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Fritz Stiebert, Augsburger Rahmenbauer, aktiv von 1979 bis 2001

Meine Schätzung war bewusst hochgegriffen: "Wenn er sehr fleißig war...". Tatsächlich habe ich keinerlei Daten. Allerdings fanden sich in der Presse folgende Produktionszahlen, mit denen man operieren kann:

Hugo Rickert: "30 000 Räder in fünf Jahrzehnten", also 600 pro Jahr.
Claus Lauer: "400 Rahmen werden hier jährlich Rohr für Rohr von Lauer eigenhändig [...] zusammengefügt."
Und @evisu schreibt: "Die Rahmenbauer, mit denen ich bislang gesprochen habe, meinten, dass die Fertigung eines gut gemachten Rahmens komplett schon mal eine Woche dauern kann."

Damit haben wir eine Spannbreite von 600 bis nicht mal 50 pro Jahr.

Mein roter Stiebert ist z.Z. nur zusammengesteckt. Die Maxi-car-Naben und der Gepäckträger sind nicht original. Stattdessen gab es Pélissier-Naben und MAVIC-Schlauchreifenfelgen am Original. Reines Rennrad also.

Bezüglich Rickert 600 Rahmen im Jahr halte ich für Utopi in einem Einmann Betrieb
25/30 Stunden für nen Rahmen ( komplettes Rad ) halte ich realistisch
Wer das mit 30 000 Rädern geschrieben hat der ist .......
 

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Re: Fritz Stiebert, Augsburger Rahmenbauer, aktiv von 1979 bis 2001

Du wirst doch aber zugeben, dass mehr als 1,6 Rahmen am Tag, auf 50 Jahre ohne auch nur einen Ruhetag gerechnet, ein klitzekleinwenig unwahrscheinlich ist, selbst wenn Hugo gelötet und Doris liniert hat wie der Teufel.

edit: Willy Elsner, ebenfalls ab Mitte der 50er Jahre als Rahmenbauer aktiv, baute bis kurz nach der Wende etwa 4.500 Räder, ebenfalls als Ein-Mann-Betrieb. Wobei der Großteil keine Neubauten waren, sondern Umbauten (kürzen) der elend langen Diamant-Rennräder.
 
Du wirst doch aber zugeben, dass mehr als 1,6 Rahmen am Tag, auf 50 Jahre, ohne auch nur einen Ruhetag gerechnet, ein klitzekleinwenig unwahrscheinlich ist, selbst wenn Hugo gelötet und Doris liniert hat wie der Teufel.
Fast möchte ich behaupten, dass da eine Null zu viel steht. Wie wär's mit 3000?
 
[...] bei einer Schaffensperiode von 22 Jahren [müsste es] auch noch eine ganze Schwemme an Stiebert-Radln geben, da selbst wenn von 2200 Stück nur 10% überlebt hätten, gute 220 Stück bekannt sein müssten, und die Geschichte dahinter dann auch nicht so lange im Verborgenen geblieben wäre. Es sei denn, 215 davon stehen schon in deinem Keller. Insofern würde ich den Gesamtausstoß aus 22 Jahren Schaffenszeit auf vielleicht 100 bis 150 schätzen.
Einerseits eine überzeugende Argumentation, aber von 6 bis 7 Rädern pro Jahr kann man wirklich nicht leben. Ich gehe von 3 bis 4 Rahmen pro Monat aus, lasse mich aber gern eines Besseren belehren.

In einem anderen Thread lese ich über Karl-Heinz Lüders und seine Produktion:
"Danke für die weitere Bestätigung, dass in dieser Zeit, also Mitte der Siebziger, etwa 2 Rahmen im Schnitt pro Monat bei Lüders gebaut wurden. Ob natürlich vom Meister selbst oder treuen Helferlein kann ich nicht sagen. Stand ja nicht daneben. 2 bis 3 Rahmen im Monat erscheint mir jedoch noch ohne Zukauf machbar. Es war ja nicht alles Maßarbeit, sondern wohl hauptsächlich über den Winter baute Lüders wohl Rahmen auf Vorrat oder Weiterverkauf an befreundete Händler."
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ja lustig. Ich bin gerade zufällig über diesen Thread gestolpert, weil ich den Namen Stiebert kenne.
Ich bin in Augsburg-Haunstetten in der Hötzelstraße aufgewachsen. Die Stieberts wohnten direkt neben uns und ich weiß von meinem Vater (der auch Radsportler war), dass der Stiebert früher Rennen gefahren ist und irgenwann angefangen hat, selbst Rahmen zu bauen. Anfangs (in den 70ern) nebenberuflich, aber später hat er sich wohl komplett darauf konzentriert.
 
Das ist ja lustig. Ich bin gerade zufällig über diesen Thread gestolpert, weil ich den Namen Stiebert kenne. Ich bin in Augsburg-Haunstetten in der Hötzelstraße aufgewachsen. Die Stieberts wohnten direkt neben uns und ich weiß von meinem Vater (der auch Radsportler war), dass der Stiebert früher Rennen gefahren ist und irgendwann angefangen hat, selbst Rahmen zu bauen. Anfangs (in den 70ern) nebenberuflich, aber später hat er sich wohl komplett darauf konzentriert.
Das deckt sich mit dem, was Herr Stiebert jun. mir vor ein paar Jahren am Telefon berichtet hat. Vielen Dank für diese Ergänzung. Ich habe wirklich Jahre gebraucht, um die Stiebert-Story aufzustöbern.
Meine Entschuldigung, dass mein Feedback so spät kommt, ich habe ewig nicht mehr ins Forum geschaut.
 
Bezüglich Rickert 600 Rahmen im Jahr halte ich für Utopi in einem Einmann Betrieb
Ich halte die 30.000 auch für zu hoch gegriffen, 3000 hingegen für viel zu niedrig.
Irgendwo muss er auch die Zeit für Spezialitäten und um was auszuprobieren hergenommen haben.

Der Hugo hat fast jeden Tag gearbeitet, hatte lange Jahre einen Helfer und war wohl organisiert. Ich denke, der hatte gewiss Jahre, in denen er bis zu 600 Stück rausgehauen hat und diese produktivsten Jahre hat einfach jemand mit 50 multipliziert.

Ich gehe davon aus, dass er über all die Jahre und Jahrzehnte nur selten weniger als einen Rahmen pro Arbeitstag gebaut hat.
 
Der Hugo hat fast jeden Tag gearbeitet, hatte lange Jahre einen Helfer und war wohl organisiert. Ich denke, der hatte gewiss Jahre, in denen er bis zu 600 Stück rausgehauen hat ... Ich gehe davon aus, dass er über all die Jahre und Jahrzehnte nur selten weniger als einen Rahmen pro Arbeitstag gebaut hat.
Interessant. Ich kann da wenig zu sagen, habe aber gerade in einem Interview mit dem Faggin-Besitzer Massimo Francescon gelesen, dass der Produktionsrekord bei Faggin bei 351 Rahmen im Monat liegt. Damals waren sie dreizehn in der Werkstatt, drei Personen haben ausschließlich gelötet. Mittlerweile arbeiten dort (in Padua) nur noch er und seine Frau, und zusammen bringen sie es auf 70 Rahmen -- im Jahr.
 
Der 708 Stiebert in rot mit der Aufschrift Capitan wurde von mir bei Herrn Stiebert für meinen verstorbenen Freund in Auftrag gegeben. Selber fahre ich heute noch einen Stiebert 531/708 der vom Meister gefertigt wurde.
Tut mir Leid wegen deinem Freund. Danke aber für den Hinweis, dass der rote Rahmen, der in Berlin vertickt wurde, eine nachverfolgbare Geschichte hat.
Bin gerade wenig online, deshalb die späte Rückmeldung.
 
Jetzt stellt sich mir die Frage ob es wirklich so wichtig ist, wieviel der Stahlgestelle verlötet wurden, pro Stunde pro Tag im Monat im Jahr¿
Viel wichtiger wäre mir mit welchem Enthusiasmus welcher Akribie die Rahmenbaukünstler, die oft außergewöhnlichen Wünsche der Kundschaft befriedigt haben oder auch nicht.
Die Geschichten die Anekdoten die der Stahl geschrieben hat oder die Jungs die Sie geschrieben haben.
Wo mancher Rahmenschweisser / Löter dem Kunden gesagt hat
DU KRIEGST KEINEN DU NICHT
Geh wieder, hol dir ein Stangengestell egal wo aber geh.
Auch wenn sie die alte deutsche Mark gebraucht hätten die Cartiers des Rahmenbaus.
COOL war die Zeit schon. Als Silberlot floss wie Augustiner am Oktoberfest.
Als Charakterköpfe ihre Erfahrungen in Muffen und Rohre mit alten Drehbänken einfließen liessen.
Und noch kein Asiate mit Mundschutz Matten und Fasern mit 2K Kleber unverottbar im Ofen verschmolz.
Die Stückzahlen interessieren da auch niemand aber man wird sie immer zählen können, denn sie verrotten nicht wie die Q Tipps im Meer oder die Luftballons die über der Welt verstreut niemals vergehen
Habe fertig

Schönes Plädoyer.
 
Jetzt stellt sich mir die Frage ob es wirklich so wichtig ist, wieviel der Stahlgestelle verlötet wurden ...
Volle Zustimmung. Die Anekdoten (Lüders), die handwerkliche Qualität, das Können. Aber die Damen und Herren Rahmenbauer müssen ja auch von ihrer Arbeit leben können, also sind Stückzahlen und Preise nicht ganz unwichtig. Und: Ab einer gewissen Größenordnung ist einfach keine saubere Arbeit mehr möglich, egal wieviel Stunden man in der Werkstatt zubringt. Massimo von Faggin in Padua spricht, je nach Interview, mal von 40, mal von 70 Rahmen, die er pro Jahr produziert (http://www.ciclico.it/faggin-telaista-padovano/; Johan Tell. En Cyclo Pedia. London: Mitchell Beazley; 2018.).
In dieser Größenordnung verliert er sicher nicht die Lust und kann sich dem Werkstück auch widmen.

Ebenfalls gängig: Zukauf. Dieses bunte Flema (Fritz Fleck, Mannheim) ist ein Faggin:
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