zu haben, das Alpi zu bestehen, musste ich ab da nur noch Berge fahren. Ich lies mich trotz meiner bescheidenen Bergperformance nicht aus der Ruhe bringen und zog mein Königstuhlprogramm trotz zunehmender Hitze im Juni/Juli durch. An den radfreien Tagen war morgens Brustschwimmen mit Kopf aus dem Wasser im Heidelberger Thermalbad angesagt (bisher hat mich so meine Nackenmuskulatur nie verlassen).

Endlich war es dann soweit: am Samstag vor dem Start holte mich Rudi mit seinem Auto ab und wir fuhren zum Start- und Zielort Bormio in Norditalien. Wir konnten es kaum glauben, in Bormio regnete es den ganzen Tag, die Temperaturen lagen bei 15 Grad. So hatte man sich das ganze im Vorfeld nicht vorgestellt. Nach Bikecheck und Fahrerbesprechung ging es mit einigen Randonneuren von ARA München und einem Südtiroler Paar zum Pasta essen (Henkersmahlzeit).

Am Sonntagmorgen startete um 7.15 Uhr mit etwa 500 Teilnehmern aus der ganzen Welt die weite Reise. Der erste Kontrollpunkt befand sich auf dem Berninapass in Graubünden, Schweiz. Dort oben war es bitterkalt, Temperaturen um 10 Grad war ich einfach nicht mehr gewohnt. Es folgte eine tolle Abfahrt bis hinunter nach St. Moritz und weiter in den nächsten Kontrollort Chiavenna. Ab hier war es bereits wieder sehr heiß, Temperaturen um 30 Grad waren ab sofort zu verkraften. Entlang des schönen Comer Sees und des Lago Maggiore gab es gegen Abend dann eine Fährüberfahrt ab dem Kontrollort Lavenno.

Nachdem wir den Lago Maggiore hinter uns gelassen hatten, ging es Richtung Turin durch eine sehr schöne hügelige Landschaft. Unterwegs gab es noch ein großes „Ciao“, als Fulvio, der Veranstalter des Repubblice Marinare 2.100 km- Brevets, das Rudi und ich vor zwei Jahren fuhren, tolle Zwetschgen am Streckenrand an die Fahrer verteilte. Kurz vor 23.00 Uhr trafen wir im Kontrollort Biella bei Turin ein. Aynur, Rudi und ich waren mit dem ersten Tag sehr zufrieden. Wir hatten immerhin schon 335 km und 6.400 Höhenmeter geschafft. Noch eine schöne Pasta essen, eine Dusche nehmen und dann fünf Stunden in der Spothalle schlafen war der Plan, um die Königsetappe am nächsten Morgen hoch zum Col de l'Iseran in Angriff zu nehmen.

Das mit der Pasta und dem Duschen hat dann auch planmäßig geklappt, das mit dem Schlafen ging dann leider in die Hose. Der Schlafsaal war voll von laut schnarchenden Fahrern. Hier konnte man keine volksabhängigen Unterschiede mehr feststellen. Kleine Asiaten können genau so laut schnarchen wie große Schweden. Alle fünf Minuten kam oder ging jemand. Am liebsten waren mir die Kollegen, die zehn Minuten in ihren Plastikbeuteln herumraschelten. Die Isomatte war so dünn, dass ich die Fugen des Fliesenboden darunter spürte. Leider hatte ich mit Aynur und Rudi vereinbart, zusammen um 6.00 Uhr loszufahren, sonst wäre ich gleich weitergefahren. So schlug ich mir die Nacht ruhelos mit Gedanken an die große Auffahrt um die Ohren.
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Am unteren Bildrand meine Wenigkeit

Als es um 6.00 Uhr endlich wieder losging, war auch mein Optimismus wieder zurück. Es lief trotz erster Sitzprobleme wie am Schnürchen bis zum ersten Anstieg in die Savoyer Alpen nach dem Ort Susa bei Kilometer 140.

Die Temperaturen waren mittlerweile wieder auf mehr als 30 Grad angestiegen, die alte Passstraße hatte Rampen bis zu 18 %. Hier zog es mir am frühen Nachmittag den Stecker, ich wollte aufgeben. Aufgeben war aber gar nicht so einfach, 130 Kilometer zurückfahren oder mich die restlichen 40 km bis nach oben quälen? Leider musste ich mich dann von Aynur und Rudi verabschieden, ich konnte es nicht verantworten, dass sie durch mich unnötig aufgehalten werden. Den Tränen nah ließ ich die beiden ziehen und schob ein paar Minuten mein Rad bergauf. Nach einem tiefen Atemzug beschloss ich, langsam weiterzufahren –das Mantra von Radfreund Thomas „Pedalieren geht immer“ habe ich unzählige Male vor mich hin gestammelt. Ich weiß nicht mehr wie, aber ich hatte irgendwann den Mont Cenis geschafft.

Nach 190 Kilometern und 3.100 Höhenmeter war ich im Kontrollort Lanslebourg am Fuße des Col de l'Iseran. Ich traf dort noch einmal Aynur und Rudi, die sich gerade wieder auf den Weg machten. Für mich war der Tag gelaufen, das nächste Hotel gebucht, im Supermarkt gegenüber Joghurt und Getränke im Sixpack gekauft und mich erst Mal richtig ausgeschlafen. Wie so oft im Leben sieht die Welt am nächsten Tag ganz anders aus. Nach einem ausgiebigem Frühstück im Hotel, ging es mit neuer Kraft um 7.00 Uhr bei 8 Grad in den Anstieg zum Col de l'Iseran. Was soll ich sagen, es war ein Traum: keine störenden Motorräder und Autos, fast ganz allein zwei Stunden bergauf zum Gipfel. So schön kann Rennradfahren sein. Dafür war ich auch hierher gekommen.
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Die Abfahrt nach Val d'Isère war anspruchsvoll, aber geil. Der nächste Berg war der kleine St. Bernard, der allerdings nicht klein war, es dauerte weitere zwei Stunden, bis ich ihn bezwungen hatte.
Die Abfahrt hinunter nach La Thuille in den nächsten Kontrollort war super flowig auf perfektem Asphalt. Ich lag wieder gut im Zeitlimit und machte mich auf die ca. 100 Kilometerabfahrt durch das Aostatal. Leider war der Gegenwind mit 5-6 Windstärken so heftig, dass die Abfahrt sich wie eine Bergauffahrt anfühlte und ich zeitweise vorne im kleinen Blatt „pedalieren“ musste.

Am Schluss des Tages galt es noch, einen mittleren Berg kurz vor Biella zu erklimmen. Den hatte ich im Vorfeld aufgrund der großen Namen der anderen Berge gewaltig unterschätzt. Mehr als 20 Kilometer bergauf taten nach der Tagesleistung wieder richtig weh. Nach 260 Kilometern und 5.700 Höhenmetern kam ich wieder an meinem „Übernachtungsort des Grauens“ Biella um Mitternacht an. Dieses Mal machte ich es kurz: essen, duschen, etwas schlaflos relaxen und noch im Dunkeln wieder losfahren.

Am vierten Tag stand ich wieder vor einer schweren Aufgabe. Durch die 38 Grad heiße Poebene ging es auf zum Teil sehr schlechten Straßen mit massivem LKW- Verkehr Richtung Gardasee.
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Nach 320 Kilometern und 700 Höhenmetern kam ich gut gegrillt am Kontrollort Pieve di Coriano an. Der freundliche Herr an der Kontrolle bot mir gleich ein Bett an. Ich dachte mir, was für ein Luxus, toll. Nach ausgiebigem Pasta essen und duschen, kam dann die Ernüchterung: es gäbe doch kein Bett für mich. Wie sollte ich so noch die letzten zwei Tage überstehen? Meine Poebene war auch schon lange keine Ebene mehr. Ich musste also wieder in eine Turnhalle mit Isomatte. Dieses Mal waren es Gott sei Dank nur wenige Schläfer. Die Technoparty auf dem Nachbargrundstück konnte mich dann leider doch nicht in den Schlaf wiegen und als um drei Uhr morgens eine Schnacken-Armee über mich herfiel, war auch diese schlaflose Nacht gelaufen. Ich setzte mich gemütlich an einen Tisch, aß und trank soviel ich konnte und machte mich in der Dämmerung auf den Weg Richtung Gardasee.

Noch vor der Mittagshitze erreichte ich den blauen großen See, immer wieder begegnete ich Gabi und Hermann aus Brixen, die mir von ihrer schönen letzten Nacht in einem Hotel vorschwärmten. Die Hotelbesitzer waren auch noch Galeristen, was für mich ja noch zusätzlich interessant gewesen wäre. Aber ich ärgerte mich nicht, ich hatte Mal wieder durch „Training by doing“ gute Beine und war fest entschlossen, das Alpi zu finishen.

Am Gardasee ging es hoch durch malerische Schluchten in den Kontrollort Tremosine auf 700 Meter, die Aussicht hier war genial. Am späteren Nachmittag fuhr ich auf einem freischwebenden Radweg an der Felswand am Gardasee weiter bis Riva und über Arco wieder bergauf nach Spormaggiore.
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Um ca. 20.00 Uhr traf ich wieder Gabi und Hermann, die ein Hotel auf halber Höhe gebucht hatten. Diese Chance lies ich mir diesmal nicht entgehen, ich schloss mich den beiden nach 250 Kilometern und 3.500 Höhenmetern an und bekam tatsächlich auch ein Zimmer. Die nette Dame zelebrierte uns dann noch ein vier Gänge Menü, das ganze war für mich wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Für Essen, Getränke und Zimmer habe ich EUR 60.- bezahlt. In meinem Zustand wäre es auch EUR 300.- wert gewesen. Der Wirt hat uns abends sogar noch die Kaffeemaschine eingeschaltet, so dass wir früh morgens nicht ohne Kaffee aus dem Haus mussten.

Ich war für den finalen Tag gewappnet, der längste Anstieg -das Stilfser Joch mit 1.800 Höhenmetern- stand bei Gesamtkilometer 1.450 ganz zum Schluss noch auf dem Streckenplan. Doch zunächst ging es am 6.ten Tag zuerst noch über den Deutschnonnsberg (Gampenpass), schließlich hinunter ins 35 Grad heiße Meran. Anschließend verlief die Strecke entlang des Vinschgau-Radwegs mit Rückenwind (wenn Engel reisen) bis nach Schlanders, dem vorletzten Kontrollort in einer Bici- Raststätte. Hier gab es letztmals Pasta und Cola.
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Es war früher Nachmittag, ich konnte zwar nicht mehr auf dem Sattel sitzen, aber das letzte Biest würde mich jetzt nicht mehr aufhalten können. Dass es dann doch noch so hart wurde, bis nach oben zu kommen, hatte ich unten in Prad noch nicht gedacht. Zum Glück ließ ab der Hälfte des hohen Bergs der Motorradverkehr nach, so dass ich in weiten Schlangenlinien von rechts nach links über die gesamte Fahrbahnbreite langsam nach oben pedalieren konnte. Noch ein letztes Gel, sieben Kilometer vor dem Gipfel. Um kurz nach 19.00 Uhr kam ich -auf der allerletzten Rille fahrend- oben an. Überglücklich gratulierten sich die Finisher am Pass (311 Fahrerinnen und Fahrer kamen im Brevet-Zeitlimit an). Jeder wusste zu würdigen, was die anderen in den letzten 6 Tagen geleistet hatten. Sogar der coole Japaner mit dem Stahlrad, der während der letzten Tage nicht eine Miene verzogen hatte, konnte seine Freude nicht mehr verbergen.
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Die schnelle Abfahrt 25 Kilometer hinunter nach Bormio wurde nicht mehr gewertet. Am Ziel hatte ich am letzten Tag 190 Kilometer und 5.600 Höhenmeter auf dem Tacho. In der Halle saßen bereits Aynur, die bereits am Vorabend angekommen war und Rudi, der am Freitag morgen finishte. Marcus finishte am Freitag Nachmittag, er hatte meiner Meinung nach die beste Strategie, jede Nacht ein gebuchtes Hotel und dann am nächsten Tag mit vollem Druck fahren.

Resümee nach einer Woche zuhause: Etwas so hartes muss ich nicht unbedingt nochmals fahren. 50% waren Training, 50% Wille und vier bis fünf Stunden schlafen hat zukünftig bei Brevets oberste Priorität. Mein Sitz-Sattelkonzept muss ich zukünftig überdenken. Evtl. verabschiede ich mich vom meinem alten Brooks-Ledersattel. In der Lenkertasche lachte mich ab dem zweiten Tag eine Ibuprofen Schmerztablette an, der ich bis zuletzt widerstanden habe. Ich habe tapfer alle Schmerzen ungefiltert ertragen. Im Nachhinein muss ich mir allerdings Gedanken darüber machen, ob ich masochistische Wesenszüge in mir trage. Die vielen wunderschönen Eindrücke und Erlebnisse auf so einer Fahrt wiegen die schmerzlichen Momente aber immer noch auf.

Größte Achtung habe ich vor Sergej, dem Fixie Fahrer, der gleich zwei Tage nach dem Alpi beim Trans Continental Race gestartet ist und immerhin noch weitere 1.500 km geschafft hat, bis er dort aus dem Zeitlimit gefallen ist. Da sieht man mal wieder: wenn man denkt, man ist der größte, dann gibt immer jemand, der noch einen draufsetzt. Also immer demütig und bescheiden bleiben.
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Vielen Dank an meine Mitstreiter Aynur, Rudi und Markus und vor allem an meine liebe Frau, die den ganzen Zirkus so mitmacht.


Link zu meinen Strava Aufzeichnungen:

https://www.strava.com/activities/1732936764


Link zum sehr lesenswerten Bericht von Gabi Wink aus Brixen die eine optimale Strategie mit Hotelübernachtungen verfolgte:

https://gabiwinck.wordpress.com/2018/08/01/alpi4000-a-wie-am-limit-2/


Internetseite des Veranstalters:

https://www.alpi4000.it/en
 
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