Das mit dem Rennsport mag auf den ersten Blick so aussehen, wenn man 47/50 o.ä. durchkalkuliert. Halfstep-Gänge waren aber glaube ich nicht der Grund für diese Kettenblätter sondern:
[Mit einer Touristik-Garnitur 44/28 werden]
Bei einem 5-Gang-Freilauf trotz 10 Gängen nur 7 oder 8 Gänge benutzt, da die Kettenleistung schlecht wäre, wenn die Kette auf dem kleinen Kettenblatt ganz schräg auf dem kleinsten Ritzel des Freilaufs laufen würde. Aus diesem Grund benutzen Straßenrennfahrer ein doppeltes Kettenblatt, um den Wirkungsgrad [die Performance]
durch die Einhaltung der Kettenlinie zu erhöhen. Im Gegensatz zu den Tourenfahrern haben die beiden Kettenblätter fast den gleichen Durchmesser, z. B. 48 / 44 oder 52 / 48.
Daniel Rebour, 1949, La Pratique du Vélo, Seite 120
Oder auch in
"Le Cycle" Nr. 13, Vol. 5 vom 27.05.1950 Seite 5, im Kontext der Erläuterung der Sinnhaftigkeit von 3-fach Garnituren auch für Rennfahrer (z.B. 50/48/44 oder 52/49/46):
Wie beim Doppelkettenblatt geht es auch hier nicht so sehr darum, über verschiedene Übersetzungsbereiche zu verfügen (man kann 15 Gänge erreichen!), sondern vielmehr darum, eine ausreichend korrekte Kettenlinie über alle Ritzel des Freilaufs zu erhalten.
Es ging um die Annahme, dass eine schräg laufende Kette zu viel Leistung schlucken würde. Deshalb auch solch merkwürdige Abstufungen wie 50/48, wo ich mir denke, dass die Abstufung bloß dazu da ist, dass man die Kette überhaupt auf das andere Blatt bekommt, sonst ebenso gut 50/50 fahren könnte.
Könnte eine auch ein rein französische Sichtweise sein, glaube ich aber nicht.
In seinem 1962er Buch, Seite 40 hatte sich die Empfehlung bereits etwas verändert: Großes Blatt: 50 oder 52 Zähne, für das kleine 48 oder 46 Zähne im Flachen und 44 oder 42 Zähne in den Bergen. Hier also nicht nur der Geradeauslauf der Kette sondern immerhin auch eine Verbreiterung der Übersetzungen, aber nichts mit Half-Step.
Vorhin habe ich (endlich mal) eine frz. Zeitschrift von 1981 durchgeblättert, eine Sonderausgabe von "Le Cycle" mit dem Thema "Übersetzungen", eine Sammlung aller Artikel aus den 5 Jahren vorher mit dem Thema und einige neu geschriebene Artikel. Nichts mit Half-Step.
Ich weiß zwar nicht was in UK so lief, könnte mir aber denken, dass Frank Berto das Half-Step Konzept Mitte der 70er wirklich in die Welt gesetzt hat. Wenn man nur 5 Kränze zur Verfügung hat und man einen Umfang von 13 bis 34 Zähnen abdecken will (Suntour Winner), in der Mitte des Ritzelpakets ein großes Loch zwischen 16 und 20 Zähnen klafft, kommt man vielleicht auf solche Ideen.
Anhang anzeigen 1153943
Ulrich Herzog hatte in seinem 1986er Buch "ReiseRäder SuperTourer" das Konzept der oben gezeigten Schaltung evtl. nicht ganz verstanden, ansonsten kann ich mir seine Erläuterungen nicht erklären. Bei einem 6 fach Kranz wie oben kann man bereits viel besser als auf 5fach auch hauptsächlich ganze Gänge schalten und die Halben als Bonus betrachten.
Und was heißt das schon, wenn die meisten Tourenradler das ablehen, wo doch in den USA der Schaltungsguru schlechthin (Frank Berto), in UK der Technical Officer des ältesten britischen Touring Clubs (Cyclists' Touring Club,
CTC, Chris Juden), in Deutschland der Technik Journalist Hans-Joachim Zierke und der Erfinder des Ritzelrechners
@ReneHerse Dirk Feeken das zumindest lange Jahre fuhren.