Vorweg gestellt so bin ich ein Freund von steifen Rahmen im Bereich des Steuerkopfes aus Sicherheitsgründen für Leute wie mich die nicht die großen Steuerkünstler sind.
(pave ich hör dich schon schreiben aber es ist so), allerdings glaube ich das Werte eines guten ALU-Rahmens heute mit ca. 80NM bei diesem unsäglichen STW Test ausreichen.
Nun zum Canyon.
Das Ding betrachte ich äußerst skeptisch.
Zuerst einmal ist der Rahmen entgegen der Überzeugung zumindest eines seiner Väter auf extremste Steifigkeit gezüchtet worden die ich, beim Betrachten der Messwerte der bekannten Tests, mit einer Mischung aus Kopfschütteln und ironischem Gelächter quittiere.
Neben den anderen Marketingmassnahmen wie die fast schon penetrante Vorabwerbung zur Eurobike, dem angeblich so fairen Preis(der bei genauer Betrachtung und unter Einbeziehung des Produktionsortes gar nicht mehr so toll ist)dem Züchten des Rahmens auf den STW Tests hin um diesen brilliant zu bestehen um damit Werbetechnisch zu glänzen, stösst mir aber vor allem diese Steifigkeit ziemlich auf.
Einen Rahmen steif und leicht zu bauen ist gut und schön, aber wie alles hat auch dieses 2 Seiten.
Denn um einen Rahmen dermaßen steif und leicht zu bauen müssen zum Beispiel die Wandstärken recht gering ausfallen.
Das bedeutet, für mich, eine stark eingeschränkte Alltagstauglichkeit. Und zwar gerade für die normale Canyon-Kundschaft da diese meist Hobby und Gelegenheitsfahrer sind und sich neben dem F10 für Sonntags kaum noch ein Trainingsrad für die anderen Tage leisten.
Also wäre meine Frage zb. wie verhält sich der Rahmen bei leichten Stürzen, wie empfindlich ist er beim oftmaligen ein und ausladen in/aus einem Auto.
Desweiteren weiß niemand wie sich dieser Rahmen, aus der Serienfertigung, in Streßsituation verhält und was der Rahmen nach 2,3 Jahren für ein Verhalten an den Tag legt.
Ein anderes Problem sehe ich eventuell auf die Anbaukomponenten zu kommen.
Denn ein Rahmen der eine solch hohe Steifigkeit hat wird nicht in der Lage sein auftretene Kräfte aufzunehmen, sei es im Tretlager, Sitzrohr oder Steurkopfbereich, und wird folgerichtig diese Kräfte an die Bauteile wie Vorbau, Lenker, Kurbel und Sattelstütze ungemindert weiterleiten.
Da diese Bauteile, gerade Vorbau, Lenker, Sattelstütze und
Sattel aber in ihren Leichtbauvarianten, und diese werden von den Leichtbaufreaks sicher an einen solch leichten Rahmen verbaut um das Rad halt möglichst leicht aufzubauen, aber schon jetzt des öfteren Probleme mit der Haltbar und Langlebigkeit haben sehe ich die Gefahr von brechenden Komponenten und die damit verbundene Unfallgefahr stark steigen.
Meine Frage also wäre ob der Rahmen in Renn und Streßsituationen über einen längeren Zeitraum mit Leichtbaukomponenten getestet wurde um die oben angeführten Fragen bezüglich der Steifigkeitsfolgen auch beantworten zu können.
Ich mag mich irren, und alles was ich an Bedenken geschrieben habe mag falsch sein, aber wenn schon Hr. Smolik selbst die hohe Steifigkeit für Unnötig hält und wenn man weiß das steife Rahmen, es sei denn Canyon hat den Kraftfluss revolutioniert, nicht federn dann mache ich mir schon Gedanken ob hier nicht aus marketingtechnischen Gründen letztlich auf dem Rücken des Kunden versucht wird möglichst viel Gewinn abzuschöpfen.
Von daher betrachte ich den Rahmen sehr skeptisch und würde ihn mir definitiv nicht kaufen.
Mal ganz abgesehen vom optischen Eindruck den ich für äußerst übel halte, den "seelenlosen" Lackierungen und der meiner Meinung nach "mäßigen" Geometrie habe ich einen generellen Vorbehalt gegen eine Firma die übers Internet verkauft, Waren anpreist die noch nicht oder nur begrenzt oder mit langer Lieferzeit verfügbar sind, sich als deutsche Firma preist aber außer einer Endmontage alles im Ausland fertigen lässt und das zum Teil in Billiglohnländern.
Das mag manch einer als verklärte, idealistische Sicht der Dinge sehen aber ich stehe dazu das ich dem derzeitigen Billig-Billig Trend auf Kosten heimischer Arbeitsplätze und fremder Billigarbeitsplätze nichts abgewinnen kann.
Ich betone aber nochmals das das Geschäftsgebahren auf der einen Seite mit der technischen Skepsis auf der anderen Seite nichts zu tun hat.