Wobei es ja bei Mittelklasserädern auch in den 80ern wohl bei einigen Händlern üblich war, das zu montieren, was grad da war. Also nur bedongt sortenrein. Man kann also auch ein "mixed" Rad als original bezeichnen. Bei den Top Rennern sieht es wohl anders aus.
Es haben wohl beide Seiten recht. Ich finde, es ist schön ein sortenreines Original zu haben. Unnötig ist, sein schönes Rad nicht gut zu finden, bloß weil die falsche Kurbel/ Bremse o.a. drauf ist.
Bei Neulack bin ich z.B. wieder intoleranter. Aber das ist halt meine Meinung.
Zusammenfassung: Schöne und wichtige Beiträge, die zu Toleranz und eigener Meinung aufrufen. Ist doch gut so.
Und Danke an Flat Eric für diesen Gedanken anstoßenenden Beitrag!
Wenn ich da meine Erfahrungen aus der Zeit einbringen darf:
Ende der 80er haben wir rund 150 Räder pro Jahr komplett aufgebaut. Es gab keine Rennräder aus dem Karton, das kam erst mit den MTB Firmen.
Alle diese Räder wurden für den einzelnen Kunden aufgebaut. Viele davon ganz bewußt nicht sortenrein. Stronglight Steuersätze, Tange Steuersätze, Nadax Innenlager,
Mavic Naben, solche Sachen. Aber auch zwischen den Gruppen. Höherwertige Naben zB, weil man die nicht so leicht tauschen kann. Campagnolo Räder praktisch ausschließlich mit DuraAce Zahnkranz, hochwertige
Shimano Räder dagegen gerne auch mit Chorus Sattelstütze und Campa Sattelklemmbolzen. Sedis Ketten sowieso...
Es wurde definitiv nicht das montiert, was gerade da war. Das mag bei anderen Händlern auch anders ausgesehen haben. Mein eigenes Rossin hatte C-Record Kurbeln, Hochflanschnaben und Deltas, aber DuraAce Schaltung.
Was mich mal interessieren würde, da ich damit keine eigene Erfahrung habe: Wer hat denn die "Katalogräder" damals zu solchen gemacht? Natürlich gab es Herstellerkataloge, aber haben Gios und Colnage Kompletträder ausgeliefert? Nach Deutschland? Wurde das auf Großhändlerebene gemacht? Auf Händlerebene? Bei Brügelmann und
Rose gehe ich davon aus, daß diese selbst montiert haben...
Da ist die Frage dann schlicht: Wer hat denn die Deutungshoheit, was ein Originalaufbau ist? Gilt nur das, was im Herstellerkatalog zu sehen war?
Dem würde ich nur ungern zustimmen, denn die Ausstattungen für Kataloge und Messeräder werden nicht unbedingt sorgfältig kuratiert, sondern da geht es oft auch um Verfügbarkeit und Tauschhandel.
Ich denke schlicht, daß die Wahrheit vielfältig ist. Wer sich am Katalog orientiert, macht nichts falsch. Wer einen stimmigen eigenen Aufbau macht, macht nichts falsch. Und wer Gründe hat, eine Patrone einzubauen, macht im Zweifelsfall auch nichts falsch. Es sollte nur nicht egal sein, was man montiert.