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Eroica 2015

seid doch froh , dann bleibt mehr für euch
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Zuallererst wurde geposed.

Wie K.P.Thaler mit Blick auf mich und mein Peugeot meinte: "Ich finde diese Veranstaltung toll, wo die Leute Freude an wunderschönen Fahrrädern haben und sie herzeigen können, auch wenn sie selber nicht so in Form sind".
Mein Bruder lacht jetzt noch...
 
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Die Cosmic mit Campafreilauf bitte zu mir...... :D
Nix ,
die bleiben hier und haben Shimanofreilauf .
Und jetzt keine Bilder mehr von Teilen,Rädern und toscanischen Essspezialitäten.
Geht ja mal gar nicht.Sowas kann man sich ja auf YouTube angucken...
Und ich hätte da noch einiges....... ,
 
Die Teilnahme an der Eroica verbinden wir noch mit einem Kurzurlaub.
Bei einem Ausflug nach Siena habe ich dieses wohlproportionierte Mädchen auf einem historischen Rad angetroffen dessen Bild ich euch nicht vorenthalten möchte.
Für mich bisher die beste künstlerische Umsetzung der Leichtigkeit des Seins auf zwei Rädern. :);)

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Noch ein Bericht…

Als es am Freitag morgen losgehen sollte hatten wir uns wegen der verheerenden Wettervorhersagen schon die Fingernägel bis auf den Stumpf abgeknabbert und wollen schon zuhause bleiben, als mein Bruder eine einzelne obskure norwegische Wetterseite herausfischt, die leichte Besserung für den toskanischen Samstag verspricht. Die Norweger kennen sich aus mit Wetter, also los…
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Mist, A5 Karlsruhe Stau, Schweizer Grenze Stau, in der Schweiz Stau, Gotthard Stau, italienische Grenze Stau, dann Regen, rund um Mailand Stau und Regen, Regen,Regen,Regen,… Dass sich dabei mein spindeldürrer Bruder Softdrinks, süße Trinkjoghurts und ein Snickers nach dem anderen reinpfeift, während ich am Mineralwasser nuckelnd vom reinen Anblick zunehme, bessert meine Laune nicht wirklich. Wenn wir es bis 21:30 schaffen (Ha, locker!), hat uns die nette Dame unserer Unterkunft, bei der wir uns im Laufe des Freitagmorgens telefonisch mehrfach ab- und wieder angemeldet hatten, gesagt, würde noch ein italienisches Mehrgängemenü auf uns warten.
Kurz nach Mitternacht kommen wir an (Abendbrot: Snickers).
Aber: tolle Unterkunft, schon gut besucht von freundlichen englischen und dänischen Teilnehmern und am nächsten Morgen ein versöhnliches Frühstück.
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Die fröhlich lärmenden Dänen (irre Sprache, jetzt weiß ich, wie für “Der Hobbit” der Soundtrack für die Trollhöhlenszene gemacht wurde) erklären uns den schönsten Weg nach Gaiole und los geht’s zum ersten Eroica Akt: Gucken, posen und nichts –wirklich diesmal gar nichts – kaufen.

Unterwegs begegnet uns eine geführte Eroica-Reisegruppe, deren Räder oberhalb von Gaiole von zwei Kleinbussen abgeladen werden, so dass sie ihre erste Strada Bianche zum Ort des Geschehens herunter rollen können, ohne den lästigen Part des Hochfahrens erleiden zu müssen. Das japanische Pärchen am Schluß offensichtlich mit dem ersten Schotter ihres Lebens unter den Reifen, und die deshalb mit der Geschwindigkeit einer Altersheim-Rolltreppe den Abhang herunter bremsen aber dabei Schreie wie in einer Achterbahn ausstoßen. Auch anderes altes Eisen steht am Wegesrand.
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Dann noch ein kurzer Abstecher zum Aufwärmen zum ehemaligen Kloster und heutigem Weingut Badia Coltibuono oberhalb von Gaiole, wo wir vor drei Jahren eine Unterkunft hatten. Sehr empfehlenswert, besonders auch ihr Wein.
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Runter nach Gaiole.
Gaiole - es ist die eine, die echte Eroica. Zum Glück gibt es mittlerweile viele Klassikerausfahrten, kleine familiäre, chaotische und größere professionell organisierte, aber dies hier ist das Original. Es ist nicht klein, intim, familiär, sondern groß, voll, bunt, laut und toll. Knapp 6000 fröhlich, grinsende Bekloppte, alle mit derselben Meise aber auch erstaunlich viele Frauen, von denen diesmal nicht alle mit genervtem, gelangweiltem oder fassunsglosem Gesichtsausdruck hinter ihren Männern her stapfen, sondern einige auch zwischen Teilen und Trikots wühlen. Ja, wirklich!
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Es sind aber auch zu coole Trikots darunter:
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Der Teilemarkt ist gut bestückt, es gibt eigentlich alles, wenn auch nicht zu allen Preisen. Man ist vom Angebot so erschlagen, und es gibt so viele Sachen, die man nicht wirklich braucht aber eigentlich mitnehmen müsste, dass man dann doch alles liegen lässt. Geht zumindest mir so und so war es ja auch geplant.
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Und Räder in allen Preis und Güteklassen. Gleich am Anfang das “offizielle” Eroica Bianchi, das in echt gar nicht sooo schrecklich aussieht wie gedacht, aber … irgendwie doch. Beim Anblick des Rahmens sieht man praktisch vor seinem geistigen Auge, wie bei Nacht und Nebel der Überseecontainer aus Taiwan auf dem Bianchi-Gelände abgeladen wird. Leute, Ihr seid Bianchi, das könnt ihr wirklich besser.
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Räder, Räder,…
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und auch diesmal sind echte alte Bianchis in der Überzahl. Eine Gruppe wirklich cooler Japaner (im englischen Landhausoutfit samt kunstvoll patinierter M-Leica um den Hals) zeigen ein tolles restauriertes Gloria La Garibaldina und eine ganze Reihe original erhaltener Bianchis aus allen Jahrzehnten.
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Auffallend auch die wirklich gute Laune aller Helfer und Mitarbeiter. Die durchweg fröhliche Grundstimmung der mehr oder weniger exzentrischen Teilnehmer scheint alle anzustecken. Selbst bei der vollen Anmeldung gibt es keine schlechte Stimmung im Gedränge.
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Ein Muss ist ein Besuch beim Gios-Stand von Aldo und Marco Gios, die (nur) in Italien unter dem Namen Gios Räder anbieten dürfen und den alten Super Record Rahmen ziemlich originalgetreu immer noch bauen. Marco erklärt uns, welchen Aufwand sie treiben, um die klassische Sitzstrebenform und Gabelverstärkung hinzubekommen. Dass Aldo aus Jux eine "Alfredo Gios" Trinkflasche aus dem Halter eines vorbeikommenden Gios-Fahres nimmt und mit verächtlichen Schnauben so tut als wolle er sie in den Müll schmeißen, wirft vielleicht ein klein wenig Licht auf die hier im Forum kontrovers diskutierte Frage, wie eng verbunden die beiden Gios Firmen denn nun wirklich sind.
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Zwischen all den Bianchis, Colnagos und Cinellis ist ein Peugeot PY mit goldenen Bremsen und Schaltung ein echter Exot und ein besserer Kontakt-Anbahner als ein süßer Hundewelpe im Stadtpark. Ich bin nie so häufig angesprochen worden. Das geht hin bis zu fast flehentlichen Abkaufversuchen. Dieser junge Mann in dunklem Trikot will sogar unbedingt ein Foto mit mir machen (Echt jetzt, …aber das ist eine andere Geschichte). Warum meine Frau beim Anblick des Fotos ernst sagt: "Guck, schwarz macht schlank" und dann laut zu lachen anfängt, weiß ich auch nicht.
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Dass später auch noch ein grinsender Ex-Cross-Weltmeister mit Blick auf mich und mein Peugeot meint, dass er sich freut, dass hier Leute an schönen Rädern Spaß haben können, auch wenn sie selber nicht so in Form sind, habe ich ja schon an anderer Stelle erwähnt.

Schön sind auch die vielen Fressstände am Abend, die hauptsächlich regionale Spezialitäten anbieten und auch hier die Leute sich fröhlich mit Händen und Füßen verständigend das internationale, muntere Publikum versorgen. Ein Pflichttermin ist allerdings für uns wie jedes Jahr der Besuch in der Pizzeria in Radda, wo der Chef –nachdem man mühsam und radebrechend auf Reisefüher-ablese-Italienisch seine Bestellung aufgegeben hat, in astreinem, akzentfreien(!) Deutsch fragt: “Jungs, wollt Ihr den Wein in der Karaffe oder lieber gleich 'ne Flasche?” (15 Jahre Pizzeria in Frankfurt).
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Der Plan war früh ins Bett zu gehen, weil wir den frühen Start für die 135km Runde erwischen wollen. Als wir beim Frühstück gefragt werden, welche Runde wir am Sonntag fahren werden, damit das Hotel weiß wieviele Frühstückspakete sie früh morgens bereitstellen müssen (die waren echt auf Zack), kann ich meinen großen Bruder nur mit Mühe davon abhalten, es den Dänen nachzutun und für alle vernehmlich “twohundredandnine” heraus zu posaunen. Also es bleibt bei einhunderfünfunddreißig Kilometern mit knapp zweitausend Höhenmetern. Mein durchtrainierter Bruder freut sich drauf, ich, der ich zwar täglich zur Arbeit radle, aber ansonsten eher Touren höchstens halber Länge mit einem Viertel der Höhenmeter mache und danach in der Regel platt bin, habe Angst. Letztes Jahr war ich irgendwie fitter, hatte aber nach 25km das Schaltwerk bei rasanter Abfahrt und dem Versuch rechtzeitig für die folgende Steigung runter zu schalten, voll in die Speichen gehauen und mich so vor der 135er-Erfahrung gedrückt. An die 75km vor drei Jahren konnte ich mich noch schwach erinnern und die Erinnerung flüstert leise (“war fies,… war steil”).

Jedenfalls wird der Plan früh zu schlafen von einer Flasche Benromach und der englischen Gruppe vereitelt, mit denen wir uns festquatschen und wieder einmal feststellen, dass die meisten Fans alter Eisen rund um den Globus tolle, humorvolle Menschen sind. Briten sind höflich. Ihre VW-Frotzeleien halten sich in Grenzen.

Sonntag - Der Tag

Wecker 5:15. Stockdunkel und leichter Nieselregen, der aber aufhört, während wir die bereitgestellten Frühstückspakete vertilgen. Fünf Kilometer leichte, schnelle Abfahrt nach Gaiole. Zum Glück habe ich eine ordentliche LED Lampe am Lenker, nur mit so einer Knog “Nichts-sehen-nur-gesehen-werden-Funzel” wie mein Bruder sie hat, wäre das ungemütlich geworden. Kurz vor Gaiole kommen uns schon haufenweise frühere Starter entgegen und am Start ist es dann doch etwas voller als gedacht, aber dann sind wir auf der Strecke.
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Wie immer ist der Anstieg zur Burg Brolio durch die Allee mit Fackeln rechts und links, während sich langsam am Horizont der Himmel rötlich färbt, ein unvergessliches Erlebnis, auch jetzt bei bedecktem Himmel. Mein Bruder, der mir hoch und heilig versprochen hat, auch bei den langen Steigungen bei mir zu bleiben, wird das Opfer einer perfiden Technik der anderen Teilnehmer. Immer wenn uns eine schnellere Gruppe überholt, wird er von einem unsichtbaren Gummiband, das die Schnelleren nach ihm auswerfen, hinter ihnen hergezogen, so dass er zeitgleich mit ihnen den nächsten Gipfel erreicht. Aber dort wartet er wenigstens auf mich. Die Abfahrten auf den Schotterstrecken gehen besser als erwartet. Durch das feuchte Wetter der letzten Tage und den trockenen Samstag ist die Oberfläche fest und trocken, aber kein bisschen staubig. Die Mafacs mit neuen Koolstop Belägen bremsen wunderbar und die 26mm der Grand Bois Reifen, die ich -ehrlich gesagt aus rein optischen Gründen- den breiteren Challenge Reifen vorgezogen habe, sind völlig ausreichend breit. Auffallend ist die große Zahl von Pannenopfern am Straßenrand. Gefühlt steht alle paar Meter jemand am Weg und wechselt Reifen oder fummelt an der Schaltung herum. An einer Stelle überholen wir einen Schiebenden, der kurz zuvor noch vor uns fuhr und dessen Kette plötzlich verschwunden ist, komplett weg. Ein Meilenstein ist die Stelle meiner letztjährigen “Heldentat". Diesmal schnurre ich die 14% ohne Probleme runter – ich liebe dieses Rad.

Die erste Verpflegungspause ist wie gewohnt perfekt organisiert, gut bestückt mit dem typischen Eroica Angebot (z.B. in Rotwein getränktes und mit Zucker bestreutes Weißbrot, aber auch Obst, Kuchen und Schinkenbrote) und wird von gut gelaunten Freiwilligen bedient, die mit sichtbarem Spaß bei der Sache sind. Alles prima, wir sind voll im Eroica Feeling. Jetzt muss nur noch das Wetter halten.
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Tut es aber nicht.

So gar nicht.

Es fängt erst leicht an zu regnen, dann zu Regnen, REgnen, REGNEN. Zum Glück habe ich mir noch auf der Hinfahrt eine dünne Regenjacke gekauft. Leider der klassischen Optik wegen extra eine altmodische, nicht atmungsaktive aus dünnem gelben Plastik. Leider, weil kalt ist es nicht. Und so dampfe ich, langsam durch eigene Säfte von innen vollkommen durchnässt, die Hügel im strömenden Regen rauf und runter. Es folgt ein Wechselbad von trockenen Passagen, bei denen sogar der Himmel aufreißt und phantastische Ausblicke erlaubt und heftigen Regenschauern. Und die Schotterpisten sind leider nicht mehr fest und trocken und gut fahrbar, sondern werden langsam matschig. Aber noch komme ich auch die steileren Steigungen fahrend rauf und muss nicht absteigen. An solch einer Stelle flitzt der fast 20 Jahre ältere Klaus Peter Thaler in einer Geschwindigkeit an mir vorbei, dass ich denke, ich rolle gerade rückwärts den Berg hinunter. Auch er kann diesen Gummibandtrick mit meinem Bruder. Aber es reißt doch recht schnell.
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Auf dem Weg zur Kontrollstelle in einem Kloster auf einem Hügel, in der als Mönche verkleidete Einheimische uns begrüßen, ist’s dann aber mit dem Fahren vorbei. Es wird so steil und matschig, dass nichts mehr geht. Noch schlimmer ist die Abfahrt über einen Weg, der bei Trockenheit als ausgetrocknetes Bachbett bezeichnet werden könnte und einen schönen, anspruchsvollen Singletrail fürs vollgefederte MTB darstellen würde. Aber es ist nicht trocken. Es ist kein Bachbett, es ist ein Schlammbach und ich sitze nicht auf einem MTB sondern einem 40 Jahre alten Rennrad mit viel zu dünnen Reifen, die teilweise samt Felge im glitschigen Schlamm verschwinden. Ich beginne am Sinn der Veranstaltung zu zweifeln. @Bianchi-Hilde hat recht, die Jungs hier übertreiben es mit den Schotterpisten. So hat man das auch früher nicht gemacht. Ein paar Kilometer gut fahrbare Strade Bianche sind ja in Ordnung, der Historie und des Lokalkolorits wegen. Aber über Wege DIESES KALIBERS hat auch in den 30er oder 50er Jahren niemals jemand ein Radrennen fahren lassen. Niemals. Das ist nämlich Ganz. Große. KACKE. Geht nicht. Voll daneben. Und dann auch noch diese unseligen viel zu steilen Steigungen auf unbefestigter Strecke. Das Ziel nicht abzusteigen, fiel schon vorher. Aber nun latschen wir alle nur noch den Matsch rauf und es will kein Ende nehmen. Meine Füße tun weh. Ich habe keine Lust mehr. Und ich tue dieses kund. Meine leise gemurmelten Beschimpfungen der Organisatoren und -wegen meiner Jammerei vorausgefahrener- Familienmitglieder werden langsam lauter. Nie wieder mach' ich diesen Scheiß mit.

Plötzlich wieder fester Asphalt, es geht leicht bergab, noch regnet es, aber nicht mehr so schlimm und es läuft…Kurve an Kurve… Ha, doch gar nicht so schlecht, wen stören schon so ein paar Regentropfen. Mädchen und Weicheier!
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Leider surren unsere Räder nicht mehr, sie schreien krachend, ratternd mit kreischender Kette nach einem Bad und einem Tröpfchen Öl. Das silberne Peugeot und dunkelblaue Gios sind unter einer Schlammschicht verschwunden und kaum noch auseinanderzuhalten. Wir fahren extra mit Schwung durch tiefe Pfützen, um so die Räder etwas “abzuwaschen”. Ich halte an und opfere das komplette Wasser in der Trinkflasche, um das Schaltwerk und die Ritzel wenigstens etwas vom Schlamm zu befreien. Wie Kara Ben Nemsi in der Wüste: Erst das Pferd, dann der Reiter. Und es hilft. Mein geliebtes PY leidet nicht mehr ganz so laut.
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Ich habe Durst. Und Hunger. Ich hatte mich extra bei den ersten Verpflegungsstationen zurückgehalten, um nicht mit vollem Bauch vom Rad zu fallen. Ziemlich blöd, wenn man bedenkt, dass ich seit der letzten Station bestimmt eine Million Kalorien verbraucht habe. Mindestens. Ich bin gerade bereit, einen offensichtlich vor langer Zeit plattgefahrenen und im Regen wieder aufgeweichten Frosch von der Straße zu klauben und zu verschlingen, da kommt die letzte Verpflegungsstation und wir entscheiden uns doch lieber für toskanischen heißen Eintopf. Phantastisch!
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Es geht weiter. Regnet es? Ich merke es gar nicht. Es geht wieder bergauf aber ich bin warm und es läuft. Auf einer Bergkuppe begrüßt uns ein Schotte im tiefsten Akzent mit “Wait, there’s more to suffer” und zeigt in die Ferne, wo weit voraus eine bunte Perlenkette von Radfahrern langsam eine lange Steigung erklimmt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das Schlimmste ist vorbei. Und so jagt uns auch die aus dem schönen Artikel von Don Alphonso in der FAZ bekannte Stelle, an der es nicht geradeaus nach Gaiole sondern noch einmal zur Burg Brolio hinauf geht, keinen Schrecken mehr ein. Der Gedanke zu schummeln und einfach geradeaus abzukürzen blitzt nur kurz auf. Aber könnten wir uns dann noch in die Augen sehen? Und den anderen Helden? Nichts da, rauf zur Burg. Die Steigung zieht sich noch ziemlich aber von da oben ist es eine lange, lange wunderbare Abfahrt bis Gaiole ins Ziel, wo zur gleichen Zeit die ersten Bewältiger der 209km einfahren und von Kameras umringt werden.
Hmm, Zweihundertneun? Vielleicht...
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Bei bei der anschließenden Pasta-Party fällt wieder die gute Laune der Helfer auf. Auch noch dem viertausendsten Teilnehmer mit einem Augenzwinkern einen Schlag Nudeln mehr zu überreichen, zeugt von echter Begeisterung. Wir bummeln noch völlig verdreckt durch den Ort, treffen wieder den schnellen Ex- Cross-Weltmeister, der erzählt, dass er noch ein PX10 für sich sucht, weil das sein erstes richtiges Rennrad war (das wäre doch eine Aufgabe für’s Forum, dem Thaler zu einem PX10 zu verhelfen?). Auf die Frage, ob er wirklich die ganze Strecke ohne Regenjacke gefahren ist, meint er nur "Sind wir hier bei einem Radrennen oder auf einem Kindergeburtstag?". Mit Blick auf die vielen schmutzigen feiernden Jungs mit ihren Spielzeugen rund um uns herum, fällt die Antwort leicht. Kindergeburtstag. Eindeutig Kindergeburtstag.
Abends fahren wir noch ein letztes Mal zum Hotel hoch, was in der Euphorie, die Strecke geschafft zu haben, locker von der Hand geht.


Ganz habe ich es nicht geschafft nichts zu kaufen, aber ähnlich den mittelalterlichen Mönchen, die ungeborene Hasen zu Fischen erklärt haben, um sie in der Fastenzeit essen zu können, erkläre ich Schuhe, Bücher und Trinkflaschen zu Nicht-Fahrradteilen. Die Beute im einzelnen:
  1. Die 135km Plakette
  2. Endlich eine heile originale TA-Contrex Buddel für das PY. Auf allen Bildern, die Thevenet bei seinem 1975er Toursieg auf dem PY10 zeigen, ist diese Flasche zu sehen, die es angeblich nie zu kaufen gab, sondern nur bei der Tour verwendet wurde. Fragt nicht, was ich bezahlt habe! Bitte nicht.
  3. Das neue wunderbare Buch "Legends of Steel” von und mit fantastischen Fotos von Bengt Stiller, der dort einen kleinen Stand hatte. Und ein netter Kerl ist er auch noch.
  4. Endlich, endlich Detto Pietros in Größe 50 (=echte 48). NOS. Alt. Schwarz. Stark.
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Epilog

Nach glatter ungestörter Rückfahrt finde ich lediglich einen einzelnen Brief auf meinem Schreibtisch vor, der während meiner Abwesenheit angekommen ist. Er ist von meiner Krankenkasse und mein "persönlicher" (nicht sehr sportlich aussehender) Berater ist darin freundlich lächelnd abgebildet, der mich zu einem Fitness-Beratungsgespräch einlädt und mir gratis einen Schrittzähler anbietet, der überprüfen soll, ob ich mich auch so viel bewege, wie er für notwendig hält. Da steht zwar nicht wortwörtlich "Bewege mal Deinen fetten Hintern etwas, damit Du uns später nicht auf der Tasche liegst" aber die Formulierung ist nah dran. Ich überlege, ob ich ihm kommentarlos das von allen Seiten durchtränkte Sitzpolster meiner Helden-Radhose schicken soll, aber die Waschmaschine läuft bereits...
 
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Und los geht’s zum ersten Eroica Akt: Gucken, Posen und nichts –wirklich diesmal gar nichts – Kaufen.

So tapfer kann kein Liebhaber alter Stahlrennfahrräder sein.;)

Ganz habe ich es nicht geschafft nichts zu kaufen, aber ähnlich den mittelalterlichen Mönchen, die ungeborene Hasen zu Fischen erklärt haben, um sie in der Fastenzeit essen zu können, erkläre ich Schuhe, Bücher und Trinkflaschen zu Nicht-Fahrradteilen. Die Beute im einzelnen:
  1. Die 135km Plakette
  2. Endlich eine heile originale TA-Contrex Buddel für das PY. Auf allen Bildern, die Thevenet bei seinem 1975er Toursieg auf dem PY10 zeigen, ist diese Flasche zu sehen, die es angeblich nie zu kaufen gab, sondern nur bei der Tour verwendet wurde. Fragt nicht, was ich bezahlt habe! Bitte nicht.
  3. Das neue wunderbare Buch "Legends of Steel” von und mit fantastischen Fotos von Bengt Stiller. Und ein netter Kerl ist er auch noch.
  4. Endlich, endlich Detto Pietros in Größe 50 (=echte 48). NOS. Alt. Schwarz. Stark.
Sach ich doch.

MfG Jens
 
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