"Dass das nicht bis morgen zu schaffen ist, ist klar, aber wir sollten wenigigstens mal anfangen."
Absolut. Muss man! Und machen die ja auch (Ironie):
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Als hätten die unser Thema geahnt, war in der gestrigen Lokalausgabe dieser Artikel drin.
Obwohl topographisch ja gut für Rad geeignet (wäre nur der Wind nicht
), ist Rad hier leider keine Alternative. Man muss auf der Landstraße fahren - gelinde gesagt: Das macht keinen Spaß. Mit Kindern unverantwortlich. ÖPNV hatte ich geschrieben, kann dem eigenen PKW nichts entgegensetzen.
Ehe das Radwegenetz komplett ist, vergehen Jahre (eher Jahrzehnte).
Ausbau des ÖPNV?! Dauert. Geht wahrscheinlich eh nicht > schon jetzt keine BusfahrerInnen!
Kommen wir zu den finanziell Schwachen zurück und nehmen an: Arbeitsplatz in der Gastro, Mindestlohn, im Winter tendenziell eher Arbeitslosengeld. Wohnort Bergen, Arbeitsort Binz. Das ist nur mit einem PKW machbar. Nun steigen die Kosten, abgefangen wird das an keiner Stelle. Das kann nicht richtig sein.
Zum Thema außerschulische Bildung kann ich aus meinem Berufsalltag Beispiele beitragen (ich bleibe auf der Insel):
Schüler X (9. Klasse) wohnt in Dranske und geht in Bergen aufs Gymnasium. Früh 2 Stunden im Bus, Schule bis längstens 15:30 Uhr. 2 Stunden Bus zurück. Kann aus zeitlichen Gründen in der Woche an keinen außerschulischen Angeboten teilnehmen, bleibt das was am Wohnort angeboten wird: Feuerwehr (immerhin!) und baden gehen. Bibliothek? Theater? Kino?
Schüler Y (5. Klasse) wohnt an der Wittower Fähre. Zur Schule mit Taxi nach Gingst. Schule. Dann zurück mit Bus nach Hause. 1x pro Woche will er zum Karate. Gibt es in Bergen. Mama muss ihn hinfahren, warten, zurückfahren (50 km). Hier hängt das außerschulische Angebot also am Vermögen der Eltern, die Fahrerei zu stemmen. Allein mit irgendwas fahren geht nicht, weil halt nix fährt.
Außerschulische Angebote (Vereine, Bibliothek, ...) haben künftig verstärkt mit der Ganztagsschule zu kämpfen. Wenn bis 16 Uhr Schule ist, dann die Fahrerei, können die SchülerInnen hier an gar nix außerschulischem mehr teilnehmen. Folgen schon jetzt: Größtes Problem der Vereine hier ist die Nachwuchsgewinnung, noch vor Mittelbeschaffung (ich habe letzte Woche eine Befragung zu Themen innerhalb von lokalen Vereinen ausgewertet). Manche können gegensteuern (die Bibliothek macht Angebote in den Schulen), viele können das nicht. Ich bin gespannt, wie das werden wird.
Generell bleibt das Problem, der extrem ausgedünnten Angebote. Früher gabs auf jeden Dorf nen Jugendklub. Es gab wohnortnähere Schulen (die auch noch Freizeitangebote gemacht haben). Alles weg.
Gesagtes gilt nicht nur für hier. Ich bin aber bei der Darstellung bei dem geblieben, was ich täglich überblicke.
Bin ich froh, dass ich alt bin.
Ahoi