Es kommt regelmäßig vor, daß ich Kunden zu einem Rahmen von der Stange rate. Manchmal ist das die bessere Entscheidung. Zum Beispiel dann, wenn man nicht wirklich weiß, was man will. Oder um mal eine andere Radgattung auszuprobieren.
Sonst spielt die Frage eine eher untergeordnete Rolle, eben weil die meisten Kunden mit einer Geometrie von der Stange problemlos zurecht kämen. Wie ja die meisten hier auch.
Im Normalfall habe ich Vielfahrer als Kunden. Die haben schon drei, vier gute Räder. Aber an einem stört sie dies, am anderen das. Und das dritte hat es einfach hinter sich. Wer jeden Tag zB zur Arbeit fährt, hat halt auch Verschleiß. Und wenn man das gesparte Geld für die Autofahrten gegenrechnet, kann man sich auch ein gutes Fahrrad für die Fahrt zur Arbeit leisten. Damit macht es mehr Freude und man hat auch weniger Ärger damit.
Die übliche Vorgehensweise bei mir ist, von vorhandenen Räder auszugehen und dann eventuell etwas anzupassen. Also lieber das Oberrohr einen cm länger und dafür den Vorbau etwas kürzer. Im Grunde das, was man hier im Forum auch macht. Oder das Tretlager niedriger, weil das Rad des Kunden, mit dem er sonst gut zurecht kommt, auf einem MTB-Rahmen basiert und das Tretlager dort unnötig hoch ist. Viele Hersteller haben ja kein Problem damit, denselben Rahmen mal als Reiserad und mal als MTB aufzubauen. Oder denselben Rahmen mit geradem Lenker und Rennlenker anzubieten.
Aber es gibt bei mir auch Fälle, die wirklich einen Maßrahmen erfordern:
https://georgblaschkebikes.wordpress.com/2020/08/10/ein-rad-auch-fuer-rauhe-touren/
Oder wenn zB der Wunsch nach einem Gravel mit viel Überhöhung besteht. Das kriegt man von der Stange vielleicht beim Rennrad, aber nicht als Gravel.
Oder ein Straßenrad mit Federung, macht ja sonst keiner.
Eine völlig andere Welt ist der Rennsport. Da hat man sich früher einen Maßrahmen machen lassen. Aber eher auch deswegen, weil es Räder von der Stange gar nicht so gab wie heute. Dafür mehr Rahmenbauer, die auch oft ein Geschäft hatten. Das hat sich heute auch geändert und selbst im Profizirkus wird es mehr Rahmen von der Stange geben als auf Maß. Was in gewisser Weise auch sinnig ist, denn wer seinen Körper nicht in eine optimale Position bringen kann, wird eh nur begrenzten Erfolg haben. Man konkurriert ja mit Leuten, die das können.
Das spielt aber für den Normalbürger keine Rolle. Der möchte sich nicht auf das letzte Prozent hin optimieren, sondern nach vier Stunden vom Rad steigen, ohne daß es wehtut.
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*duckundweg
Zum Glück zu klein.
