Yellowhorse
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Wenn Firmen ihren Mitarbeitern vorschreiben, ob sie im Umgang miteinander sprachliche Höflichkeitsformen nutzen dürfen oder nicht, zeugt für mich schon für einen respektlosen Umgang mit ihren Angestellten.Ich arbeite ja wie bekannt im Kundendienst. Ob per Sie oder Du, das schreibt meistends die Firma vor. Also die Mitarbeiter haben da wenig Entscheidungsmacht.
Es gibt innerhalb von Deutschland sogar unterschiede was von der Mehrheit der Kunden erwünscht wird. Und das übermässige Siezen wird in manche Gegenden Deutschlands sogar als genauso unerwünscht gesehen wie das übermäsige Siezen in andere Gegenden. Ganz grob gesagt, Berlin&Umland und Ruhrpott, da ist Duzen ganz üblich, Bayern, da ist Siezen schon ziemlich erwünscht. Es gibt natürlich Ausnahmen.
Und eine Beobachtung meinerseitz, die Bitte zum Siezen heisst meistends dass der Kunde/die Kundin schon empört ist und die Kommunikation schwierig wird.
Was soll ich denn dann als Kunde einer so geführten Firma erwarten?
Regionale Unterschiede mag es geben, aber das dürfte bei überregional tätigen Firmen wohl keine Rolle spielen.
Seltsam finde ich immer, dass es, sobald es um regionale Unterschiede geht, Bayern als Beispiel für ein Bundesland mit sich konservativ verhaltenden Bewohnern herangezogen wird.
Dabei ist Bayern in sich schon höchst unterschiedlich, was die Bewohner seiner Regionen betrifft.
Was den respektvollen Umgang miteinander im geschäftlichen Angelegenheiten angeht, habe ich zum Beispiel Hamburg als äußerst konservativ erlebt. Da war der Umgang in den meisten Fällen sehr angenehm, auch weil auf gute Umgangsformen höchster Wert gelegt wurde.
Seltsam finde ich auch, wenn hier geschrieben wird, dass ein Kunde der auf höfliche Umgangsformen wie dem Siezen besteht von vornherein als schwierig und bereits empört wahrgenommen wird.
Sind wir wirklich mit unseren modernen Kommunikationsformen schon soweit gekommen? Das finde ich persönlich sehr traurig, denn es zeigt mir ja deutlich, dass ich dann ebenfalls als schwierig und schon „empört“ wahrgenommen werde, nur weil ich mir im Umgang ein wenig Höflichkeit und Zurückhaltung erbitte.
Den Respekt voreinander fordere ich dabei ja keinesfalls nur für mich ein, sondern möchte ihn damit auch meinem Gesprächspartner gegenüber zum Ausdruck bringen.