Wenn ich da vielleicht mal einhaken darf: Die Diskussion um das "nichts zu verbergen" Argument ist leider ziemlich abstrakt. Einerseits haben wir ein Problem damit, dass regelmäßig "Überwachungsmaßnahmen" zu einem definierten Zweck demokratisch eingeführt werden, die Produkte dieser Maßnahmen dann aber ganz anders genutzt werden (z.B. Zugriff der Polizei auf COVID-Kontaktlisten, oder Funkzellenabfragen in Berlin, die nur in ca. 12% der Fälle für die Zwecke angewendet werden, mit denen die Maßnahme legitimiert wurde). Wenn unsere Regierung gemeinsam mit den Strafverfolgern da nachhaltig an ihrer Vertrauenswürdigkeit arbeiten würde, wären die Bedenken sicherlich geringer.
In einer anderen Sache wird's ganz schnell fundamental: Es gibt sog. Chilling-Effects, die im Wesentlichen sagen, dass du dich als Mensch einschränken wirst nur aufgrund des Wissens, dass du überwacht wirst. Das heißt, obwohl du dir nichts zu Schulden kommen lässt (oder lassen würdest) verhältst du dich bewusst oder unterbewusst anders, nur weil du überwacht wirst. Nicht wenige Leute sehen darin einen Eingriff auf dein Grundrecht zur freien Entfaltung deiner Persönlichkeit. Es könnte ja sein, du verleihst jemandem dein Auto nicht, weil du dich vor der Halterhaftung fürchtest, obwohl diese Person sich gar nichts zu Schulden kommen lassen hätte.
Noch eine andere Sache ist dieses Schrittweise aufbauen von Überwachungsmaßnahmen: Zuerst will man in der Regel die Verfolgung von sexueller Gewalt gegen Kinder verbessern. Dann die Verfolgung von schweren Straftaten. Dann von allen möglichen Straftaten. Und am Ende eben die Leute, die sich drei Gramm Gras für den Eigenbedarf im Darknet bestellen. Viele Skeptiker (mich eingeschlossen) denken also oft bei einer Maßnahme schon an die möglichen Folgemaßnahmen und hinterfragen dann, ob man das ganze nicht schon früher stoppen sollte.
Das nur ein paar Gedanken von jemandem, der die skeptische Seite da recht energisch vertritt. Man muss dem ja nicht zustimmen, aber vielleicht hilft es dir beim Verständnis.