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Vor einiger Zeit habe ich bei Ebay ein älteres Pinarello Prince extreme erworben. Ich war eigentlich gar nicht auf der Suche nach einem „neuen Gebrauchten“ gewesen, sondern wollte einfach nur den Markt sondieren und schauen, was es so gibt. Das Pina ist mir dann aber relativ schnell aufgefallen. Ein paar Nächte habe ich darüber geschlafen und dann in einer nächtlichen weinumnebelten Stunde kurzerhand zugeschlagen. Das Rad war nicht im Rahmen einer Auktion angeboten worden, sondern sollte mit Festpreis verkauft werden. Zugegeben, das Rad war sicherlich kein Schnäppchen, aber wenn man sich einmal verliebt hat, spielt Vernunft (fast) keine Rolle mehr. Nach gut einer Woche kam dann das Rad bei mir sehr gut verpackt an. Die Laufräder, Sattel und Sattelstütze sowie die Pedale waren demontiert worden und getrennt in Schutzfolie umhüllt im Fahrradkarton geliefert worden. Auch der Rahmen war sehr professionell verpackt worden. An dieser Stelle ein großes Lob an den privaten Verkäufer. Bis zum Abend musste ich mich noch gedulden – die Arbeit musste schließlich noch beendet werden- , dann war Weihnachten. Die Einzelteile des Rades waren schnell zusammengesteckt. Schon beim Herausheben des Rahmens fiel das geringe Gewicht auf. Immerhin handelt es sich um einen Alu-Carbon-Rahmen aus den frühen 2000er Jahren.
Erste Bestandsaufnahme:
Ein wunderschöner dunkelblauer Pinarello Prince extreme-Rahmen. Der Lack leuchtet kräftig im Sonnenlicht. Gabel und Hinterstreben sind aus Carbon. Bei genauerer Hinsicht fallen ein paar wenige Kampfspuren auf. Hier und da ist der Lack etwas beschädigt und mit einem Lackstift ausgebessert worden. Eine kleine Delle im Oberrohr zeugt von einer unfreiwilliger Feindberührung, ist aber unproblematisch und fällt kaum auf. Die Schaltgruppe besteht im Wesentlichen aus Shimano Dura Ace 7800-Teilen. Die Kurbel ist von FSA, aus Carbon und mit dem Pinarello-Schriftzug gelabelt und wird von einem Vierkant-Innenlager gehalten. Die Laufräder hingegen kann ich nicht zuordnen: Schwarz, mittelhohe Alufelgen, vorne 24, hinten 28 Speichen, schwarze Naben, die mich an Novatek erinnern. Allesamt abgelabelt.
Die erste Fahrt. Eins steht schon mal fest: Der Lenker und ich werden keine Freunde, das Schaltwerk ist grottig schlecht eingestellt und die Reifen, Hutchinson Equinox 23 mm rollen wie ein Sack Nüsse. Ersteren und letztere werde ich sehr bald ersetzen. Der verbaute ITM Racing super anatomica ist mir mit 44 cm zu breit, die STIs können nicht höher montiert werden, ohne dass die Bremshebel zu weit nach vorne stehen und der Drop ist mir zu groß.
Dass sich das Schaltwerk nicht wirklich einstellen ließ, muss auch dem Vorbesitzer aufgefallen sein. Offenbar ist mehrfach an den Begrenzungsschrauben herumgedreht worden, wodurch der Kreuzschlitz ziemlich ausgenudelt war.
Auch ich hatte meine liebe Not, hatte schon Kassette bzw. Laufrad im Verdacht (fehlender Spacer) bis ich schließlich Kette und Schaltzug demontiert hatte, alles richtig eingestellt und bemerkt hatte, dass der Schaltzug falsch am Schaltwerk geklemmt gewesen ist. Danach lief das Schaltwerk nämlich, wie man es von der 7800er kennt, wie geschmiert.
Insgesamt fällt auf, dass der Vorbesitzer in den Antrieb investiert hatte: Die Shimano-Kettenblätter (53-39) die KMC-Kette und die 10fach-Kassette (12-25) wirken recht neuwertig. Ob ich mittelfristig diese Heldenübersetzung so lassen werde, bleibt abzuwarten.
Den heutigen Vormittag habe ich damit verbracht, Teile zu ordern.
Bis dahin heißt es erst einmal warten und die ersten Touren mit dem royalen Pina absolvieren.
In einem ersten Schritt werde ich das Rad zunächst komplett zerlegen und in einem zweiten dann mit den neuen Teilen wieder zusammenbauen.