Mein Gott, was tummeln sich hier Helden, da bin ich ja richtig stolz Teil dieses Forums zu sein!
Und jetzt ganz unheroisch:
2016 bin ich beim Anhalten mit dem Vorderrad auf feuchtes Moos gekommen, Rad weggerutscht, Lenker eingeschlagen und ich im Bogen über denselben. Beim Aufschlag auf die rechte Schulter ging mir sofort "Schlüsselbein" durch den Kopf. Letzterer war zum Glück mit
Helm geschützt, denn auch dieser schlug spürbar hart auf und hatte anschließend eine Beule. Schlüsselbein und Kopf waren heil geblieben, dafür hatte ich rechts eine leichte Rippenprellung, Prellung Knie links, und einen knöchernen Bandabriss im linken Handgelenk. Die Prellungen lasse ich mal außen vor. Zu dem Bandabriss sagte man mir später im KH (ich war zunächst noch fast 20km nach Hause geradelt und erst abends ins KH, da ich auch hier nur von einer Prellung ausging), dass ich für 6 Wochen Gips tragen müsse. Der gleichen Meinung war auch der nachbehandelnde Unfallarzt. Dem habe ich gesagt das ginge nicht, weil ich "in 2 Wochen unseren Wohnwagen in Urlaub fahren muss". Der hat sich dann tatsächlich auch auf 4 Wochen runterhandeln lassen, den Gips habe ich mir dann im Urlaub selbst abgenommen.
Wie die anderen hier konnte ich auch kaum abwarten wieder auf's Rad zu kommen und habe mir eine Rolle gekauft, auf der ich dann mit nur einer Hand am Lenker gestrampelt bin. Als wir aus dem Urlaub zurück waren, ging ich gleich wieder richtig auf's Rad und nach kurzer Zeit war das Vertrauen wieder da und ich fuhr wie vorher, nur achte ich seither beim
Bremsen besser auf den Untergrund.
Trotzdem ist es letztes Jahr beim
Bremsen wieder passiert: In einer Abfahrt musste ich in einer leichten Linkskurve etwas stärker
Bremsen, weil direkt danach eine sehr enge Rechtskurve folgte. Leider war genau an der Stelle feuchter Lehm auf dem Asphalt. Das Vorderrad ging weg wie auf Eis und ich schlug auf die linke Seite. Dieses mal ging es aufgrund extremer Schmerzen im Unterleib direkt ins KH, und das auch mit dem RTW statt dem Rad (welches ich aber im RTW mitnehmen durfte
). Beckenringfraktur am Schambein links und Sitzbein angebrochen.
Auch hier waren meine größten Sorgen wann ich wieder auf's Rad kann und ob ich wieder normal drauf sitzen kann...
Vom ersten Tag an nach dem Unfall sollte ich mich mobilisieren. Also habe ich mir einen Rollator geben lassen und bin damit unter heftigen Schmerzen den KH-Flur auf und ab. Nach drei Tagen kam ich schon nach Hause und bin hier auch gleich an Krücken und mit Rollator unterwegs gewesen. Jeden Tag, teils mehrere Runden täglich. Anfangs nur etwa 500m, aber langsam immer mehr. Ständig "du musst wieder fit werden/bleiben" im Kopf. Nach 4,5 Wochen machte ich eine 10km-Wanderung, an Krücken!
Nach 9 Wochen habe ich mich das erste mal vorsichtig auf die Rolle getraut und eine Woche später fuhr ich das erste mal wieder draußen, nur 20km und gaanz vorsichtig. Der Unfallarzt hatte mir zwar vom Heilungsprozess her grünes Licht gegeben, wollte aber trotzdem abraten: "Was ist, wenn sie da jetzt wieder drauf fallen?" "Was ist, wenn ich auf der Treppe falle?" Habe ich ihn gefragt.
Von da an habe ich mich kontinuierlich gesteigert und erlangte auch so langsam das alte Vertrauen zurück.
Aber eines fällt mir immer wieder auf: Ich fahre vorsichtiger bei feuchten, nassen Verhältnissen und ganz generell in Kurven, da habe ich mir vor dem Sturz mehr zugetraut.
Meine obigen Schilderungen sind keine Strunzerei, was für ein harter Kerl ich sei, sondern sollen lediglich schildern wie ich persönlich mit diesen Erlebnissen umgegangen bin.
Ich käme auch nicht auf die Idee den TE wegen seinem Verhalten als Weichei zu betiteln. Die Angst vor einem Sturz ist beim Radfahren jederzeit berechtigt, wie schon gesagt wurde, ein Risiko welches man akzeptieren muss. Wenn dann noch eine schwerwiegendere Verletzung vorangegangen ist (ja, das ist bei der geschilderten Verletzung durchaus schon der Fall), kann die Angst natürlich verstärkt werden. Hier muss man natürlich aufpassen dass diese nicht Überhand nimmt und zur Untätigkeit führt. Wenn das absehbar ist, wird es definitiv Zeit ärztliche Hilfe einzuholen. Aber wenn der TE wieder Radeln will, wird er das tun und mit der Zeit auch wieder sicherer werden.