Ich hatte mit über 60 einen ähnlichen Unfall im Mai 2021. Operation mit "dynamischen" Schrauben und Marknagel am selben Abend. Nächsten Tag erste Schritte mit Rollator und am Tag darauf mit Gehhilfen. Nach einer Woche Entlassung aus dem Krankenhaus.
Bekam keine Reha da Prognose auf Grund meines sehr guten körperlichen Allgemeinzustandes sehr positiv. Physio war recht nett aber eher unergiebig in meinen Augen. Habe mir von einer Bekannten drei Wochen nach dem Unfall einen
Rollentrainer geborgt. Mit fünf Minuten und allerlei Schwierigekeiten auf den
Sattel zu kommen begonnen und nach ca. einer Woche tägliche eine Stunde mit wachsender Wattzahl durch die Stube geradelt.
Nach zwei Monaten hat mich ein Kumpel auf der ersten Ausfahrt mit dem MTB (20 km) begleitet. Dabei eine Gehhilfe im Rucksack für alle Fälle. Drei Tage später dann die erste Solofahrt über 30 km.
Zwei Wochen später die erste Testfahrt mit dem Rennrad (Gehhilfe mit Kabelbinder am Oberrohr befestigt - für alle Fälle) und vier Tage später die ersten hügeligen 100 km mit dem Renner.
Danach viele Touren mit 100 - 150 km und steigenden Höhenmetern bis ich dann im Oktober nach 5 1/2 Monaten wieder den ersten 200er gefahren bin. In diesem Jahr, zehn Monate nach dem Unfall, habe ich schon wieder 5000 km absolviert (alles unter freiem Himmel) dazu ca. 45.000 HM.
Ich hatte den unbändigen Willen so schnell es geht wieder Rad zu fahren. Bin dabei aber immer mit Augenmaß vorgegangen und habe nichts riskiert. Mit Gehen hatte ich viel länger Probleme wie mit dem Radfahren und so ganz rund läuft es auf längeren Strecken zu Fuß immer noch nicht. Aber auch hier bin ich zuversichtlich weil es langsam aber stetig besser wird.
Der Bruch ist ausgezeichnet verheilt wie eine Röntgenkontrolle im Januar ergeben hat. Sollte es keine Komplikationen geben, werde ich das Metall im Körper behalten.
Nicht nur im Zusammenhang mit der Fraktur habe ich festgestellt, dass man dem durchschnittlichen Arzt (sollte er nicht gerade Sportmediziner sein) kaum nahe bringen kann welche Leistung man auf dem Fahrrad bringt. Daher ist aus meiner Sicht eine ärztliche Prognose im jeweiligen Fall mit ein wenig Vorsicht zu betrachten. Ein gutes Körpergefühl (auch für Schmerzen) und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit ohne übersteigerten Ehrgeiz sind da oft hilfreicher. Ärzte gehen halt in der Regel von einem Durchschnittspatienten aus, dessen Lieblingsort nicht unbedingt der Rennradsattel ist, sondern eher die Couch vor dem Fernseher.