AW: Pevenage gibt zu, dass Ullrich bei Fuentes war
Das "Geständnis" von Pevenage ist zwar starker Tobak und scheint im Fahrerfeld ordentlich für Angst zu sorgen (siehe Voigts Reaktion), ist aber zum einen wieder nur eine halbherzige, weil nur Indizien nennende, "Enthüllung" und zum anderen nur die halbe Wahrheit.
Ich weiß nicht genau, warum Pevenage behauptet, dass ab `98 bei Telekom alles >wirklich< ganz sauber ablief, aber ich tippe mal ganz "mutig" darauf, dass er sich mit der ganzen Wahrheit in einem Zeitraum selbst belasten müsste, der noch nicht verjährt ist. Daher finde ich, dass die Informationen von Pevenage zwar genutzt, aber teilweise auch kritisch betrachtet werden sollten. Pevenage sollte vor Gericht gezerrt und dort unter Eid verhört werden. Wenn er bereits zugibt, Ullrichs Doping-Reisen organisiert zu haben und vom "halben Fahrerfeld" Bescheid zu wissen vorgibt, so muss ihm eine etwas belastendere Aussage zu entlocken sein.
Voigt hat sich für meine Begriffe ein weiteres Mal unglaubwürdig gemacht.
Er verlangt, dass Pevenage Ross und Reiter nennt, weil er ganz genau weiß, dass Pevenage dann ganz große juristische Probleme bekommen wird und dies deshalb fein bleiben lässt. Als einzige Alternative schlägt er vor, dass Pevenage doch bitte die Klappe halten soll. Also will er im Grunde nur Letzteres.
Versetzen wir uns mal alle in einen Radprofi, der sauber ist und sich von seinen dopenden Kollegen betrogen fühlt - würden wir fordern, dass Pevenage bitte seinen Mund halten soll, wenn er Ross und Reiter nicht nennt? Oder würden wir alles daran setzen, dass er diese Namen nennt?
Pevenage hat schon recht, wenn er sagt, dass Doping systembedingt sei.
Es ist ein Wettrüsten, dass sich verselbstständigt hat.
Er mag ein Profiteur dieses Systems gewesen sein oder einer, der einfach mitgeschwommen ist und trägt sicherlich nicht meine Sympathie, aber man kann das System erst dann bekämpfen, wenn man dessen Funktionsweise kennt.
Dafür muss man auch solchen Leuten - natürlich mit der nötigen Skepsis - zuhören und die Schlüsse daraus ziehen.
Mein Ansatz bleibt weiterhin der, dass man alle C-Proben einfrieren und später wieder bei neueren Tests erneut kontrollieren darf. Dadurch ist gewährleistet, dass es keinen echten Vorsprung des Dopings gegenüber den Kontrollmethoden gibt.
Jeder Athlet, der ein unerlaubtes Mittel nimmt, welches auch noch so neu und trickreich ist, wird nie sicher sein können, dass es nicht eines Tages doch herauskommt.
Wird dann im Nachhinein festgestellt, dass ein Athlet gedopt hat, so werden ihm alle Gelder, die er dadurch verdient hat (auch Werbeeinnahmen) abgenommen. Das abschreckende Prinzip ist meines Erachtens das stärkste Mittel, um Doping unattraktiv zu machen. Andere Mittel sollten natürlich ergänzend fortgeführt oder hinzugefügt werden.
PS: Der Fingerzeig auf andere Sportarten ist zwar angebracht, bringt die Sache jedoch nicht voran. Wenn man eine Revolution im Sport will, muss man schrittweise beginnen.
Macht man sich gleich alle Sportverbände zum Feind, kann man gleich einpacken. Andere Sportarten werden automatisch mit den Reglements nachziehen, wenn sie sehen, dass ohne Doping der Sport sogar attraktiver wird, weil es so größere Leistungsschwankungen gibt und damit höhere Spannung geboten wird.
Wir brauchen also einen Anfang und, wenn dieser so wichtige Prozess im Radsport seinen Anfang findet, so wird das später mit den Augen der Historiker immer wieder lobend erwähnt. Ist das nicht genug Ansporn, es zumindest zu versuchen?