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Fullstop für Halfstep - der Faden über die fast vergessene Halbschritt-Schaltung

Am QFE-Rad hab ich 38/46 mir hinten 7-fach. Eigentlich nur deswegen, weil das 46er das normale Fahrblatt ist und der 130er LK kein kleineres Blatt als 38 zulässt.
Aber der kleine Sprung vorne schaltet wunderbar schnell und ich schalte mehr mit dem Umwerfer als mit der Schaltung. Zumindest hier im Flachland, wo es kaum Anstiege gibt und der Untergrund von Straße zu Feldweg wexelt.
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Re: Fullstop für Halfstep - der Faden über die fast vergessene Halbschritt-Schaltung
Ich bin lange 53/44 mit 5x 14-28 gefahren. Man muss sich da keinen Kopp machen, ob und wann vorn schalten angesagt ist. Es passt genauso gut wie hinten schalten
 
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Das mit dem Rennsport mag auf den ersten Blick so aussehen, wenn man 47/50 o.ä. durchkalkuliert. Halfstep-Gänge waren aber glaube ich nicht der Grund für diese Kettenblätter sondern:

[Mit einer Touristik-Garnitur 44/28 werden] Bei einem 5-Gang-Freilauf trotz 10 Gängen nur 7 oder 8 Gänge benutzt, da die Kettenleistung schlecht wäre, wenn die Kette auf dem kleinen Kettenblatt ganz schräg auf dem kleinsten Ritzel des Freilaufs laufen würde. Aus diesem Grund benutzen Straßenrennfahrer ein doppeltes Kettenblatt, um den Wirkungsgrad [die Performance] durch die Einhaltung der Kettenlinie zu erhöhen. Im Gegensatz zu den Tourenfahrern haben die beiden Kettenblätter fast den gleichen Durchmesser, z. B. 48 / 44 oder 52 / 48.
Daniel Rebour, 1949, La Pratique du Vélo, Seite 120

Oder auch in "Le Cycle" Nr. 13, Vol. 5 vom 27.05.1950 Seite 5, im Kontext der Erläuterung der Sinnhaftigkeit von 3-fach Garnituren auch für Rennfahrer (z.B. 50/48/44 oder 52/49/46):
Wie beim Doppelkettenblatt geht es auch hier nicht so sehr darum, über verschiedene Übersetzungsbereiche zu verfügen (man kann 15 Gänge erreichen!), sondern vielmehr darum, eine ausreichend korrekte Kettenlinie über alle Ritzel des Freilaufs zu erhalten.

Es ging um die Annahme, dass eine schräg laufende Kette zu viel Leistung schlucken würde. Deshalb auch solch merkwürdige Abstufungen wie 50/48, wo ich mir denke, dass die Abstufung bloß dazu da ist, dass man die Kette überhaupt auf das andere Blatt bekommt, sonst ebenso gut 50/50 fahren könnte.

Könnte eine auch ein rein französische Sichtweise sein, glaube ich aber nicht.

In seinem 1962er Buch, Seite 40 hatte sich die Empfehlung bereits etwas verändert: Großes Blatt: 50 oder 52 Zähne, für das kleine 48 oder 46 Zähne im Flachen und 44 oder 42 Zähne in den Bergen. Hier also nicht nur der Geradeauslauf der Kette sondern immerhin auch eine Verbreiterung der Übersetzungen, aber nichts mit Half-Step.

Vorhin habe ich (endlich mal) eine frz. Zeitschrift von 1981 durchgeblättert, eine Sonderausgabe von "Le Cycle" mit dem Thema "Übersetzungen", eine Sammlung aller Artikel aus den 5 Jahren vorher mit dem Thema und einige neu geschriebene Artikel. Nichts mit Half-Step.

Ich weiß zwar nicht was in UK so lief, könnte mir aber denken, dass Frank Berto das Half-Step Konzept Mitte der 70er wirklich in die Welt gesetzt hat. Wenn man nur 5 Kränze zur Verfügung hat und man einen Umfang von 13 bis 34 Zähnen abdecken will (Suntour Winner), in der Mitte des Ritzelpakets ein großes Loch zwischen 16 und 20 Zähnen klafft, kommt man vielleicht auf solche Ideen.

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Ulrich Herzog hatte in seinem 1986er Buch "ReiseRäder SuperTourer" das Konzept der oben gezeigten Schaltung evtl. nicht ganz verstanden, ansonsten kann ich mir seine Erläuterungen nicht erklären. Bei einem 6 fach Kranz wie oben kann man bereits viel besser als auf 5fach auch hauptsächlich ganze Gänge schalten und die Halben als Bonus betrachten.

Und was heißt das schon, wenn die meisten Tourenradler das ablehen, wo doch in den USA der Schaltungsguru schlechthin (Frank Berto), in UK der Technical Officer des ältesten britischen Touring Clubs (Cyclists' Touring Club, CTC, Chris Juden), in Deutschland der Technik Journalist Hans-Joachim Zierke und der Erfinder des Ritzelrechners @ReneHerse Dirk Feeken das zumindest lange Jahre fuhren. 😃
Die Angst vor Leistungsverlust (diesmal durch Schräglauf) hat immer eine wichtige Rolle gespielt. Davor gab es diese Angst bei Schaltröllchen.
Die Logik geht für mich dennoch nicht so richtig auf, denn es sind ja immer noch signifikant andere Gänge auf den verschiedenen Blättern. Also kein gleichwertiger Ersatz. Und der Gang zwischen 2 Gängen ist schonmal entscheidend, ob man dranbleibt oder nicht.

Auch sehe ich bei der alten Record eine Kapazität bis zu 34. Extra erweitert gegenüber der Gran Sport. Das passt genau in das Konzept von Halfstep für Rennfahrer wie auch der alte 151er BCD.
Spätere Schaltungen hatten wieder kleinere größte Ritzel. Zusammen mit kleinerem BCD und mehr Ritzel passen dann andere Konzepte gleichgut oder besser.

Bei so seltsamen Kombinationen wie 50/48 denke ich immer, dass der Fahrer das weniger gut verstanden hat als wir heutzutage oder etwas ganz Spezielles im Sinn hatte oder aus der Restekiste Verschleiss ersetzt wurde?!
 
Am QFE-Rad hab ich 38/46 mir hinten 7-fach. Eigentlich nur deswegen, weil das 46er das normale Fahrblatt ist und der 130er LK kein kleineres Blatt als 38 zulässt.
Aber der kleine Sprung vorne schaltet wunderbar schnell und ich schalte mehr mit dem Umwerfer als mit der Schaltung. Zumindest hier im Flachland, wo es kaum Anstiege gibt und der Untergrund von Straße zu Feldweg wexelt.
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Was sind denn da für Schalthebel verbaut?
Interessierte Grüße!

Ich glaube, das "merken" von Gangsprüngen, gerade von kleinen, ist eine Frage der Übung. Ist man (um mal was extremes zu nennen) eine Torpedo-3-Gang gewöhnt, schaltet man bei 8fach immer zwei Ritzel, weil sonst merkt man nix.
Erst nach vielen Stunden im Sattel merkt man, dass man eben doch ein Ritzel mit einer GANZ bestimmten Zähnezahl haben will. Dann freute man sich früher über halfstep. Heute über 10-11-12-fach.
Für ne Torpedo-Nabe wäre halfstep + granny ein geniales Konzept. Leider halten das die Naben nicht aus. Woher ich das weiß...? :rolleyes:
 
Das ist mir auch aufgefallen, als ich zum 1. Mal einen 10-fach Antrieb gefahren bin.
Nach dem Schalten war keine Änderung merkbar. Ich musste schon 2 Gänge schalten, wenn ich was merken wollte.
Was in summa ja eigentlich auch bedeutet, dass der Halbschritt zurück ist, und zwar jetze im Massenmarkt. Doppelblatt brauchts ja auch keins mehr.
Das aber ist eine andere Diskussion.
 
Ja, jetzt seh ich es auch. Hatte an der rechten Seite zwei Hebel in die gleiche Richtung ragen sehen. Das scheint aber das Kabel zu sein. Und der linke versteckt sich ganz schön. Ich hab die kurzen in Gebrauch. Sehr fein.
 
Half-step and granny bin ich Ende der 80er auf meinem ersten Reiserad, einem umgebauten Koga MTB mit Turnstange auch gefahren. 46-42-24 mit hinten 7-fach UG bis 28 Zähne. Damit ging es dann z.B. aus dem Rhein-Main-Gebiet an den Gardasee. Insbesondere wenn man alleine mit dem Reiserad in der Ebene unterwegs ist, dann ist es schon ganz nett immer den passenden Gang zu haben (man emuliert ja quasi einen Maiskolben). Und man hat auf der Radreise ja auch Zeit zum schalten. Mit den Daumenschalthebeln am MTB Lenker geht das schnell. Mit Ergos/STIs genauso. Mit den granny Gängen schafft man es dann auch mit ordentlich Gepäck über die hohen Alpenpässe.

Dann bin ich ca. 1992 auf 28 Zoll und Rennlenker mit Lenkerendschalthebeln mit 7-fach Suntour Accushift umgestiegen und habe hallf-step nicht mehr montiert. Manchmal trauere ich noch der engen Übersetzung in der Ebene hinterher. Allerdings habe ich in den Beinen genug Kraft und fahre dann einfach etwas schneller bzw. langsamer um die richtige Trittfrequenz zu finden. Besser trainiert muss man nicht ganz so sensibel die richtige Trittfrequenz fahren. Mit Lenkerendschalthebeln schien mir auch der Schaltaufwand einfach zu groß. Man muss ja in der Ebene immer links und rechts schalten um auf den nächsten Gang zu kommen.

Ein Umwerfer Tipp noch für Half-step and granny: Suntour XC9000 bzw. MTB-Umwerfer mit baugleichen Käfigen aus der Suntour 6-fach Zeit. Diese Umwerfer schalten alles und passen auch für klassische Kurbeln mit geringem Q-Faktor aus der vor-low-profile Zeit.

Ende der 80er ging es nicht so sehr um den Kettenschräglauf, da die flexiblen Ketten einiges erlaubten. Bei half-step and granny war die Diskussion in den einschlägigen Radmagazinen Dopplungen mit gleicher Entfaltung zu vermeiden um effektiv mehr unterschiedliche Gänge zur Verfügung zu haben.
 
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Sehr gutes summing up vom Vorkommentator. Es ist eine Reise / Trekking Lösung aus der zeit der 7HG. Für Anstiege beladen das Kleinste, für die normalen Wellen und langen Ebenen der Radfernwege die zwei engen Blätter vorn, bei kleinen Erhebungen odr leichtem Gefälle kann man dann prima vorn umlegen und zurück. Im beladenen Zustand wirkt sich auch ein kleiner Übersetzungsunterschied aus.
in einer Welt byond 10 Ritzeln ist die Sache sinnlos.
daher arbeitet alles auch eifrig an der Abschaffung des Umwerfers, wenn ich richtig sehe.
 
Bei so seltsamen Kombinationen wie 50/48 denke ich immer, dass der Fahrer das weniger gut verstanden hat als wir heutzutage oder etwas ganz Spezielles im Sinn hatte oder aus der Restekiste Verschleiss ersetzt wurde?!
Ich könnte mir vorstellen, dass sich der Sinn aus der geringen Kapazität der damligen Schaltwerke ergab: wenn man, um zu viel Schräglauf zu vermeiden, mit dem großen Blatt eher die kleinen Ritzel und mit dem etwas kleineren Blatt die großen Ritzel gefahren ist, dann braucht das Schaltwerk weniger Kapazität, als wenn man alle Ritzel mit dem gleichen Blatt gefahren wäre.
Eine andere Idee wäre, dass man die Gangsprünge zwischen den kleineren Ritzeln eher als störend empfindet als die Sprünge zwischen den großen Ritzeln. Mit ähnlich großen Blättern könnte man die Sprünge bei den schnellen Gängen abmildern. Wenn man dann an einen Berg kommt und die großen Ritzel braucht, stören einen die größeren Sprünge nicht so sehr - hauptsache man findet irgendeinen leichten Gang, mit dem man den Berg hoch kommt. Aktuelle Ritzelpakete funktionieren zumindest so: bei den schnellen Gänge eine feine Abstufung, und je leichter die Gänge werden desto größer werden auch die Sprünge. Ganz extrem bei den 12fach MTB-Ritzelpaketen zu sehen.

Da sind aber nur Ideen von mir, ob's so ist, weiß ich natürlich nicht.
 
Die von crispinus erwähnte Abschaffung der Umwerfer resp. die Abschaffung von Alurahmen die deren Montage mit Schelle erlauben ist schon irre, scheint`s fährt keiner mehr mit Zelt & Kocher im Gebirge rum.
Ich hab`zum Glück noch genug Teile, bei Neuaufbau würde ich mich heute für Rohloff + 2KB entscheiden.
 
Ich könnte mir vorstellen, dass sich der Sinn aus der geringen Kapazität der damligen Schaltwerke ergab: wenn man, um zu viel Schräglauf zu vermeiden, mit dem großen Blatt eher die kleinen Ritzel und mit dem etwas kleineren Blatt die großen Ritzel gefahren ist, dann braucht das Schaltwerk weniger Kapazität, als wenn man alle Ritzel mit dem gleichen Blatt gefahren wäre.
Eine andere Idee wäre, dass man die Gangsprünge zwischen den kleineren Ritzeln eher als störend empfindet als die Sprünge zwischen den großen Ritzeln. Mit ähnlich großen Blättern könnte man die Sprünge bei den schnellen Gängen abmildern. Wenn man dann an einen Berg kommt und die großen Ritzel braucht, stören einen die größeren Sprünge nicht so sehr - hauptsache man findet irgendeinen leichten Gang, mit dem man den Berg hoch kommt. Aktuelle Ritzelpakete funktionieren zumindest so: bei den schnellen Gänge eine feine Abstufung, und je leichter die Gänge werden desto größer werden auch die Sprünge. Ganz extrem bei den 12fach MTB-Ritzelpaketen zu sehen.

Da sind aber nur Ideen von mir, ob's so ist, weiß ich natürlich nicht.
Bevor ich mir über die Halbschrittsache Gedanken gemacht hatte bzw. das überhaupt in mein Bewusstsein gelangt war, hatte ich aus praktischer Probiererei meine eigenen Gedanken und Lösungen entwickelt.

Und zwar bei meiner ersten bewusst aufgebauten Randonnöse: die Matxaka auf Mifa-Basis.
Ausgang war eine 2x5-Schaltung, mit Kranz 14-28. Dabei sind die Sprünge bei 5-fach sehr groß.

Matxaka.jpg


Meine Überlegung war daher, vorn 3-fach aufzulegen und hinten dafür eine feinere Stufung. Das ist sozusagen das Gegenteil von Halbschritt, führt aber zum gleichen Ziel.

Matxaka-V3.jpg


Danach hab ich nur noch "ordentliche" Rahmen für meine Aufbauten verwendet und hatte immer genug Reserve bei den Gängen, so dass Halbschritt nicht mehr notwendig war.
 
Auf der Suche nach was ganz anderem bin ich heute in einer Zeitschrift von Feb. 1930 über ein Foto gefallen, was mich echt gewundert hat, von einem Ausstellungsrad auf der Pariser Fahrradmesse Nov. 1929.
Aus den Angaben bzgl. Entfaltung 2,01m bis 6,30m bei ca. 0,5m Abständen und den zählbaren Zähnen des großen und kleinen KB müsste das vielleicht eine 42/38/22 x 14-18-23 Schaltung sein.
In dem Artikeltext werden von verschiedenen Herstellern die Schaltungen aufgezählt, diese Spezialität wird aber nicht weiter aufgeführt.

La_Revue_du_Touring-club.jpg

Vogel Randonneur - Daniel Rebour Scans - Guylaine Kataloge
 
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Auf der Suche nach was ganz anderem bin ich heute in einer Zeitschrift von Feb. 1930 über ein Foto gefallen, was mich echt gewundert hat, von einem Ausstellungsrad auf der Pariser Fahrradmesse Okt. 1929.
Aus den Angaben bzgl. Entfaltung 2,01m bis 6,30m und den zählbaren Zähnen des großen und kleinen KB müsste das vielleicht eine 42/38/22 x 14-18-21 Schaltung sein.
In dem Artikeltext werden von verschiedenen Herstellern die Schaltungen aufgezählt, diese Spezialität wird aber nicht weiter aufgeführt.

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Na, das dürfte so ziemlich die Geburt von Halfstep + Granny sein. In Reinkultur sozusagen.
 
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