Ich versuch mich mal am Erfahrungsbericht zur Oberlandrundfahrt.
Die äußeren Bedingungen hätten eigentlich nicht besser sein können, zwar kalter Start mit 5° aber gegen Mittag kam die Sonne raus und und man fuhr bei traumhaften Sonnenschein und 16° durch die bayerische Idylle!
Vor dem Start hatte ich etwas gemischte Gefühle. Ich war in den Wochen davor recht krankheitsgeplagt (Grippe) und bis zwei Tage vor dem Start hat mein Magen mir auch Probleme bereitet. Aber auf der anderen Seite bin ich schon zweimal über 200 km am Stück gefahren - die Distanz sollte also nicht das Problem sein!
Vor dem Start hab ich dann
@Quick Nick und
@Goderian getroffen und hatte dann den Plan mit ihnen zusammen die Tour zu fahren. Gleich zu Beginn gab es ein bisschen Chaos da ein vierter verloren ging und ein kleiner "Umweg" von 10 km gefahren wurde. Die ersten 100 km sind wir dann zu dritt gefahren - und ich wurde gut mitgezogen. Es war noch recht flach und ging teilweise mit über 30 voran, was für mich schon etwas Anstrengung bedeutete. Besonders kräftezehrend war auch die Tatsache, dass die beiden wohl zu viel Energie hatten und jeden Hügel oder Welle im Wiegetritt hochgesprintet sind. Da hat sich schon stark mein Trainingsdefizit und das Systemgewicht von geschätzten 105 kg bemerkbar gemacht...
Bei der ersten Kontrollstelle war noch alles tippi toppi, es gab ne Nussschnecke und Cappuchino - wie soll man da schlechte Laune haben? Die nächsten ca. 50 km wurde es dann immer schwieriger an den beiden dran zu bleiben, Nick hat nach jedem Hügel alibi Fotos gemacht um eine Entschuldigung zu haben um auf mich zu warten
(Die könnte er auch hier vielleicht posten? Ich bin leider nicht zum knipsen gekommen!)
Bei den zwei größeren Anstiegen vor der zweiten Kontrollstelle war dann schon klar, dass es so nicht besonders viel Sinn macht. Ich verausgabe mich und bremse die beiden nur ein. Nach einem gemeinsamen Alkoholfreien Weizen bin ich dann alleine losgefahren während die beiden noch gemütlich in der Sonne saßen.
Die Weiterfahrt war zeitgleich mit einer 6er Gruppe in ungefähr meinem Alter, unter anderem dabei auch zwei Räder mit dicken
Reifen - eines davon ein FERN Chacha (wirklich ein sehr schönes Rad, habs hier zum ersten mal live gesehen!) und einem Basso - ebenfalls ein 650b Umbau.
Die ersten 20 km waren kein Problem - viel Abfahrt und man war noch gestärkt, doch dann hat sich die anfängliche Verausgabung bemerkbar gemacht. Drei der Gruppe sind nach vorne weg und drei sind zurückgeblieben mit mir alleine in der Mitte. Es war eigentlich ein sehr angenehmes Gefühl alleine zu fahren, da man wirklich genau seinen Rythmus findet und sich nicht ständig anpasst. Da hat der
Garmin super Dienst geleistet, der gab mir die Sicherheit selbstständig der Strecke folgen zu können
Richtig anstrengend wurde es von km 120-150 - die größten Berge lagen zwar schon hinter mir, aber da wurde das Terrain nochmal sehr wellig und ich bin jede Steigung nur so hinaufgekrochen. Neue Kraft gab dann ein kurzes Schwätzchen mit einem anderen Teilnehmer bei der Kontrollfrage - dem ging es nicht anders und man quälte sich zusammen bis zur dritten Kontrollstelle.
Ne Cola und n Kaffee machen den Kopf wieder munter (klassisches rumänisches Gedeck) und nach einer kurzen Erholungspause ging es weiter, die letzten 55 km zu bezwingen!
Hier startete ich zeitgleich mit besagtem Kollegen, einem Pärchen auf Tandem und zwei weiteren Fahrern und hatte hier die perfekte Gruppe gefunden. Die Geschwindigkeit war genau richtig und die Beine waren auf einmal wieder richtig gut (mein Körper hat sich wohl recht schnell während der so langsam dahingerobbten km erholt) und wir sind gerade nur so nach München reingeflogen. So ein Tandem macht schon auch einen tollen Windschatten
Einer aus der Gruppe dem wir zu langsam waren hat uns insgesamt drei mal überholt - der hat sicher auch ein paar extra km gesammelt!
Die 50 km vergingen wie im Flug - nur die letzten km in München haben sich wegen den vielen Leute und dem Verkehr etwas gezogen und ware nochmal etwas nervig. Das Ziel war erreicht und der letzte Stempel eingetragen! Zielzeit war 18:30 - perfekt passend zum Anstoß - gottseidank hab ich das Spiel trotzdem nicht angeschaut
Lustigerweise war ich eine Stunde vor meinen beiden Mitstartern im Ziel - die haben die Pausen etwas ausführlicher genossen
Zusammenfassend bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die körperlichen Voraussetzungen waren eher mäßig, Wetter war top - ich glaube so einen angenehmen Brevet kriege ich kein zweites Mal geschenkt - das hat auf jeden Fall unglaublich viel Spaß und Lust auf mehr gemacht!
Die Lösung mit den Flaschen hinten war Käse - gerade im Wiegetritt habe ich drei mal eine Flasche verloren - das ist nicht nur ziemlich gefährlich sondern ich habe auch dadurch zweimal meine Gruppe verloren!
Der Rest hat technisch perfekt funktioniert, lediglich einmal ist mir die Kette runtergefallen - das kann ich verkraften - gerade da ich mindestens fünf Platten mitbekommen habe und die Pari Moto nicht besonders für ihre Pannensicherheit bekannt sind!
Der Komfort war sehr gut und man konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen wenn die Rennradfahrer (was ungefähr 90% der Teilnehmer waren - ich habe nur 3 andere 650b Randonneure gesehen) bei jeder kleinen Unebenheit etwas schmerzhaft gestöhnt haben.
Die Übersetzung 30-32 hat mir an dem Tag das Brevet gerettet, gerade bei vier wirklich Steilen Rampen mit bis zu 20% und sehr großen Schwierigkeiten am Berg konnte ich alles durchfahren - wobei ich einmal wirklich kurz vorm absteigen und schieben war - nur der Gedanke mit den glatten Radschuhen den Berg hochlaufen zu müssen hat mich davon abgehalten, da war weitertreten das kleinere Übel!
Ein Fehler war ganz klar, dass ich anfangs viel zu schnell unterwegs war. Man liest es ja in jedem Bericht aber vermutlich muss man das einfach einmal selbst gemacht haben...
An Verpflegung hatte ich viel zu viel dabei, da war mir nicht so klar, dass es eigentlich eine Tour von Fressstation zu Fressstation war. In meinem Kopf war das mehr "self supported" - ich hätte genug dabei gehabt um nirgends Essen kaufen zu müssen. Da pack ich das nächste mal weniger ein.
In Sachen Wasser waren drei Flaschen schon gut, mein Körper braucht wirklich viel Treibstoff um Leistung zu bringen und ich hab eigentlich an jeder Station 2,5 Flaschen Wasser aufgefüllt. Getrunken habe ich sicher über 7 Liter und gegessen auch nen ganzen Berg - wie soll das nur werden wenns mal richtig warm wird?
Eine wichtige Erkenntnis ist auch, dass ich eigentlich keine längeren Pausen brauche. Jeweils 15-20 Minuten waren optimal um nicht den "drive" zu verlieren. Längeres sitzen liegt mir da nicht so und wie man gesehen hat, kann das auch beim Zeitlimit zuträglich sein.
Der weitere Plan in vorbereitung auf das 300er Brevet:
Mehr am Berg trainieren (die hat 3300 hm!)
Ich muss auf Diät
Mein Rad muss auf Diät
Ich habs gerade gewogen und inklusive Lenkertasche, Batterien, Navi, Ersatzteilen,
Werkzeug etc. (hatte wie für den 600er gepackt) aber OHNE Wasser und Essen wiegt das gute Stück 16,8 kg!!! (Beim kurzen Schmatz mit dem Basso fahrer meinte er sein Rad würde etwas über 10 kg wiegen - vermutlich aber ohne jegliches Gepäck)
20 Tage Zeit zu Vorbereitung ist nicht viel - aber ich hab richtig bock!