Wegen Leuten wie Dir!
Das ist jetzt ganz ernst gemeint und auch gar nicht böse. Du bist ja ein treuer Fan des Profiradsports - ich bin ein treuer Fan eines etwas seltsamen Fussballvereins. Deshalb will ich mich mit Dir auch gar nicht streiten, ob es von Geschmack, Intelligenz oder was auch immer zeugt, nach PantaniUllrichVinokurovBasso.... noch Profiradsportler zu bewundern.
Fakt ist: Du (und ganz viele andere) tust das: Profis bewundern.
Das ist ja auch eine Funktion des Profisports: Vorbilder generieren.
Und da es (neben Doping) auch ne ganze Menge an Training, Disziplin und Talent benötigt, überhaupt zum Profisportler zu werden, "verdienen" solche Leute im Prinzip auch Bewunderung. Ohne das jetzt im Detail auszudiskutieren: Unsere moderne Gesellschaft braucht solche Vorbilder in der Öffentlichkeit. Spitzensport im Fernsehen dient keineswegs nur der Zerstreuung der Couch-Potatoes. Mit der medialen Resonanz auf Spitzensport redet die Gesellschaft sozusagen mit sich selbst und verhandelt darüber, wie Vorbilder sein sollen - also darüber, was gesellschaftlich akzeptiert und gewünscht ist.
Ich schätze Dich aufgrund Deiner Beiträge als etwas jünger ein - trotzdem kennst Du bestimmt das legendäre WM-Halbfinale Argentinien-England mit dem Maradonna-Tor ("Die Hand Gottes"). Darüber hat man sich jahrelang gestritten, ob das jetzt "Betrug" war oder "clever". Darf also so ein "Betrüger" wie Maradonna als Vorbild hingestellt werden? Darum geht es ja auch dem Ulle "Ich habe nie jemanden betrogen! Ich tauge auch weiterhin zum Werbestar!"
Und jetzt kann ich Deine Frage beantworten:
Warum ist das so?
Weil wir in einer verlogenen Gesellschaft leben, in der viele Leute Drogen nehmen, aber sofort jeden Prominenten steinigen, der sowas zugibt (und nicht gerade Rocksänger ist). Oder auf den Sport bezogen: Weil ganz viele Leute im Leben (Sport, Beziehung, Arbeit, ...) schummeln - aber nicht wollen, dass das andere machen (dann würde es sich ja nicht mehr so lohnen, wenn man das selbst macht). Natürlich ist das in gewisser Weise kindisch und bescheuert - ich habe aber auch noch nie behauptet, dass in unserer WElt alles rational und fair ist.
Und jetzt direkt zu Deiner Frage: warum sollte das im Leistungssport anders sein? Konkret aufs Doping bezogen: Weil ich nicht will, dass unsere Gesellschaft offen Vorbilder propagiert, die die Leistungen, für die sie bewundert werden, mittels Doping schaffen. Dann sind wir nämlich ganz schnell dabei, dass jedes Kita-Kind mit Ritalin vollgestopft wird. Dann sind wir ganz schnell dabei, dass meine Personalchefin meinen Hausarzt sagt, was er mit an "perfomance enhancern" noch verschreiben soll.
Ich finde es schon schlimm genug, was alles an leistungsfördenden Mittelchen im Umlauf ist und unter der Hand geduldet wird. Und auf der anderen Seite fangen die Amis an, bei Mitarbeitern Drogenscreenings durchzuführen, ob sie sich vielleicht Mittel einfahren, die die Leistungsfähigkeit gefährden....das sind zwei Seiten einer Medaille