AW: Motobecane Rennrad Projekt
Ja abba Bo,
nenne mir eine Begründung, die plausibler ist...
Bis zum Beweis des Gegenteils bleibe ich bei dieser Version, daß dies der rechtshändischen Bedienungsorganisation geschuldet ist. Mit der kann man nämlich auch ganz prima erklären, warum die Schaltung rechts ist, ...
diskursive Grüße
Martin
Nee, das kann nicht sein, denn die Vorderradbremse ist am Fahrrad "schon immer", also seit den Zeiten des Hochrads (ab den 1870er Jahren) rechts montiert - lange, bevor man überhaupt ernstlich über so seltsame Einfälle wie "Gangschaltungen" nachgedacht hat ...

Und die Bauform der Hochräder wurde ja unverändert aus England übernommen. Ob da der Linksverkehr vor dem Aufkommen der Autopest überhaupt eine nennenswerte Rolle spielte, halte ich aber für fraglich; angesichts der mäßig gepflasterten und stark gewölbten Straßen fuhr eigentlich jeder dort, wo es gerade am besten ging, also meistens in der Straßenmitte (so war es zumindest in Deutschland bis in die 1920er Jahre).
Auch am Niederrad mit Gestängebremse am Vorderrad (und mit Rücktrittbremse im Hinterrad) war der Bremsgriff natürlich weiterhin rechts, und ganz selbstverständlich hatten die Sporträder mit Felgenbremsen ab den 1930er Jahren den Bremsgriff für die Vorderradbremse rechts (auch, wenn sie meistens immer noch keine Gangschaltung hatten

).
Ob es in Deutschland irgendwann vor dem etwa 1975 einsetzenden "Sicherheitswahn" noch mal eine grundsätzliche Diskussion gegeben hat, weiß ich nicht (obwohl ich für meine Magisterarbeit zum Radwegebau in der Zwischenkriegszeit wirklich viiieeel Literatur studiert und Akten gelesen habe ...); in den USA gab es eine solche Debatte (die auch dazu führte, dass zwar Reflektoren, aber keine Beleuchtungsanlagen obligatorisch eingeführt wurden), und das Hauptargument war da, dass der Radfahrer beim potentiell immer besonders gefährlichen Linksabbiegen, zu dem natürlich brav das linke Ärmchen vom Lenker genommen und erhoben gehalten bleiben muss

, weiterhin über die Fähigkeit zum vorderen
Bremsen verfügen können sollte, um ggf. den Abbiegevorgang auch unterbrechen zu können, wenn ein von hinten kommender Motorist sein 'right of way' erzwingen sollte ... Der amerikanische Gesetzgeber ging dabei natürlich tendenziell nicht von ernstzunehmenden Fahrrädern, sondern eher von "Clunkers" aus dem Supermarkt aus, also schweren Eingang-Fahrrädern mit Rücktrittbremse, auf denen Kinder die 2 Meilen zur Schule fahren (denn erwachsene Menschen fahren in Nordamerika ja nicht Fahrrad, sondern Auto

).
Die Hinterbremse auf L ist mir sogar sehr sympathisch, denn da kann ich das Rad auf meiner natürlichen Seite stehend in den Aufzug nehmen (der natürlich mit seiner quadratischen Grundfläche nominell viel zu klein ist für ein Rad) auf dieser Seite die HR-Bremse ziehend die Kontrolle über den stabilen Stand behalten.
So "erlebe" ich das auch - ich zirkele meine Fahrräder oft mal auf dem Hinterrad um die Ecken, und wenn man den Bogen heraus hat, kann man das Fahrrad schön "in der Schwebe" halten und dabei noch eine Kellertür aufschließen ...
