Natürlich ist das Spekulation. Der Verdacht liegt aber in meinen Augen nahe.
Belassen wir es einfach dabei, dass ich persönlich nicht viel von derartigen Maßnahmen halte da es meine Meinung ist, dass damit mittel- bis langfristig niemandem geholfen ist, den Opfern von Rassismus am allerwenigsten.
Mag sein dass ich anders darüber denken würde wenn ich zum Beispiel in der Leitung eines solchen Sender sitzen würde, aber das steht hier nicht zur Debatte.
Das seine Rassentheorie aus heutiger Sicht nicht zu rechtfertigen ist, bestreiten nicht mal seine Beführworter. Diese ist aber nach heutigem Wissen schlicht als widerlegt anzusehen. Kant selbst soll diese Theorie auch "nur" als Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs verstanden haben wollen. Und gerade in seinem Spätwerk zweifelt er seine eigene Rassentheorie auch mehr und mehr an. Wobei Teile seiner Rassentheorie ja aus heutiger Sicht nicht mal falsch sind. Die Einschätzung z.B. das gewissen körperliche Merkmale (z.B. die Hautfarbe) auf Umweltbedingungen zurückgehen ist nach heutigem Wissen durchaus korrekt. Und auch die Frage ob es verschiedene Menschenrassen gibt ist aus wissenschaftlicher Sicht erstmal legitim. Heute wissen wir das es keine verschiedenen Menschenrassen gibt, aber damals eben noch nicht. Die Wissenschaften aus denen dieses Wissen stammt gab es zu der Zeit teilweise noch nicht einmal.
Problematisch wird seine Rassenlehre besonders dann, wenn er verschiedenen "Rassen" chrakterliche Eigenschaften zuweist und eine Hierarchie der Rassen erstellt.
Es gab hier jedoch durchaus Stimmen die einen "Denkmalsturz" Kants forderten. Das ging durch bis hinzu Zweifeln an Kants gesamtem Werk und ich meine mich auch an Forderungen nach der "Entfernung von Kants Werken" zu erinnern.
Das man Kants kritisch lesen soll. Absolut! Das hat schon Kant selbst getan. Aber es lassen sich momentan Trends hinzu etwas beobachten, was mit dem Begriff "Cancel Culture" bezeichnet wird. Und so sinnvoll es im Einzelfall sein mag gewissen Werke zu verbannen, kann eine größer angelegte Cancel Culture hochgefährlich sein. Und darum geht's mir in erster Linie!
Zur einordnung Kant hätte ich hier noch ein sehenswertes Video:
Man sollte vielleicht festhalten, dass es nirgends eine offizielle "Verbannung" von Werken, welcher Art auch immer gibt, im Sinne von gesetzlichen oder anderen institutionellen Ebenen.
Du wirst jeden Text, jedes andere Medium, weiterhin in der Original-Fassung vorfinden können.
Wenn das Moralin überschäumt, sollte man mal ein paar Schritte zurück treten und einfach mal schauen, was da nun wirklich passiert:
Zum einen schwappt das aus dem angelsächsischen Sprachraum herüber. Dort spielen Skandalisierungen eine größere Rolle als in Deutschland zum Beispiel und die Sprache im Diskurs zeichnet sich gerne durch einen deutlich ausgeprägteren Furor aus.
Zum Anderen muß man durchaus sehen, dass die Moral-geladenen Forderungen und Argumente ihr Gegenstück in einem radikalisierten, reaktionären populistischen Diskurs findet, der weitgehend unbehelligt die Grenzen des sagbaren, also dessen, was man sonst unter einen respektvollen Umgang verstanden hat, extrem ausgedehnt hat. Im Übrigen mit dem gleichen hyper-moralisierenden Impetus, den diese den gegnerischen Linksliberalen so gerne vorwerfen.
Wenn Verlage und andere Medien-Vertriebe sich entschieden Texte zu überarbeiten oder bestimmte Produkte nicht mehr vertreiben zu wollen, dann tun sie das eigenverantwortlich. Aus welchem Antrieb auch immer.
Hier gibt es erst einmal keinen Skandal zu finden.
Es wäre dann ein Skandal, wenn es tatsächlich eine staatliche Zensur-Behörde gäbe, die ihrerseits Druck auf Medien-Vertriebe ausübten. Aber die existiert hierzulande nicht.
Wenn es um sogenannte "cancel culture" geht, beschreibt das lediglich ein Phänomen im gesellschaftlichen Diskurs. Wen trifft es denn? Ausnahmslos irgendwelche "Prominente", Leute mit Geld und Reichweite. Und durch wen? Schlicht und ergreifend die Öffentlichkeit, deren eigenes Publikum.
Man kann das kritisieren, aber im Grunde hat sich gegenüber dem herkömmlichen Pop-Kultur-Betrieb nichts geändert. Außer, dass sich diejenigen, die bislang machen und sagen konnten, was sie wollten, plötzlich in der unangenehmen Lage sind, sich rechtfertigen zu müssen.
Klar nimmt das irgendwann auch eigenartige Züge an. Aber im Grunde ist das auch Ausdruck einer weitergehenden Demokratisierung des gesellschaftlichen Diskurses.
Und wenn "Autoritäten" an und für sich nichts mehr zählen, ist das erst einmal sogar zu begrüßen.
Strukturelle Diskriminierung, struktureller Rassismus, struktureller Sexismus, ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt. Wir kriegen das von Kindesbeinen, ohne dass jemand das schukdhaft zu verantworten hat, mit auf den Weg. In jeder Biographie, in jeder individuellen, gewachsenen Identität wird es so manche jener Versatzstücke geben. Deswegen wird auch so ziemlich jeder von der aktuellen Debatte irgendwann "getriggert" oder fühlt seine Biographie und/oder Identität in Frage gestellt, auch wenn das gar nicht der Fall sein muß.
Was Kant betrifft, ist das keine Frage des Befürwortens seiner Person oder seines Werkes. Hier zeigt sich lediglich, dass der ein gewöhnlicher Mensch war und Punkt.
Und überraschend ist das nicht: Es gibt nicht eine einzige "Geistesgröße", die unfehlbar gewesen wäre. Schon die alten Griechen wie Aristoteles und Platon zeichneten sich dadurch aus, die Menschheit in bessere und schlechtere zu trennen ( alles Barbaren, außer den Griechen selbst natürlich).
Ein "Denkmalsturz" wäre durchaus in Kants, dem aufklärerischen Sinne.