Wasserrohr ! Leute ihr seid ganz schön überqualifiziert ! Eine signifikante Eigenheit eines echten Wasserrohrs ist und bleibt die gemeine Pletscherplatte. Nur wer sich damit befaßt ist in der Lage in der Wasserrohrliga zu reüssieren. Alles andere ist so tun als ob ;-)
Ich will euch mal ein Beispiel geben, artgerecht eher mit Rohrzangen HiTech aufgebaut.
Die Basis fand ich hinten im Keller und sie kam mir gerade recht zum Anfang meiner "Karriere" als ich mich noch nicht traute an Campa und Columbus SL herum zu drehen. War besser so ;-)
Ihr entschuldigt bitte, daß mich an Bildern bediene die ich irgendwann wohl alle schon mal hier gezeigt hatte.
Zunächst mal habe ich das Teil, ein FISCHER Deutsches Markenrad, erstmal nur anständig gewartet und im Fundsetup wieder fahrbereit gemacht.
Ein edler Randonneur wie man sieht, bereits mit einem Cinelli Bügel und einem Turbo
Sattel vom Vornutzer verunreinigt. Ansonsten alles vom Feinsten: Huret Svelto Schaltung, Weinmann
Bremsen, Stahlfelgen, Kotflügeln, Gepäckträger, Kettenblattschutz, Speichenschutzscheibe, Lichtanlage und Reflektoren ohne Ende.
So konnte das natürlich nicht bleiben. Da ist ein Rennbügel dran, also ist es ein Rennrad, also muß ich da erstmal mit Eisensäge und Feile ran ...
Also erstmal ordentlich gestrippt die Fuhre, Haken und Riemen an die Union Blechpedale und ein paar Runden damit gedreht.
Jedes Rad braucht ein Einsatzgebiet und ich hatte zu jenem Zeitpunkt Bedarf an einem Rad für die schlechte Jahreszeit. Kein Kotflügelkurver sondern eine Dreckschleuder war angesagt. Das Deutsche Wasserrohr kam mir da gerade gelegen, bevor es um die Anschaffung eines richtigen Querfeldeinrades gehen sollte, wollte ich erstmal einen Versuchsesel um meine Präferenzen für die Zukunft zu definieren.
Für die Dimension der Stahlfelgen gab es praktisch keine tauglichen
Reifen. Abgesehen von der Bremsperformanz waren es noch nicht mal richtige Clincher und so sind mir die vorhandenen
Michelin Pneus bei sportliche 6 bar glatt beim aus der Werkstatt schieben um die Ohren geflogen ;-))
Crossgerechte Abhilfe sollten die billigsten 26 Zoll Laufräder von
Decathlon schaffen auf die auch 35er CX pro von
Schwalbe paßten.
Hinten erreichte die labrig-dünne langschenkelige Weinmannbremse problemlos die Bremsflanke der kleineren Laufräder, vorne mußte ich kreativ werden: Bremskörperaufnahme soweit es geht nach unten auffeilen und schließlich noch die Bremsklötze der Länge nach halbieren um nicht am
Reifen zu
bremsen. Ihr ahnt es bereits, trotz Alufelgen bleib die Bremsperformanz der Stahlfelgen auch durch diese Maßnahme unbeeinträchtigt ;-))
Wer könnte einem Rad mit derart schönen Decals widerstehen ?
Jetzt konnte es für mich losgehen, meine schwere Kindheit als das MTB noch nicht erfunden war zu kompensieren ...
Wenn ich jetzt zurück denke ;-)
Gute 14 Kilo brachte das Sportgerät auf die Waage. 52/40 Stahl-Keilkurbel auf 5s 14-28 und DIESE
Bremsen. Kein Weg war schlecht genug für das Kind im alten Simpel, nicht selten endete die Fahrt mit einem Abflug in igendeine Wildsaukuhle im tiefsten Spessart. Mit dem Tausch von Haken und Riemen gegen Look Quartz Pedale ließ sich die Quote zwar spürbar etwas reduzieren aber die Tendenz blieb bestehen. Es gab einfach viel nachzuholen, scheiß auf die dicken Knie wegen der falschen Gänge oder die blutigen Knochen wenn ich mich mal wieder in einer ortstypischen Buntsandsteinhalde langgemacht hatte.
Anläßlich eines solchen Abfluges ging dann einer der professionellen, gelochten Weinmannbremshebel zu Bruch. Ersatz kam in Form eines Pärchens Tektrohebel. Und damit auch eine neue Erfahrung für mich in Sachen Material.
Hatte ich bislang im wesentlichen mit Vorhandenem gewerkelt, die Anschaffung des LRS nach Augenmaß war noch problemlos verlaufen, mußte ich nun feststellen daß ich scheinbar doch nicht auf aktuellem Material unterwegs war. Bis dahih war ich mir dessen nicht bewußt.
"Rennradbremshebel?" fragte mich der Verkäufer im Radsportfachhandel "so etwas gibt es nicht mehr!" Oha ! Anderswo fand ich dann die Tektrohebel, aber "wo bitte gehen denn da die Bremsleinen oben raus ?" "Gar nicht, das sind Aerohebel!" Aha !
Ja gut, ich hab sie dran bekommen, die bescheidene Brems... ähamm... Verzögerungsleistung lies sich nun wenigstens besser greifen ;-)
In Folge zu obigem Bild ging es dann ca. 15% auf ähnlichem Belag bergab. Meine Fingergelenke waren leuchtend weiß und es gelang mir in etwa das Tempo zu halten, weitere Vorkomnisse sollten besser nicht eintreten. Es gelang ..... aaaargh ;-))
Kurzum, ich hatte eine extrem gelungene erste Querfeldein Saison mit diesem Rad trotz aller Handicaps die mir das Rad bot, oder gerade deswegen. Jedenfalls wurde mir sehr deutlich klar wie ein künftiger Cyclocrosser auszusehen hätte.
Hier nochmal das Huretschaltwerk, wie es sich gehört in einem Blechausfaller (hatte ich oben vergessen zu erwähnen) ohne
Schaltauge, also mit "so einem Einsatz-
Schaltauge". Das Teil hat wahrlich nie irgendeinen Grund zur Beanstaltung abgegeben und ich habe nicht mitgezählt wie oft es "zu unterst" war ;-)
Dieses Bild dürfte von einer der letzten Ausfahrten stammen, irgendetwas ging danach zu Bruch meine ich und der erste richtig-echte Alu-Crosser, aus der Summe meiner Erfahrungen mit meinem WasserrohrCrosser gewachsen, war bereits in der Pipeline.
In der Summe hatte ich sehr viel Freude an diesem Rad. In Einzelteilen liegt es heute noch in den Ecken meiner Werkstatt.
R.I.P Fischer Deutsches Wasserrohr !