Die Gesetze sind rappelvoll mit unbestimmten Begriffen, die im Einzelfall so mit Sinn zu füllen sind, dass zum Entscheidungszeitpunkt möglichst wenig Leuten das Kotzen kommt. Da geht sie hin, die von Dir oben so ersehnte Rechtssicherheit.
Es muss aber, wie ich schon schrieb, das letzte Mittel sein. Es gibt, abgesehen von "Sonderrechten" (Feuerwehr etc.) keine Ausnahmen bei einer roten Ampel und wir brauchen auch keine Ausnahmen wenn es um Schadenersatz bei einem Unfall geht. Entweder ist einer Schuld, oder beide sind zu gewissen Anteilen am entstehen des Unfalls schuld und hat dementsprechend vollständige oder anteilsmässige wiedergutmachung zu leisten.
In dem hier besprochen Fall gibt es keinen Grund davon abzuweichen. Die Autofahrerin hatte
100%, die Radfaherin 0% und hat m.M.n. demzufolge auch
100% des vollständigen Schadens zu zahlen. So hat es das Gericht ja auch entschieden, aber ich würde eben noch weiter gehen und die Gefährderhaftung komplett kippen, denn wer alles richtig macht und sich an alle Regeln gehalten hat, sollte nicht für Schäden haften die jemand verursacht der eben NICHT alles richtig gemacht hat.
Das sehen die Vertreter der Mindermeinung immer so. Oft genug ändert sich aber auch was zum objektiv Besseren, weil doch viele Leute schlauer, gelassener oder toleranter werden. Möchtest Du z.B. noch im bürgerlichen Mief der Fünfziger leben?
Ich möchte in gar keinem "Mief" leben, weshalb du von mir aus auch alles tun kannst, was mir nicht direkt schadet. Und für die Fälle die mir indirekt schaden (als haftender Teil der Gesellschaft) halte ich die bisherigen Regeln für vollkommen ausreichend. So gut wie niemand verletzt sich absichtlich, sondern hat ein eigenes Interesse gesund zu bleiben. Und jeder hier geht Risiken ein die nicht sein müssten und wird dann doch von der Solidargemeinschaft oder der entsprechenden Versicherung im schlimmsten Fall aufgefangen.
Die Frage ist doch eher was noch ok ist, und was nicht, und da helfen eben keine Medienkampagnen die zu subjektiven Fehlbewertung führen, selbst wenn dass dann die "Mehrheitsmeinung" ist, sondern objektive Fakten. Und wenn man die so bewertet das ein
Helm auf dem Rad pflicht sein müsste, dann müsste man konsequenter weise auch bei anderen Dingen den
Helm zur Pflicht machen. Euer Bauch oder Einzelerlebnisse von Leuten die mal gestürtzt sind, reichen da nicht. Objektiv betrachtet gibt es viel mehr Kopfverletzungen bei Unfällen im Haushalt und sogar im Auto. Trotzdem trägt da niemand einen
Helm, nicht mal die die im Auto am Kopf verletzt wurden fahren danach mit
Helm Auto. Frag dich einfach mal wieso.. Und "weil das alle machen" kann wohl kaum ein ernst zu nehmendes Argument sein. Auch nicht in einer Demokratie, was übrigens auch der Grund ist, warum wir keine direkte Demokratie haben. Man traut es den Deutschen nicht zu objektiv richtige Entscheidungen zu treffen. Zurecht, denke ich, auch wenn ich es mir anders wünschen würde. In den meisten Fällen fehlt dazu auch einfach die Kompetenz. Die Entscheidung ob ich einen
Helm tragen möchte und sollte traue ich mir aber noch zu, genau so wie ich jedem zutraue zu entscheiden, ob er im Winter wieder Ski fährt. Ich vertraue darauf das er ein Eigeninteresse daran hat mit gesunden Knien heim zu kommen, und falls ihm doch was passiert...dass nennt sich dann "Leben".
Huh? Wieso so persönlich? Also ich trage
Helm weil ich vor bald zwanzig Jahren mal einen Abgang meiner Frau ansehen durfte, der mit Glück nur mit einer fetten Beule abging. Das hätte auch damit enden können, dass ich sie seitdem im Rollstuhl schieben, wickeln und füttern dürfte und ich bin sehr dankbar, dass dem nicht so ist. Aber unser Thema hier ist Rechtssicherheit vs. Individualgerechtigkeit. Egal, wo die Mehrheitsmeinung herkommt - damit, die als Manipulationsergebnis abzutun, wenn Sie von Deiner abweicht, machst Du es Dir zu einfach.
Das hätte deiner Frau natürlich auch mit
Helm passieren können, weil die Halswirbelsäule durch den
Helm nicht geschützt wird. Siehe den Unfall bei "Wetten dass". Das sieht nicht halb so schlimm aus wie das was man in vielen Videos auf Youtube sehen kann. Die Folgen sind ja bekannt.
Ich bin als Kind mit dem Rad auf ein Auto aufgefahren. Gabel krumm, nicht mal ne Schramme. Ich bin auch schon als Kind als Fußgänger von einem Auto angefahren worden, durch die Luft geflogen und hatte nur Prellungen. Ich hätte bei dem Autounfall auch auf den Kopf fallen können und mich so verletzten. Wäre ich danach dann immer mit
Helm unterwegs? Natürlich nicht, obwohl er mir da geholfen hätte und bei zukünftigen Unfällen ebenfalls helfen könnte. Ich würde auch ziemlich sicher weiterhin ohne
Helm Auto fahren, selbst wenn ich bei einem unverschuldetem Unfall mit dem Auto eine Kopfverletzung davon trage, die mit
Helm nicht passiert wäre. Bin dich deshalb "unordentlich und unverständig"?? Vermutlich nicht.
Sollte aber bei gleicher Faktenlage (Unfallzahlen, Gefahr) in 20 Jahren der
Helm als Fußgänger " normal" sein, bin ich plötzlich "unverständig und unordentlich", obwohl sich objektiv überhaupt nichts geändert hat und man natürlich auch schon heute wissen kann, dass ein
Helm auch im Auto oder als Fußgänger die Gefahr von Kopfverletzungen reduzieren kann. Der Unterschied besteht also nur darin, was die "Gruppe" als "normal" bewertet. Das ist für mich der "Mief der 2000er".
Ja mach doch, wie schon oft in diesem Thread gesagt. Der Diskussionspunkt ist doch: Wenn Du Dinge tust, die zwar nicht verboten, aber nach gesellschaftlichem Konsens (wir reden da nicht über das Helmtragen, da gibt es den eben nicht) saublöd sind, kannst Du nicht erwarten, dass Du bei negativen Konsequenzen überhaupt nicht in die Mitverantwortung genommen wirst.
Du meinst so wie beim Downhill fahren, Alkohol trinken, Rauchen, Übergewicht, oder bei dem was man an Risiken sieht in Youtube Videos sieht? Ich habe noch nicht gehört das da dann die Leistung z.B. der Krankenkassen verweigert wird. So ganz FDP-Konform sind wir also noch nicht. Zum Glück.