Fazit Mallorca Rennradurlaub
Ich war von Ende September bis Anfang Oktober 2023 für zwei Wochen auf Mallorca. Es war mein erstes Mal auf Mallorca und ich will hiermit ein kurzes Fazit ziehen und ein paar Tipps geben.
Ausgangsort
Ich war in einem Hotel in der Nähe vom
Alcudia Strand und hatte mich für Halbpension entschieden, da ich nicht nach einem anstrengenden Tag auf dem Rennrad abends noch Essen gehen oder gar selber kochen wollte. Einen Mietwagen hatte ich auch nicht.
Sofern man kein eigenes Rad mitbringt, kommt man übrigens problemlos mit dem Linienbus
A32 vom Flughafen an sämtliche Städte an der Nordostküste. Der Bus A32 fährt ungefähr stündlich (bis auf wenige Stunden mitten in der Nacht) und man kann sich so einen teuren individuellen Flughafen-Transfer sparen. Fahrpläne findet man online unter der offiziellen Seite
https://www.tib.org. Es gibt leider immer noch keine Smartphone App von der TIB. Man muss sich übrigens keinerlei Stress machen mit dem Ticketkauf für die Busfahrten, man kann in allen Bussen mit seiner Kreditkarte fahren: Beim Einsteigen einmal ans Lesegerät halten und beim Aussteigen wieder ranhalten, einfacher geht es nicht.
Fahrrad
Mein Rad hatte ich bei
Huerzeler ausgeliehen.
Stand 2023: Der Wartungszustand der Huerzeler Leihräder war leider teilweise sehr enttäuschend. Ich hatte mir extra ein Top-Modell geliehen, ein Cube Agree C:62, um auch mal eine Di2 zu fahren. Ich bekam am ersten Tag gleich ein Rad, bei dem das große Kettenblatt völlig ausgelutscht war und die Kette beim Antreten durchgerutscht ist. Und ich war damit nicht der Einzige, dem das passiert ist. Sowas darf eigentlich nicht sein, das ist sicherheitsrelevant, derartiger Verschleiß kommt nicht über Nacht und ist außerdem in Sekunden zu überprüfen.
Stand 2024: Dieses Jahr hatte ich ein relativ neues Cube Agree, was in Top Zustand war.
Elektronische Schaltungen
Manche gönnen sich ja im Urlaub den Luxus und fahren eine Di2 an ihrem Leihrad. Man sollte täglich den Akkuzustand prüfen. Meine 12-fach Di2 war schon nach 10 Tagen leer.
Geführte Touren
Die meisten Tage habe ich bei geführten Huerzeler Touren teilgenommen, die anderen Tage war ich alleine oder mit Bekannten unterwegs, die ich auf Mallorca kennengelernt hatte. Man muss übrigens weder seine Urlaub noch sein Leihrad über Huerzeler gebucht haben, um an den geführten Touren teilnehmen zu können.
Seit Herbst 2024 kann man
ausschließlich über die
App von Huerzeler die geführten Touren buchen, die Aushanglisten gibt es nicht mehr.
Tourenplanung
Da ich die Hälfte der Tage an geführten Touren teilgenommen habe, konnte ich einfach hinterherfahren und musste mir keine Gedanken machen. Trotzdem hatte ich mir im Vorfeld genügend potentielle Touren ausgesucht. Hier ein paar Links dazu.
Huerzeler selber hat ein paar Tourenvorschläge:
Hier eine Hitliste mit 10 Touren auf Mallorca:
Und auf
Komoot gibt es natürlich auch einige Collections mit Rennradtouren:
Komoot
Vor Ort habe ich auch noch kurzfristig Touren mit Komoot geplant. Wenn man in Komoot keine Punkte unterwegs setzt, kommen zwar grundsätzlich fahrbare und schnelle Routen mit dem Rennrad Profil zustande, aber man wird doch oft entlang der viel befahrbaren Hauptstraßen gerouted. Es lohnt sich also, etwas mehr Zeit zu investieren, die Fahrradkarte und Trail-View einzuschalten und zusätzliche Stützpunkte auf die Rennrad-Highlights und Nebenstraßen zu setzen.
Touren
Hier noch aus dem Gedächtnis ein paar Anmerkungen, die ich erwähnenswert finde, zu ein paar Touren, die ich selber gefahren bin. Langjährige Mallorca-Veteranen werden das sicherlich wissen, aber vielleicht lesen hier ja auch Ersttäter mit.
Cap Fermentor
- Vom 1. Juni bis 30. September ist die Straße zwischen dem Parkplatz Playa Fermentor und dem Cap Fermentor für Autos gesperrt, was sehr angenehm ist. Aktuelle Termine findet man online.
- Es fahren trotzdem immer noch Busse auf der Straße zum Cap, deshalb sollte man auch in der autofreien Zeit nicht zu riskant fahren und stets bremsbereit sein. Es kann durchaus sein, dass hinter einer Kurve plötzlich ein Bus auftaucht, der die ganze Straßenbreite in Anspruch nimmt.
Sa Calobra
- Die Auffahrt zur Tankstelle würde ich immer von Caimari machen und die Abfahrt von dort dann zum Coll de Femenia, da die Abfahrt in Richtung Pollenca deutlich weniger Serpentinen hat, die Straße ist insgesamt viel besser, eine super Abfahrt.
- Vom Coll dels Reis runter nach Sa Calobra und zurück war viel Verkehr, insbesondere die zahllosen Reisebusse nerven, die sich dort die Serpentinen hoch und runter quälen und Staus verursachen.
- Der Ort Sa Calobra selber ist meines Erachtens überhaupt nicht sehenswert, eine furchtbare Touristenfalle. Die Touris werden zu Hunderten mit Bussen und Schiffen dort hingekarrt. Die Hälfte der Gastro hatte schon zu und man konnte nur ermessen, wie unerträglich voll es dort im Sommer sein muss.
- Würde ich dort nochmal fahren, würde ich stattdessen nach Cala Tuent abfahren, es soll viel ruhiger dort sein.
Orient
- Orient würde ich immer im Uhrzeigersinn durchfahren, was definitiv die bessere Option ist, da die Auffahrt von Westen mehr Serpentinen und Schlaglöcher hat und die Abfahrt nach Osten diesbezüglich deutlich besser ist.
Wetter
Mit dem Wetter hatte ich wirklich Glück, es war zwei Wochen lang Sonnenschein am Stück, es war nicht ein einziger schlechter Tag dabei mit Regen, Wind oder Kälte. Weste oder Armlinge musste ich nicht einmal anziehen.
Jahreszeit
Ich fand es optimal, es war noch sehr warm und das Meer war auch noch sehr warm, um nach dem Radeln nochmal kurz reinzuspringen. Der Nachteil ist, dass noch sehr viele Badegäste da waren, aber die saßen ja glücklicherweise nicht auf dem Rad, sondern waren alle am Strand braten. Die Badegäste dürften im Frühjahr fehlen, dafür sollen laut alten Hasen viel mehr Rennradler dort sein, deshalb sollte man da früher reservieren, sonst könnte es mit einem Leihrad eng werden.
Trinkwasser
Von Leitungswasser wird eher abgeraten. Öffentliche Trinkwasser-Stellen gibt es leider auf Mallorca so gut wie keine. Ich kann mich nur an zwei erinnern:
- In Alcudia direkt vor dem Altstadttor „Porta de Xara“
- Am Kloster San Salvador, direkt vor der Kirche
Ansonsten ist man leider zum Auffüllen der Flaschen auf Gastronomie und Supermärkte angewiesen, die können außerhalb der touristischen Hotspots während der Siesta auch schonmal geschlossen sein.
Ich würde das nächste Mal eventuell einen kleinen Wasserfilter (z.B. Katadyn BeFree) mitnehmen, um das Leitungswasser zu filtern.
Verkehr
Entlang der Hauptstraßen ist schon ordentlich Verkehr, aber oft gibt es einen geteerten Seitenstreifen, den man befahren kann. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die meisten Autofahrer die Rennradler gewohnt sind und Abstand beim Überholen halten. Ich hatte jedenfalls nicht mehr Angst als hierzulande. Am schlimmsten waren eigentlich nur die Busse, sowohl beim Überholen als auch im Gegenverkehr.
Szene
Mein Eindruck war, dass sich im Nordosten die Rennrad-Szene entlang des
Platja de Muro konzentriert, rund um die großen Vier-Sterne-Hotels. Dort gibt es die meisten Rad-Verleiher, Rad-Shops, Guide-Anbieter und Rad-Gastronomie. Richtung Alcudia und Port de Pollenca wird es diesbezüglich dann weniger. Für wen das gar keine Rolle spielt oder wer seine Ruhe haben will, würde ich mich eher Richtung (Port) Pollenca oder vom Strand weg ins Landesinnere orientieren.
Fazit
Mir hat es sehr gut gefallen, ich bin angefixt und werde sicherlich wiederkommen. Ob jedes Jahr, wie so manche, mal schauen, irgendwann wird es auch mal langweilig. Ich würde auch wieder an die Nord-Ost-Küste in die Gegend um Platja de Muro gehen und würde auch wieder ein Leihrad nehmen, die ganze Logistik mit eigenem Rad wäre mir zu nervig. Einen Mietwagen braucht man definitiv nicht.
Den Ausgangsort fand ich nicht so entscheidend, wenn zünftige Tagestouren über 100km und über 1000Hm kein Problem darstellen, kommt man sowieso fast überall hin. Da spielt es dann keine große Rolle, ob man in (Port) Pollenca, Alcudia, Playa Muro oder Can Picafort seine Basis hat. Da spielen dann eher andere Gründe eine Rolle z.B. Ruhe, Hotelkosten, Nähe zum Strand, Nähe zu Rad-Verleihern und geführten Touren.